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Die Augen des Drachen - Roman

Die Augen des Drachen - Roman

Titel: Die Augen des Drachen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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als hätte er bisher gar nicht daran gedacht, dass Thomas das interessieren könnte. »Zunächst einmal nach Andua. Die Menschen dort sind großartige Seeleute, weißt du, und jenseits des Meeres von Morgen gibt es noch viele Länder, die ich nie gesehen habe. Manchmal nimmt ein Kapitän einen Zauberer an Bord, damit er ihm Glück bringt, um Wind heraufzubeschwören, wenn das Schiff in eine Flaute gerät, oder um das Wetter vorherzusagen. Und wenn niemand einen Zauberer haben möchte - nun, ich bin nicht mehr so jung wie damals, als ich hierher kam, aber ich kann immer noch ein Tau ziehen und ein Segel reffen.« Lächelnd ahmte Flagg die Bewegungen nach, ohne den Stock aus der Hand zu legen.
    Thomas stützte sich wieder auf die Ellbogen. »Nein!«, schrie er fast. »Nein!«
    »Mein Lord König...«
    »Nennt mich nicht so!«
    Flagg ging auf ihn zu und stellte nun einen etwas besorgteren
Ausdruck zur Schau. »Aber Tommy. Lieber alter Tommy. Was hast du denn?«
    »Was ich habe? Was ich habe? Wie könnt Ihr nur so dumm sein? Mein Vater starb durch Gift, Peter sitzt wegen dieses Verbrechens in der Nadel, ich muss König werden, Ihr wollt gehen - und da fragt Ihr noch, was los ist? « Thomas stieß ein kurzes, schrilles, atemloses Lachen aus.
    »Aber das alles muss so sein, Tommy«, sagte Flagg sanft.
    »Ich kann nicht König werden«, sagte Thomas. Er ergriff Flaggs Arm, und seine Fingernägel gruben sich tief in das seltsame Fleisch des Zauberers. »Peter sollte König werden, Peter war immer der Klügere, ich war dumm, ich bin dumm. Ich kann nicht König werden!«
    »Gott macht Könige«, sagte Flagg. Gott … und manchmal Zauberer, dachte er mit einem innerlichen Kichern. »Er hat dich zum König gemacht, und glaube mir, Tommy, du wirst König sein, sonst wird man Erde auf dich schaufeln.«
    »Dann meinetwegen Erde. Ich werde mich umbringen!«
    »Das wirst du nicht tun.«
    »Lieber bringe ich mich um, als dass man noch in tausend Jahren über mich lacht und mich den Prinzen nennt, der vor Angst gestorben ist.«
    »Du wirst ein König werden, Tommy, keine Bange. Doch ich muss gehen. Die Tage sind kalt, aber die Nächte sind noch kälter. Und ich möchte die Stadt verlassen, ehe die Dämmerung hereinbricht.«
    »Nein, bleibt!« Thomas umklammerte fest Flaggs Mantel. »Wenn ich wirklich König werden muss, dann
bleibt und beratet mich, wie Ihr meinen Vater beraten habt! Geht nicht! Ich weiß sowieso nicht, warum Ihr gehen wollt! Ihr seid schon seit einer Ewigkeit hier!«
    Ah, endlich, dachte Flagg. Das ist gut - das ist sogar PRÄCHTIG.
    »Es fällt mir schwer zu gehen«, sagte Flagg ernst. »Sehr schwer. Ich liebe Delain. Und ich liebe dich, Tommy.«
    »Dann bleibt!«
    »Du verstehst meine Situation nicht. Anders Peyna ist ein mächtiger Mann - ein außerordentlich mächtiger Mann. Und er mag mich nicht. Ich kann wohl getrost sagen, dass er mich hasst.«
    »Warum?«
    Teilweise, weil er weiß, wie lange - wie überaus lange - ich schon hier bin. Wahrscheinlich aber, weil er genau spürt, was ich für Delain bedeute.
    »Das ist schwer zu sagen, Tommy. Ich nehme an, es hängt teilweise mit der Tatsache zusammen, dass er ein so mächtiger Mann ist, und mächtige Männer mögen andere, die ebenso mächtig sind wie sie selbst, manchmal nicht leiden. Männer wie die engsten Ratgeber eines Königs zum Beispiel.«
    »Wie Ihr der engste Ratgeber meines Vaters wart?«
    »Ja.« Er ergriff Thomas’ Hand und drückte sie einen Augenblick. Dann ließ er sie los und seufzte wehklagend. »Der Ratgeber eines Königs ist wie ein Hirsch in des Königs Park. Diese Hirsche werden verhätschelt und gehegt und von Hand gefüttert. Ratgeber und zahmer Hirsch führen ein angenehmes Leben. Aber ich habe zu oft gesehen, wie ein zahmer Hirsch aus dem Park auf der Tafel des Königs endete, wenn das Reservat des Königs
keinen wilden Hirsch für das abendliche Steak oder Wildgulasch hergeben wollte. Wenn ein König stirbt, verschwinden seine Ratgeber nur allzu oft.«
    Thomas sah wütend und aufgeschreckt zugleich aus. »Hat Peyna Euch gedroht?«
    »Nein … er war sehr gut zu mir«, sagte Flagg. »Sehr geduldig. Ich habe jedoch in seinen Augen gelesen, dass seine Geduld nicht ewig anhalten wird. Seine Augen verraten mir, dass ich das Klima in Andua wahrscheinlich besser vertragen werde.« Er erhob sich wieder, und sein Mantel bauschte sich. »Und daher … so leid es mir tut zu gehen...«
    »Wartet!«, rief Thomas erneut, und in seinem ängstlich

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