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Die Augen des Drachen - Roman

Die Augen des Drachen - Roman

Titel: Die Augen des Drachen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Teil von ihm ab. Allmählich fühlte er sich geläutert, gereinigt, leer … wie ein Glas, das darauf wartete, gefüllt zu werden. Nachdem er zwei oder drei Tage nichts gegessen hatte, ließ das Knurren seines Magens nach, und er begann, seine wahren Gedanken deutlicher zu vernehmen. Er betete, aber ein Teil von ihm wusste, dass er mehr tat als beten. Er redete mit sich selbst, hörte sich selbst zu und prüfte, ob es eine Möglichkeit gab, aus diesem Gefängnis unter dem
Himmel zu entkommen, in das man ihn so sauber eingesperrt hatte.
    Er hatte seinen Vater nicht getötet. Das war das Erste. Jemand hatte ihm die Schuld dafür zugeschoben. Das war das Zweite. Wer? Natürlich gab es nur einen, der das bewerkstelligen konnte; nur eine einzige Person im ganzen Königreich, die ein so heimtückisches Gift wie Drachensand besitzen konnte.
    Flagg.
    Alles passte perfekt zusammen. Flagg wusste, dass er in einem von Peter regierten Königreich nicht bleiben könnte. Flagg war sorgsam darauf bedacht gewesen, mit Thomas Freundschaft zu schließen … und dafür zu sorgen, dass Thomas ihn fürchtete. Irgendwie hatte Flagg Roland ermordet und dann Beweise gefälscht, die gegen Peter sprachen.
    In der dritten Nacht von Thomas’ Herrschaft war er so weit gekommen.
    Was aber sollte er tun? Sich einfach damit abfinden? Nein, das würde er nicht tun. Fliehen? Das konnte er nicht. Niemand war jemals aus der Nadel entkommen.
    Es sei denn …
    Ein Gedanke kam ihm. Dies war in der vierten Nacht, als er sein Tablett mit Essen betrachtete. Fettes Fleisch, verwässertes Bier, salziges Brot. Ein schmuckloser weißer Teller. Keine Serviette.
    Es sei denn …
    Der Gedanke nahm allmählich Form an.
    Es könnte einen Fluchtweg geben. Es könnte . Sehr gefährlich und sehr langwierig. Am Ende einer langen Anstrengung starb er vielleicht trotz all seiner Bemühungen. Aber … es könnte einen Weg geben.

    Und wenn er entkam, was dann? Gab es einen Weg, den Zauberer als den wahren Täter zu entlarven? Peter wusste es nicht. Flagg war eine arglistige alte Schlange - er hatte sicher keine Beweise seiner Tat hinterlassen, anhand derer man ihn später überführen konnte. Konnte Peter dem Zauberer ein Geständnis entlocken? Er könnte es schaffen, natürlich immer vorausgesetzt, dass es Peter gelang, ihn in die Finger zu bekommen - Peter vermutete, dass Flagg wie eine Rauchwolke verschwinden würde, wenn er hörte, dass Peter aus der Nadel entkommen war. Und würde jemand Flaggs Geständnis glauben, selbst wenn Peter es aus ihm herauspressen konnte? O ja, natürlich gestand er den Mord an Roland, würden die Leute sagen. Peter, der entflohene Vatermörder, hielt ihm ein Schwert an die Kehle. In einer solchen Lage würde ich alles gestehen, sogar einen Mord an Gott!
    Ihr seid vielleicht versucht, über Peter zu lachen, der sich solche Gedanken machte, während er noch hundert Meter über dem Boden eingesperrt war. Ihr werdet vielleicht sagen, dass er vielleicht ein wenig voreilig war. Aber Peter hatte eine Möglichkeit zur Flucht gesehen. Freilich konnte es sich auch nur als Möglichkeit entpuppen, jung zu sterben, aber er rechnete sich eine echte Chance aus. Dennoch … gab es einen Grund, sich all die Mühe zu machen, wenn die Möglichkeit bestand, dass sie letztlich zu gar nichts führte? Oder noch schlimmer, wenn er damit dem Königreich auf eine Weise, die er noch nicht begriff, Schaden zufügte?
    Er dachte über diese Dinge nach und betete. Die vierte Nacht verstrich … die fünfte … die sechste. In der siebten Nacht kam Peter zu folgender Schlussfolgerung: Es
war besser, den Versuch zu wagen, als es zu lassen. Es war besser, eine Anstrengung zu riskieren und Unrecht wiedergutzumachen, auch wenn er dabei möglicherweise starb. Es war eine Ungerechtigkeit begangen worden. Und er machte eine seltsame Feststellung. Die Tatsache, dass ihm diese Ungerechtigkeit angetan worden war, war weit weniger schlimm als die Tatsache, dass sie überhaupt begangen worden war. Sie musste aus der Welt geschafft werden.
    Am achten Tag von Thomas’ Herrschaft schickte er nach Beson.

53
    Beson hörte sich die Worte des gefangenen Prinzen ungläubig und mit zunehmendem Zorn an. Peter beendete seine Rede, und Aron Beson stieß eine Flut von Obszönitäten aus, die einem Droschkenkutscher die Schamröte ins Gesicht getrieben hätte.
    Peter ließ sie schweigend über sich ergehen.
    »Du rotznäsiger Mörderbengel!«, endete Beson in einem fassungslosen Tonfall. »Ich

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