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Die Augen des Drachen - Roman

Die Augen des Drachen - Roman

Titel: Die Augen des Drachen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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glaube, du denkst, du lebst immer noch in Überfluss und Luxus, mit Dienern, die immer eilen, wenn du deinen parfümierten Finger hebst. Aber hier ist es nicht so, mein kleiner Prinz. Nein! «
    Beson beugte sich von der Taille ab nach vorn, und obgleich der Gestank des Mannes - nach Schweiß, billigem Wein und Schmutz - beinahe überwältigend war, Peter wich nicht. Es gab kein Gitter zwischen ihnen; Beson hatte bisher vor keinem Gefangenen Angst gehabt, und vor diesem jungen Welpen ganz gewiss nicht. Der Oberwärter war fünfzig, klein, breitschultrig und dicklich. Sein fettiges Haar hing in Strähnen an Wangen und Nacken herunter. Als er in Peters Zelle gekommen war, hatte einer der Unterwachmänner die Tür hinter ihm abgeschlossen.
    Beson ballte die linke Hand zur Faust und schüttelte sie unter Peters Nase. Die rechte Hand glitt in die Tasche seines Hemds und schloss sich dort um einen Metallzylinder. Ein einziger Schlag mit der so verstärkten
Faust konnte einem Mann den Kiefer brechen. Beson hatte das schon des Öfteren getan.
    »Du kannst deine Ersuchen nehmen und sie dir zusammen mit dem restlichen Rotz in die Nase schieben, mein kleiner Prinz. Und wenn du mich noch einmal in deine Zelle rufen lässt, um mir so einen königlichen Unsinn zu erzählen, wirst du dafür bluten müssen.«
    Beson ging klein und bucklig, beinahe wie ein Troll, zur Tür. Er schritt in seiner eigenen widerlichen Duftwolke.
    »Ihr seid im Begriff, einen äußerst schwerwiegenden Fehler zu machen«, sagte Peter. Seine Stimme war leise und grimmig, und sie war deutlich zu hören.
    Beson drehte sich mit ungläubigem Gesicht zu ihm um. »Was hast du gesagt?«
    »Ihr habt schon verstanden«, sagte Peter. »Und wenn Ihr das nächste Mal mit mir sprecht, Ihr stinkende kleine Rübe, dann vergesst besser nicht, dass Ihr jemanden von königlichem Geblüt vor Euch habt. Meine Herkunft hat sich nicht geändert, als ich diese Stufen erklommen habe.«
    Einen Augenblick lang konnte Beson nicht antworten. Er klappte den Mund auf und zu wie ein Fisch, den man aus dem Wasser gezogen hat - wenngleich jeder Fischer, der etwas so Hässliches wie Beson herausgezogen hätte, es ganz bestimmt wieder ins Wasser geworfen hätte. Peters kühle Ersuchen - die er in einem Ton vorgebracht hatte, der deutlich werden ließ, dass es sich um Befehle handelte, die man besser nicht missachtete - hatten Beson in Wut gebracht. Ein Wunsch war entweder der einer Memme oder eines völlig Verrückten gewesen. Diesen hatte Beson auf der Stelle als Unfug oder Wichtigtuerei
abgetan. Der andere jedoch hatte mit dem Essen zu tun. Das, verbunden mit dem festen, resoluten Ausdruck von Peter, deutete darauf hin, dass der junge Prinz seine Verzweiflung abgeschüttelt hatte und weiterleben wollte.
    Die Aussichten auf künftige Tage des Müßiggangs und auf Nächte der Trunkenheit waren rosig gewesen. Nun rückten sie wieder in weite Ferne. Dieser junge Mann sah sehr kräftig und sehr gesund aus. Der konnte noch sehr lange leben. Beson musste sich das Gesicht dieses jungen Mörders vielleicht den Rest seines eigenen Lebens lang ansehen - und das war ein Gedanke, der einen Mann schon aus der Fassung bringen konnte! Und …
    Stinkende Rübe? Hat er mich wirklich eine stinkende Rübe genannt?
    »O mein reizender kleiner Prinz«, sagte Beson. »Ich glaube, du bist derjenige, der einen Fehler gemacht hat … aber ich verspreche, dass du ihn niemals wieder machen wirst.« Seine Lippen teilten sich zu einem Grinsen und entblößten einige schwarze Zahnstummel. Jetzt, als er angriff, bewegte er sich mit überraschender Gewandtheit. Die rechte Hand, die das Eisen umklammerte, schoss aus der Tasche heraus.
    Peter wich einen Schritt zurück, sein Blick glitt von Besons geballten Fäusten zu Besons Gesicht und dann wieder zurück. Das winzige vergitterte Fenster in der Tür hinter Beson war offen. Zwei der Unterwachmänner standen dort, Wange an kratziger Wange, grinsten und warteten darauf, dass der Spaß begann.
    »Ihr wisst, dass königlichen Gefangenen in nebensächlichen Fragen entgegenzukommen ist«, sagte Peter, der immer noch im Kreise zurückwich. »Das ist Tradition. Und ich habe nichts Ungebührliches verlangt.«

    Besons Grinsen wurde noch breiter. Er glaubte, Furcht aus Peters Worten herauszuhören. Aber da täuschte er sich. Und dieser Irrtum wurde ihm wenige Augenblicke später auf eine Art und Weise deutlich gemacht, wie er es bislang nicht gewöhnt gewesen war.
    »Für solche

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