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Die Augen des Drachen - Roman

Die Augen des Drachen - Roman

Titel: Die Augen des Drachen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Wappen entfernte, entlassen worden war, nachdem sie eine bestimmte Anzahl entfernt hatte, oder ob sie immer noch damit beschäftigt war - aber natürlich machte er sich wegen anderer Dinge Gedanken. Allerdings stellte er fest, dass sie sehr alt waren, und das war gut - er konnte viel mehr Fäden aus jeder reißen, als er es in seinen optimistischsten Augenblicken zu hoffen gewagt hatte. Wie viel mehr er hätte nehmen können, fand er erst im Laufe der Zeit heraus.
    Trotzdem, kann ich ein paar von euch sagen hören, Fäden von Servietten, um daraus ein Seil zu machen, das lange genug ist, um vom Fenster der höchsten Zelle der Nadel bis zum Boden zu reichen? Fäden von Servietten, um daraus ein Seil zu machen, das kräftig genug ist, hundertsiebzig Pfund zu tragen? Ich glaube immer noch, dass das ein Scherz ist!
    Diejenigen von euch, die das sagen, vergessen dabei das Puppenhaus … und den Webstuhl darin, der so winzig war, dass die Fäden der Servietten wie für sein winziges Schiffchen geschaffen waren. Diejenigen von euch, die das denken, vergessen dabei, dass alles in dem Puppenhaus winzig war, aber dennoch perfekt funktionierte. Die scharfen Gegenstände waren entfernt worden, dazu gehörte auch die Schnittklinge des Webstuhls … aber sonst war er intakt.
    Das Puppenhaus, das Flagg schon vor so langer Zeit Unbehagen gemacht hatte, war nun Peters einzige wirkliche Hoffnung auf Flucht.

71
    Ich glaube, ich müsste ein viel besserer Geschichtenerzähler sein, als ich es bin, um euch begreiflich zu machen, wie die fünf Jahre in der Spitze der Nadel für Peter waren. Er aß; er schlief; er sah zum Fenster hinaus, von dem er den westlichen Teil der Stadt überblicken konnte; er machte morgens, mittags und abends Übungen; er träumte seine Träume von der Freiheit. Im Sommer kochte sein Gemach, im Winter gefror es.
    Im zweiten Winter holte er sich eine böse Grippe, an der er fast gestorben wäre.
    Peter lag fiebernd und hustend unter der dünnen Decke auf dem Bett. Zuerst befürchtete er nur, er würde ins Delirium fallen und anfangen, von dem Seil zu erzählen, das sorgfältig geschlungen unter zwei Steinen an der Ostseite seines Schlafzimmers lag. Als das Fieber schlimmer wurde, verlor das versteckte Seil, das er mit dem Webstuhl des Puppenhauses gewoben hatte, an Bedeutung, denn nun befürchtete er zu sterben.
    Beson und seine Unterwachmänner waren sogar überzeugt davon. Sie schlossen schon Wetten darauf ab, wann es so weit sein würde. Eines Nachts, etwa eine Woche nach Beginn des Fiebers, während der Wind draußen tobte und die Temperatur auf null Grad sank, erschien Roland Peter in einem Traum. Peter war davon überzeugt, dass Roland gekommen war, um ihn zu den Fernen Feldern mitzunehmen.

    »Ich bin bereit, Da’!«, rief er. In seinem Delirium wusste er nicht einmal, ob er laut gesprochen oder nur in seinen Gedanken gerufen hatte. »Ich bin bereit zu gehen!«
    Du wirst noch nicht sterben, sagte sein Vater in dem Traum … oder in der Vision … was immer es war. Du hast noch viel zu tun, Peter.
    »Vater!«, kreischte Peter. Seine Stimme war kräftig, und unter ihm verzagten die Wachen, Beson eingeschlossen, da sie glaubten, dass Peter jetzt den rauchenden, ermordeten Geist von König Roland sah, der gekommen war, um Peters Seele in die Hölle mitzunehmen. In dieser Nacht schlossen sie keine Wetten mehr ab, einer von ihnen ging sogar schon am nächsten Tag in die Kirche der Großen Götter, fand wieder zur Religion und wurde schließlich Priester. Der Mann hieß Curran, und ich werde euch vielleicht in einer anderen Geschichte von ihm erzählen.
    In gewisser Weise sah Peter tatsächlich einen Geist - aber ob es nun wahrhaftig der Geist seines Vaters war oder nur eine Ausgeburt seiner fiebrigen Fantasie, das kann ich nicht sagen.
    Seine Stimme sank zu einem Murmeln herab; den Rest konnten die Wachen nicht hören.
    »Es ist so kalt … und mir ist so heiß.«
    Mein armer Junge, sagte sein leuchtender Vater. Dir wurden schwere Prüfungen auferlegt, und ich glaube, es werden dir noch viele bevorstehen. Aber Dennis wird wissen …
    »Was wissen?«, stöhnte Peter. Seine Wangen waren gerötet, aber seine Stirn war so bleich wie eine Wachskerze.
    Dennis wird wissen, wohin der Schlafwandler geht, flüsterte sein Vater, und damit verschwand er.

    Peter sank in eine Ohnmacht, die sich bald in einen tiefen, heilsamen Schlaf verwandelte. In diesem Schlaf ließ das Fieber nach. Der Junge, der es sich zur Gewohnheit

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