Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Augen Rasputins

Die Augen Rasputins

Titel: Die Augen Rasputins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
Vom Netzwerk:
Vertrauen zu Ed.
    Vor Jahren hatte sie einmal einen merkwürdigen Traum
    gehabt. Es war zu der Zeit, als Eddi noch zögerte, als sie so
    deutlich spürte, wie unsicher er ihr gegenüber als Mann war.
    Und nicht begriff, warum. Von Eddis Gefühlen wußte sie noch nicht viel und von diesen besonderen gar nichts. Dem
    Schwanken zwischen Triumph und Schuldbewußtsein. Der
    Versuchung erlegen, ein bißchen Gott gespielt und das vollkommene Weib erschaffen, hingebungsvoll, leidenschaftlich, zärtlich, geduldig, sanft. Und gläubig!
    Als Eddi damit begann, sie nach langen Spaziergängen, nach Konzertbesuchen, Theaterabenden und dergleichen in sein Haus zu bringen. Und dann saßen sie nebeneinander auf der Couch, lagen auch manchmal auf dem Teppich. Eddi hatte Musik gemacht, eine Flasche Wein oder Sekt geöffnet. Eddi war zärtlich, leidenschaftlich bis zu einem gewissen Punkt. Und sie war fast zwanzig, kam fast um vor Verlangen, einmal tatsächlich zu erleben, wie es war. Nicht immer nur daran denken, einen Mann zu fühlen. Aber soweit ließ Eddi es nicht kommen. Und nach solch einem Abend mit ihm hatte sie geträumt.
    In dem Traum befand sie sich zusammen mit Eddi und einigen anderen in einem halbdunklen Raum.
    Viele der anderen kannte sie gar nicht, und von einigen konnte sie das Gesicht nicht erkennen. Aber Eddis Gesicht sah sie deutlich. Er saß an einer Bar und schaute teils voller Interesse, teils mit neugierig abwartender Furcht zwischen der Tür und dem Bett, auf dem sie lag, hin und her. Und dann öffnete sich die Tür.
    In dem hellen Viereck war für Sekunden eine Gestalt zu erkennen, nicht sehr lange. Die Tür wurde gleich wieder geschlossen, und die Gestalt hob sich nur noch wie ein Schatten von dem helleren Holz ab. Niemand im Raum wußte, wer
    hereingekommen war, es interessierte sich auch niemand dafür.
    Nur Eddi wußte es. Und sie, sie wußte es auch. Er war gekommen. Und er kam zum Bett, beugte sich über sie, drückte ihre Schultern mit beiden Händen auf das Laken.

    »Bis wir verrückt werden «, sagte er. An seinem Kopf vorbei konnte sie immer noch Eddi sehen. Die Neugier in seinem Blick. Und die Furcht. Aber er tat nichts, schaute nur zu, während die anderen sich gar nicht weiter um das Bett kümmerten. Und er drückte ihr die Beine auseinander, kniete dazwischen, packte mit den Händen ihre Hüften und hob sie ein wenig an. Es ging alles so entsetzlich langsam. Wie er auf seinen Knien ein Stückchen näher rutschte, sie mit einem Ruck zu sich heranzog, in sie eindrang, die Hände wieder auf ihren Schultern. Und Eddi schaute immer noch zu.
    Er weinte, aber er rührte keinen Finger. Als es vorbei war, drehte Eddi das Gesicht weg. Und sie ließ sich vom Bett aufhelfen, ließ sich einen Arm um die Schulter legen, ließ sich zur Tür führen.

    »Verschwinden wir, Püppi «, sagte er, als er die Tür öffnete.
    Dahinter war es nicht mehr hell, stockfinster war es. Und während er sie in diese Finsternis hineinführte, hörte sie ihn sagen:

    »Die wahre Liebe gibt es nur im Tod. «

    Sie hatte mit Eddi darüber gesprochen, gleich am nächsten Tag und obwohl sie es eigentlich nicht hatte tun wollen, weil sie deutlich fühlte, wie unangenehm ihm das Thema Heiko
    Schramm war. Auch an dieses Gespräch erinnerte sie sich plötzlich wieder in allen Einzelheiten. Sie lagen nebeneinander auf dem Fußboden, im Hintergrund sang Neil Diamond leise:
    ›Canta Libre‹.
    Eddi hatte die Arme unter dem Nacken verschränkt und ihr mit geschlossenen Augen zugehört. Als sie zum Ende kam, richtete sie sich halb auf und versuchte, an seinem Gesicht abzulesen, ob sie ihn schockiert hatte. Aber da gab es nichts zu erkennen. Eddi spekulierte nicht über eventuell doch noch vorhandene Sehnsüchte, er fragte nicht einmal, welchen Symbolgehalt sie der Finsternis hinter der Tür einräumte, fragte auch nicht, wie sie sich gefühlt, ob sie Angst gehabt hatte.

    Mit immer noch geschlossenen Augen und der Spur eines Lächelns fragte er nur:

    »Siehst du mich so, den unbeteiligten Zuschauer? «

    »Du warst nicht unbeteiligt. Du hast geweint. «

    »Und warum habe ich geweint? «

    Nicht einmal jetzt öffnete er die Augen. Er lag da, als lauschte er der Musik.

    »Vielleicht habe ich dir leid getan. Ich weiß es nicht. «

    »Du mußt es wissen «, sagte Eddi,»es war dein Traum. Warum habe ich geweint? «

    Sie wußte es, natürlich wußte sie es. Sie hatte es auch im Traum schon gewußt.

    »Du wolltest nicht, daß er

Weitere Kostenlose Bücher