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Die Augen Rasputins

Die Augen Rasputins

Titel: Die Augen Rasputins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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Dorothea war die Sache ganz einfach. Kein
    Unschuldslamm, aber auch nicht das Monster, das Ed aus ihm gemacht hatte. Und Patrizia, Patti, wie Dorothea die jüngere Schwester nannte…

    »Sie hat deine Ansichten übernommen «, erklärte Dorothea.

    »Sie hatte gar keine andere Wahl. Du warst ein Mann so ganz nach Pauls Geschmack. Es gab keine Schwierigkeiten. Schramm war nicht mehr da, sie hatte sich in dich verliebt. Und das ist das einzige, was ich gelten lasse, daß sie dich liebt. Daß du sie sieben Jahre hattest, um ihr beizubringen, was gut für sie ist, und er nur ein paar Monate. Und daß sie jedem Problem nach Möglichkeit aus dem Weg geht, darf man auch nicht übersehen.
    Wenn sie mit ihm gegangen ist, freiwillig, meine ich, den Anschein hat es ja, dann… «

    Diesmal war Edmund es, der unterbrach. Er sprach den Satz für sie zu Ende:

    »Muß es besondere Gründe geben. «

    Ihm ging da etwas durch den Kopf, sehr angenehm war es nicht. Aber es war auch nicht von der Hand zu weisen. Die fehlende Kleidung sprach tatsächlich dafür, daß Schramm ihr vertraut hatte. Er hatte sie jedenfalls in Ruhe packen lassen. Und sie sah in ihm einen Teufel, ein Monster, eine Bestie.
    Ungeziefer! Er sah sie wieder auf die Tür zugehen, an dem Nachmittag damals in der Praxis, mit den Füßen auf die Papierschnipsel tretend. Ungeziefer muß man zertreten!
    Zwei Sekunden lang saß Edmund noch reglos, dann sprang er aus dem Sessel auf. Dorothea schrak nicht einmal zusammen, als er in die Diele rannte und gleich weiter die Treppe hinauf.
    Sie folgte ihm, erreichte die Tür zum Schlafzimmer, als er
    gerade das Schubfach des kleinen Schrankes aufzog, der neben seinem Bett stand. Sie sah, daß er in dem Fach herumtastete, sichtlich nervös wurde, ein paar Dinge beiseite schob, sich hinunterbeugte, um nachzusehen, weil er allein mit den Händen nicht fand, was er suchte. Als Edmund sich aufrichtete, war er merklich blaß.

    »Sie hat meine Pistole. «

    Dorothea fluchte. Aber sie faßte sich rasch wieder.

    »Das wird Patti nicht tun. Das kann sie gar nicht. Wenn sie es könnte, hätte sie ihn gleich hier über den Haufen geschossen.
    Warum hätte sie ihn dann noch begleiten sollen? «

    Weil sie ihn draußen leichter loswerden kann, dachte Edmund.
    So loswerden, daß kein Verdacht auf sie fällt.
    Hier im Haus hätte es Probleme gegeben, sie hätte einiges so herrichten müssen, daß es nach Notwehr aussah. Und auch dann war noch nicht gewiß, daß man ihr glaubte. Aber draußen…
    Jeder Polizist mußte davon ausgehen, daß Schramm von
    seinem Komplizen erledigt wurde, als er seinen Anteil an der Beute verlangte. Hatte sie es sich so vorgestellt? Ihn erschießen und zurückkommen. Davon ausgehen, daß kein Mensch wußte, daß er bei ihr gewesen war.
    Dorothea schaute ihn fragend an, erkannte wohl, daß etwas in ihm vorging, wartete auf eine Erklärung. Aber das konnte er ihr nicht erklären, das nicht.

    »Wir fahren zu seiner Mutter «

    sagte er.

    »Wenn sie seine Pläne kennt, sie wird sie mir sagen, garantiert. Ich weiß, wie ich sie zum Reden bringe. «

    Während der Fahrt sprachen sie kaum. Dorothea hatte noch einmal im Telefonbuch nachgeschaut, die Adresse von
    Schramms Mutter herausgesucht. Bei ihrem ersten Anruf hatte sie sich die nicht gemerkt. Sie schien wütend, jedesmal, wenn Edmund sie mit einem kurzen Seitenblick streifte, bemerkte er den verkniffenen Gesichtsausdruck. Wütend auf ihn, es interessierte ihn nicht sonderlich. Ihre Vorwürfe hatte er fast
    schon wieder vergessen.
    Einen Teufel aus ihm gemacht! So ein Unsinn, er war ein Teufel. Und es spielte nur eine nebensächliche Rolle, ob nun ein gefährlicher oder ein gefährdeter.
    Wenn Patrizia abdrückte… Edmund erinnerte sich, daß sie einmal darüber gesprochen hatten, wie das wohl sei, einen Menschen zu töten, nicht unbedingt Schramm, irgendeinen. Daß im Augenblick der Tat wahrscheinlich die Waffe den
    Unterschied machte. Daß es Überwindung kosten mußte, mit den Händen eine Kehle zuzudrücken oder ein Messer in einen Körper zu treiben. In beiden Fällen war da der Körperkontakt zum Opfer. Eine Schußwaffe dagegen verschaffte Distanz, und es war eine Kleinigkeit, einen Finger zu krümmen. Aber später, wie würde sie es verkraften? Dorotheas Stimme riß ihn aus seinen Gedanken.

    »Du mußt da vorne links abbiegen. «

    Wenig später hielt Edmund den Wagen auf einem Parkstreifen vor einem schäbigen Wohnblock. Dorothea stieg gleich aus und ging

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