Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Augen

Die Augen

Titel: Die Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hooper
Vom Netzwerk:
gesagt. Du musst jemandem vertrauen und dir helfen lassen.«
    »Jemand anderem als dir.«
    »Ich … bin außen vor. Mein Job ist es, kryptische Warnungen auszusprechen, weißt du noch?«
    »Ja, ja, schon klar.«
    Beau lächelte flüchtig, doch es war eher ein mitfühlendes denn ein amüsiertes Lächeln. »Ich wünschte, ich könnte mehr tun.«
    »Dann tu auch mehr, verdammt!«
    »Das Seherhandbuch, weißt du noch? Wir müssen uns alle an die Regeln halten, Maggie. Einen Schritt nach dem anderen gehen, das Terrain sondieren, unseren Weg erspüren, die Zeichen lesen. Sich sehr davor hüten, etwas zu tun, das alles nur noch schlimmer macht. Das hast du bisher auch getan. Sonst hättest du ihnen längst die Wahrheit gesagt.«
    »Und wie soll ich ihnen die Wahrheit sagen? Andy, den anderen Cops? Wie sollen sie das jemals begreifen? Ach, verdammt – wie sollen sie mir überhaupt auch nur glauben?«
    »Wenn du dir nicht einmal selbst richtig glaubst«, murmelte er.
    »Es ist auch nicht leicht, das zu glauben, zu akzeptieren.«
    »Ich weiß.«
    »Du könntest dich irren«, sagte sie. Es war weniger eine Feststellung als eine Frage.
    »Ich wünschte wirklich, das wäre so, Maggie. Um deinetwillen.« Eine Weile blickte er sie schweigend an. Dann sagte er: »Ist Garrett schon hier?«
    »Ja. Er war gestern auf der Polizeiwache. Wollte mit mir über Christina reden.«
    »Hast du es ihm gesagt?«
    »Die Wahrheit? Nein. Ich habe gelogen. Ich habe dem Mann ins Gesicht gelogen, was den Tod seiner Schwester betrifft.«
    »Warum?«
    »Weil … Ich weiß nicht, warum. Weil er nicht weniger leiden würde, wenn er die Wahrheit kennt. Weil er sich Vorwürfe machen würde wegen etwas, das er getan oder eben nicht getan hat. Weil Christina nicht gewollt hätte, dass er es weiß. Weil er mir nicht glauben würde.« Wie zum Gruß hob sie die Hand mit dem Getränk. »Oder vielleicht auch nur, weil ich ein Feigling bin.«
    »Ich glaube nicht, dass es das war.«
    »Nein? Ich weiß es nicht. Ich habe Angst, Beau. Ich habe totale Panik.«
    »Vor der Zukunft?«
    »Vor dem Jetzt. Was, wenn ich nicht stark genug bin? Oder clever genug oder schnell genug? Das war schon einmal so.«
    »Diesmal gelingt es dir.«
    »Spricht da der Seher? Oder einfach nur du?«
    »Einfach nur ich.«
    Maggie seufzte. »Das habe ich mir gedacht.« Mehrere Minuten brütete sie schweigend vor sich hin. Dann sagte sie unvermittelt: »Garrett. Du irrst dich in ihm.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja.«
    »Tja«, sagte Beau gutmütig, »das wäre nicht das erste Mal. Wohlgemerkt, oft ist das noch nicht passiert, aber es soll schon vorgekommen sein. Die Zeit wird es zeigen, Maggie.«
    »Klar«, sagte sie. »Ja, die Zeit wird es zeigen.«
     
    Andy Brenner war seit beinahe fünfzehn Jahren bei der Polizei. Er liebte seine Arbeit, auch wenn sie ihn seine Ehe gekostet hatte – wobei es nicht ungewöhnlich war, dass ein Cop diesen Preis zahlte. Die Hälfte der Jungs in der Dienststelle waren entweder geschieden oder bemühten sich darum, dass ihre zweite Ehe besser funktionierte als die erste. Und den Polizistinnen schien es nicht besser zu ergehen.
    Wie die meisten Ehepartner hatte auch Andys Frau sich daran gestört, dass ihr Mann so lange Arbeitszeiten hatte und dafür lausig bezahlt wurde, und sie hatte unter dem Wissen gelitten, dass er praktisch jeden Tag knöcheltief im Dreck watete und vielleicht nur noch in einer fahnengeschmückten Kiste zurückkehren würde. Doch mehr als alles andere hatte Kathy seine Hingabe an die Arbeit gehasst.
    Nun, das konnte Andy wohl kaum ändern. Du liebe Güte, er konnte sich nicht einmal dafür entschuldigen. Ein Cop, der seinen Beruf nicht engagiert ausübte, war niemandem von großem Nutzen.
    Eben.
    Deshalb blieb er an diesem Freitag wieder bis spätabends im Büro. Ging Akten durch, die er schon so oft gelesen hatte, dass die Informationen sich praktisch in seine Gehirnwindungen eingegraben hatten. Bloß wartete jetzt zu Hause niemand mehr auf ihn, ging unruhig auf und ab oder trank nach einem einsamen Abendessen zu viel Wein.
    »Andy?«
    Er sah auf. »Ich dachte, du wärst schon seit Stunden weg, Scott.«
    Scott Cowan schüttelte den Kopf. »Nein, Jenn und ich waren nur hinten und haben uns durch ein paar von den alten Akten gewühlt.« Er trug einen schmuddeligen grauen Ordner mit sich.
    »Warum zum Teufel?«
    »Wir sind einfach so einem Gefühl gefolgt.«
    »Und worum ging es da? Um den Vergewaltiger?« Allerdings bestand nicht viel Aussicht,

Weitere Kostenlose Bücher