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Die Augen

Die Augen

Titel: Die Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hooper
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nicht. Dann komme ich morgen wieder, okay?«
    »Danke, Maggie.«
     
    Nachdem die Tür sich hinter ihrer Besucherin geschlossen hatte, saß Hollis reglos da. Sie wandte das Gesicht wieder dem Fenster zu und dachte unbestimmt, wenn sie schon wieder in New England wäre, hätte sie vielleicht selbst im November Sonnenschein auf dem Gesicht gespürt. Aber die Krankenschwestern hatten ihr gesagt, es sei ein typischer Tag für Seattle, bedeckt und trist, ohne jeden Sonnenstrahl. Sie hatten nicht verstanden, warum sie trotzdem am Fenster hatte sitzen wollen.
    Du hättest mit ihr sprechen sollen, Hollis.
    »Ich habe mit ihr gesprochen.«
    Ich habe dir gesagt, du kannst ihr vertrauen.
    Sie lachte leise. »Ich weiß doch nicht mal, ob ich dir trauen kann.«
    Du weißt es.
    »Ich weiß nur, dass ich den Schwestern unheimlich werde, weil ich mit jemandem rede, der nicht da ist.«
    Ich bin hier.
    Und du weißt, dass ich real bin.
    Hollis drehte den Kopf, sodass er dem Stuhl ihr gegenüber zugewandt war. »Wenn ich sehen könnte, würde ich dich dann sehen?«
    Vielleicht .
    »Und vielleicht nicht. Ich glaube, ich bilde mir meine eigene Meinung darüber, wem ich trauen kann, wenn es dir nichts ausmacht, Produkt meiner Fantasie.«
    Bilde dir deine Meinung schnell, Hollis.
    Uns rennt die Zeit davon.

4
    »Ich konnte sie nicht bedrängen«, sagte Maggie. »Ich kann sie nicht bedrängen. Wir müssen eben warten, bis sie so weit ist, darüber zu reden.«
    »Und wann wird das sein?«, fragte John. Er lehnte sich zurück, damit die Kellnerin ihnen den Kaffee servieren konnte, und fragte sich, ob Maggie dieses Café gegenüber dem Krankenhaus vorgeschlagen hatte, weil sie es mochte oder weil sie möglichst wenig Zeit mit ihm verbringen wollte.
    »Ich schätze, ein paar Tage. Sie wird besser damit fertig, als ich erwartet hatte, vielleicht weil sie darauf hoffen kann, wieder zu sehen. Aber emotional ist sie immer noch … sehr labil.«
    »Haben Sie sie gefragt, woher sie wusste, nach wem sie fragen musste?«
    »Nein. Ich wollte nichts fragen, das sie als … Misstrauen hätte auslegen können.«
    »Schlecht für den Rapport?«
    »So kann man es auch nennen. Wenn ich kein starkes Band des Vertrauens aufbauen kann, wird sie sich mir nicht anvertrauen. Besonders solange sie nicht sehen kann.«
    John war nicht fantasielos, und es fiel ihm nicht schwer, sich zumindest ansatzweise das Grauen vorzustellen, das einen überfallen musste, wenn man plötzlich ins Dunkle gesperrt wurde, besonders im Umgang mit anderen Menschen. »Keine optischen Anhaltspunkte«, sagte er langsam. »Wir benutzen unsere Augen so viel, wenn es darum geht, andere und den Wert dessen zu beurteilen, was sie uns sagen.«
    Ein wenig überrascht stimmte Maggie ihm zu: »Genau.«
    Er lächelte, ging jedoch nicht weiter auf ihre Überraschung ein. »Also haben Sie nicht herausbekommen, wie sie von Ihnen erfahren hat? Glauben Sie, sie hat etwas gesehen, bevor er sie geblendet hat?«
    »Ich weiß es nicht. Sie hat irgendwas im Sinn, aber ich habe keine Ahnung, was das sein kann.« Hätte sie ihm nicht gerade direkt in die Augen gesehen, wären ihr das kurze Zögern und die Entscheidung, ihr zu sagen, was ihm auf dem Herzen lag, entgangen.
    »Also brauchen wir«, sagte er leichthin, »einen guten Hellseher.«
    »Und Sie haben wohl ein paar auf der Gehaltsliste, was?« Ihre Stimme klang sachlich.
    »Nicht auf meiner Gehaltsliste, nein. Zumindest nicht, dass ich wüsste. Aber ich habe einen Freund, der vielleicht bereit wäre zu helfen. Nur wenn er kann, natürlich.«
    »Sie zweifeln an seinen Fähigkeiten?«
    »Ich zweifle«, sagte John bedächtig, »an der Vorstellung an sich, dass es so etwas gibt, wenn ich ehrlich sein soll. Es fällt mir schwer, an das so genannte Übersinnliche zu glauben. Aber ich habe gesehen, dass Quentin Antworten gefunden hat, als niemand anders das konnte, und auch wenn ich nicht sicher bin, wie er das macht, ist seine Methode zumindest eine Möglichkeit. Besonders in einer Situation, in der es so wenig Informationen und so viel Bedarf daran gibt.«
    Maggie trank von ihrem Kaffee, um Zeit zu gewinnen. Dann sagte sie: »Luke Drummond wird sich garantiert dagegen sträuben, dass eine weitere Privatperson offiziell an den Ermittlungen beteiligt ist.«
    »Da bin ich mir sicher. Deshalb kann Quentin auch nur inoffiziell einbezogen werden.«
    »Das bedeutet, der Zugang zu den Ermittlungen wird ein Problem sein. Haben Sie es mir deshalb erzählt? Erwarten Sie

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