Die Augen
kümmern?«
»Was ich da tun muss, kann ich per Telefon, Fax oder E-Mail erledigen. Ich habe in den letzten Wochen alles so eingerichtet, dass ich mir hierfür frei nehmen konnte.«
»Und Sie erwarten jetzt von mir, dass ich mir ebenfalls Zeit nehme?«
»Ich erwarte von Ihnen, dass Sie genauso weitermachen wie bisher – nur manchmal mit Begleitern.« John beugte sich etwas vor. »Mit nützlichen Begleitern. Das war kein Witz mit den Mitteln, die mir zur Verfügung stehen. Und obendrein können wir Ihnen bei der Lauferei, den Aktennotizen, der Recherche helfen – was immer nötig ist. Quentin und ich können einen Teil der Last schultern.«
… versuch, nicht immer alles alleine zu schultern.
Maggie musste sich nicht fragen, ob es Zufall war, dass Beau dasselbe Wort benutzt hatte. Es gab in diesem Bereich nicht viele Zufälle.
Sie atmete tief durch. »Und wenn Andy und die anderen Cops rausfinden, dass ich in private Parallelermittlungen verwickelt bin? Wie lange, glauben Sie wohl, dauert es dann, bis sie uns allen die Tür vor der Nase zuknallen?«
»Das werden sie nicht – wenn wir Ergebnisse erzielen. Und ich gehe davon aus, dass wir Ergebnisse erzielen.«
Sie fluchte leise und starrte in ihren Kaffee.
»Sie werden sowieso auf eigene Faust ermitteln, stimmt’s?«
Maggie war nicht bereit, zuzugeben, dass sie bereits damit begonnen hatte. Sie zuckte mit den Achseln.
Nun war es an John zu fluchen, ebenso leise wie zuvor Maggie. »Würde ich glauben, dass ich Sie mit Geld motivieren kann, ich würde Sie jetzt nach Ihrem Preis fragen. Aber das glaube ich nicht. Was würde Sie also dazu bringen, Maggie? Was kann ich sagen, um Sie zu überzeugen, mir zu helfen?«
Sie trank ihren Kaffee aus und setzte die Tasse ab. Dann sah sie ihm mit einem Gefühl der Unvermeidlichkeit fest in die Augen. »Sie haben es gerade gesagt.« Und ehe er ihr scheinbar plötzliches Nachgeben infrage stellen konnte, fügte sie hinzu: »Sie haben Recht, ich würde ohnehin auf eigene Faust ermitteln. Da kann ich genauso gut im Team arbeiten.«
Er legte seine Hand auf ihre. »Danke. Sie werden es nicht bereuen, das verspreche ich Ihnen.«
Der körperliche Kontakt traf sie unvorbereitet, und in diesem einen ungeschützten Augenblick, ehe sie sich dem entziehen konnte, spürte sie seine Entschlossenheit wie auch seine Überzeugung, dass sie ihm helfen konnte. Und noch etwas spürte sie, etwas Warmes, sehr Männliches, verstörend Vertrautes.
Sie lehnte sich zurück und entzog ihm sanft ihre Hand, indem sie vorgab, ihre Kaffeetasse zur Seite schieben zu wollen. »Wie lautet der Schlachtplan? Ich gehe davon aus, dass Sie einen haben.«
John verzog flüchtig das Gesicht, als verwirre ihn etwas, auf das er nicht den Finger legen konnte. »Die Anfänge eines Schlachtplans jedenfalls. Andy hat gesagt, Sie hätten das Gelände, auf dem man Hollis Templeton gefunden hat, noch nicht erkundet.«
»Nein, noch nicht.«
»Das wäre doch ein guter Ort, um anzufangen. Ich habe Quentin gebeten, uns dort zu treffen.«
So wenig sie es auch nur sich selbst eingestehen wollte – Maggie hatte diese Aufgabe hinausgeschoben, weil es ihr vor dem graute, was sie dort erwartete. Sie war sich allerdings nicht sicher, ob Begleiter ihr den Besuch erleichtern würden – oder erschweren.
Trotzdem – vielleicht war es an der Zeit, dass John Garrett einen ersten Eindruck von ihrer »Magie« gewann. Es wurde Zeit, dass er wenigstens begann zu verstehen.
»Wir haben nicht mehr lange Tageslicht«, sagte sie in energischem Tonfall. »Wenn Sie so weit sind – ich bin bereit.«
»Tja«, meinte Jennifer, »wir sind eindeutig auf was gestoßen. Aber ich fresse einen Besen, wenn ich weiß, worauf.«
»Es muss Zufall sein«, entgegnete Scott. »Das muss ein Zufall sein, oder, Andy?«
Andy konnte es den beiden nicht verdenken, dass sie verwirrt waren. Ihre Ausbeute bis zur Mitte des Samstagnachmittags waren drei weitere Akten über Mordermittlungen aus dem Jahre 1934. Alle drei Opfer waren junge Frauen gewesen, alle drei waren brutal überfallen, vergewaltigt und so gut wie tot zurückgelassen worden, und alle drei Morde waren unaufgeklärt geblieben.
In zwei der drei Ordner hatten sie mehr als knappe Notizen vorgefunden. Sie hatten die Skizzen der Opfer gefunden, welche die Polizei zu deren Identifizierung benutzt hatte, da ihre Gesichter erneut übel zugerichtet gewesen waren – das war selbst aus den körnigen Tatortfotos ersichtlich. Eine der Skizzen war
Weitere Kostenlose Bücher