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Die Augen

Die Augen

Titel: Die Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hooper
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nicht mal religiös.« Sie versuchte, nochmals zu fokussieren, nochmals diese kalte, dunkle Anwesenheit zu empfangen, doch im Augenblick spürte sie nur John, sogar ohne Körperkontakt. Als ob die Tür, die sich da geöffnet hatte, sich nun nicht mehr schließen lassen mochte. Und ein sehr großer Teil von ihr wollte sich in ihn eingraben und sich mit ihm umgeben, wollte schwelgen in seiner Wärme und Stärke, die vertrauter und dabei verlockender war als alles, das sie je zuvor gefühlt hatte.
    »Maggie, was ist? Was haben Sie wahrgenommen?«
    Sie fragte sich, ob ihm bewusst war, welchen Begriff er da gerade benutzt hatte, doch sie sprach die Frage nicht aus. Sie betrat den Aufzug und beobachtete, wie er ihr folgte, dann beobachtete sie ihren eigenen Finger, der den Knopf für den siebten Stock drückte. Erst als sich die Türen schlossen stellte sie selbst eine Frage. »Haben Sie jemals über die Natur des Bösen nachgedacht?«
    Er blickte sie stirnrunzelnd an, immer noch verstört. »Nicht, dass ich wüsste. Warum? Ist es das, was Sie gefühlt haben – das Böse?«
    Maggie nickte. »Das Böse. Ihn. Er war hier. Im Aufzug. Es ist … das erste Mal, dass ich ihn so spüren konnte.« Und sie versuchte nicht einmal zu erklären, wie grauenvoll entmutigend es gewesen war.
    »Wie können Sie so sicher sein, dass er es war?«
    »Sein … Verlangen war … nicht normal. Der Hunger, den er verspürte.«
    »Mein Gott«, murmelte John.
    »Es tut mir Leid, Sie haben gefragt.«
    Er presste die Lippen aufeinander. »Was nehmen Sie jetzt wahr?«
    »Nichts, wirklich.« Dich . »Es war nur ein Aufblitzen, vielleicht das, was er empfunden hat, kurz bevor er den Aufzug verlassen hat.«
    »Hatte er sie bei sich?«
    Maggie verzog das Gesicht, als es ihr auffiel. »Ich glaube nicht. Ich meine, ich glaube nicht, dass er sie hier im Aufzug bei sich hatte. Aber ich bin mir sicher, dass er sie entführt hatte, weil er … sich vorstellte … was er mit ihr tun würde.«
    »Aber er hat sie nicht im Aufzug runterge­bracht?«
    »Nein.«
    Die Aufzugtüren öffneten sich im siebten Stock, als John sagte: »Wie zum Teufel hat er sie dann aus dem Haus bekommen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Sie sahen sich beide im Korridor um, während sie auf Wohnung 804 zugingen. Schweigend deutete John auf die Überwachungskamera, die so angebracht war, dass sie den gesamten Flur überblickte. Es schien unmöglich, dass jemand unbeobachtet vom Wachdienst – und ohne gefilmt zu werden – eine bewusstlose Frau aus einer der Wohnungen getragen haben könnte.
    »Er muss sich irgendwie am Überwachungssystem zu schaffen gemacht haben«, sagte John. »Aber das erklärt noch nicht, wie er sie aus dem Gebäude bekommen hat.«
    Unvermittelt blieb Maggie stehen, als sie ein weiteres Aufblitzen dieser Dunkelheit wahrnahm, dazu Entschlossenheit, Anstrengung. »Es war … schwierig«, murmelte sie. »Es war schwerer als erwartet.«
    »Was?«, fragte John leise.
    »Sie hier rauszubringen.«
    »Wie hat er es gemacht, Maggie?«
    Sie drehte langsam den Kopf und suchte den Korridor ab. Weitere Wohnungstüren. Einige wenige hohe Grünpflanzen, hin und wieder Tische, gerahmte Drucke und Spiegel, die für eine angenehme Atmosphäre sorgten. Feuerlöscher und Löschschläuche hinter Glas an strategisch wichtigen Stellen.
    … fast zugerostet …
    Ihr Blick heftete sich auf einen großen Spiegel mit vergoldetem Rahmen auf halber Strecke zwischen dem Aufzug und Tara Jamesons Wohnung. Langsam ging sie darauf zu. Es verwirrte sie, als sie ihr eigenes Spiegelbild erblickte, und sie fragte sich träge, warum sie so bleich war und ihre Augen so eigentümlich aussahen, mit solch riesigen Pupillen. Dann trat John hinter sie, und sie starrte sein Spiegelbild an, ganz kurz aus der Fassung gebracht von dem, was sie sah.
    Nein, das war nicht richtig. Er war …
    … fast zugerostet …
    »Es ist hinter dem Spiegel«, sagte sie.
    Sanft schob er sie beiseite und nahm ein Taschentuch, um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen, als er den schweren Spiegel vorsichtig so weit von der Wand entfernte, dass er dahinter schauen konnte.
    »Der Scheißkerl. Eine alte Wäscherutsche. Eine sehr große.«
    »Sie war fast zugerostet«, sagte Maggie. »Aber er hat sie aufbekommen.«
    Mit grimmigem Gesicht ließ John den Spiegel sachte wieder an seinen Platz gleiten. »So hat er’s also gemacht. Hat sie da reinfallen lassen, und unter der Öffnung der Rutsche im Keller hatte er vermutlich einen Karren

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