Die Augen
notierte Namen und Adresse des Asyls sowie den Namen des Mannes, riss das Blatt heraus und gab es ihr.
Sie nahm es, stand jedoch nicht sofort auf. Stattdessen sagte sie trocken: » DM hast dem Archivar gesagt, er soll andeuten, dass ich hier genau das finden könnte, wonach ich suche, stimmt’s, Terry?«
Er lächelte. »Du weißt ja, wie schnell sich die Dinge herumsprechen, Jenn. Besonders wenn Scott Cowan auf jeder Wache anruft und in aller Unschuld nach alten Akten fragt. Also habe ich mir gedacht, dass du früher oder später hier auftauchst. Ich habe Danny einfach gebeten, dir gegenüber anzudeuten, wir hätten die Akten, die du willst, hier.«
»Und dir dann Bescheid zu sagen, wenn ich hier bin?«
»Wie gesagt – ich wollte dich deswegen sowieso anrufen. Aber ich dachte, dann denkst du, ich benutze es nur als Vorwand, und nimmst nicht mal meinen Anruf entgegen.«
»Du hättest mir das alles auch sagen können, bevor ich so viel Zeit in eurem dreckigen Lagerraum verbringe.«
»Ja, hätte ich können.«
Lächelnd stand sie auf. »Kein Vorwand also?«
»Na ja, nicht nur.«
»Ich hätte den Anruf selbstverständlich angenommen, Terry.«
»Ja?«
»Ja.« Sie grüßte ihn lässig und verließ den Aufenthaltsraum. Erst als sie schon im Auto saß und den Zettel betrachtete, den er ihr gegeben hatte, schwand ihr Lächeln. Noch eine Sackgasse? Würde sie nur auf einen armen zerstörten Mann stoßen, dessen beschädigter Verstand ihm einen Streich gespielt hatte?
Oder auf etwas anderes?
Maggie war nicht besonders erpicht darauf, die Wohnung der zuletzt vermissten Frau zu besichtigen, doch sie wusste nur allzu gut, dass die Zeit eine Rolle spielte. Je eher sie mit Sicherheit wussten, ob Tara Jameson vom Augenausreißer entführt worden war, desto besser. Als Andy daher vorschlug, sie und John sollten die Wohnung überprüfen, während er mit dem Verlobten sprach, der ihr Verschwinden gemeldet hatte, war sie einverstanden.
»Noch ein gesichertes Gebäude«, bemerkte John, als sie vor dem Wohnhaus standen.
»Dem Mistkerl scheint das zu gefallen«, stimmte Andy zu. »Unsere Psychotante sagt, das sei eine Art Herausforderung für ihn, dass er sich da vielleicht besonders anstrengen muss, die Frauen an vermeintlich sicheren Orten zu entführen, obwohl er sie sich auch einfach schnappen könnte, wenn sie einkaufen gehen oder so.«
»Eine Herausforderung«, sinnierte John.
»Ja.«
»Dieses Gebäude ist etwas älter, nicht wahr? Ich erinnere mich, dass es schon vor zwanzig Jahren hier gestanden hat.«
»Ja, aber es ist modernisiert worden, zumindest was die Sicherheit angeht.«
Maggie mobilisierte schweigend ihre Energiereserven und versuchte, ihren Fokus zu verengen, um wenigstens ein Mindestmaß an Distanz zu wahren. Deshalb hörte sie nur halb zu, bis sie das Gebäude betraten, sich beim Wachdienst anmeldeten und Andy sie fragte, wo sie anfangen wolle.
»Der Verlobte wartet mit einem meiner Leute in der Wohnung«, fügte er hinzu.
Maggie sah sich im hell erleuchteten Eingangsbereich um. »Das hier ist schrecklich öffentlich. Gibt es einen Lastenaufzug?«
»Ja, da hinten in dem Korridor, und es ist der einzige, der bis in den Keller fährt. Er wurde überprüft, auch wenn die Videobänder von hier und der Eingangstür im Keller niemanden zeigen, den die Wachmänner nicht hereingelassen hatten – nichts Verdächtiges.« Er nickte in Richtung der Wachmänner an der Pförtnertheke, die sie argwöhnisch beobachteten.
»Trotzdem ist es am wahrscheinlichsten, dass er sie mit diesem Aufzug aus dem Gebäude gebracht hat, oder?«
»Würde ich sagen.«
»Dann möchte ich damit anfangen. Ich fahre in dem Aufzug hoch auf ihre Etage.«
»Ich fahre mit Ihnen«, sagte John.
Maggie machte keine Einwände, sondern nickte nur.
»Siebter Stock«, sagte Andy. »Wohnung 804. Ich werde dort bei ihrem Verlobten sein.« Er ging in Richtung der regulären Aufzüge davon.
»Sind Sie sicher, dass Sie das durchstehen?«, fragte John sie unvermittelt.
»Warum sollte ich nicht?«
»Maggie, Sie waren völlig aus der Fassung, als Sie heute Morgen ins Hotel kamen, und Sie haben sich immer noch nicht wieder gefangen. Als Sie gestern Abend nach Hause gingen, waren Sie vor allem erschöpft. Ich kann mir nicht helfen, ich frage mich eben, was danach noch geschehen ist.«
Sie war kaum überrascht; entweder wurde seine Wahrnehmung schärfer, wenn es um sie ging, oder sie verbarg ihre Anspannung nicht besonders gut. »Es war …
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