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Die Augen

Die Augen

Titel: Die Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hooper
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vielen Monaten, ein Durchbruch in den Ermittlungen.
    Leider war es doch keiner. Verdammt.
    »Hey, Seaton, was machst du denn hier bei uns?«
    Sie sah hoch und erzeugte ein schwaches Lächeln für Terry Lynch, als er sich zu ihr an den Tisch setzte. »Ich wollte mir mal die Slums ansehen, was denkst du denn?«
    Er musterte sie nachdenklich, sein trügerisch offenes Gesicht freundlich und treuherzig wie immer, der Blick jedoch scharfsichtig. »Da ist Staub auf deiner Nase.«
    »Weil ihr einen dreckigen Lagerraum habt«, erklärte sie ihm und wischte sich mit einer Papierserviette die Nase ab.
    »Wundert mich gar nicht. Hast du nach etwas Bestimmtem gesucht?«
    Jennifer hielt ihm eine verkürzte Version von »Drummond lässt uns alte Akten durchwühlen«, wobei ihr völlig bewusst war, dass Terry ihr das nicht abkaufte. Nicht gerade leicht, dachte sie bei sich, einen Ex-Partner anzulügen. Oder einen Ex-Liebhaber.
    Doch er nickte ernsthaft, nur der sarkastische Blick seiner blauen Augen sagte ihr, er wisse, dass sie ihm etwas vormachte. Im Plauderton meinte er: »Habt ihr denn irgendwelche Fortschritte gemacht bei der Verfolgung dieses Vergewaltigers?«
    »Nicht der Rede wert.«
    »Hab gerade gehört, dass schon wieder eine Frau vermisst wird.«
    »Oh, Scheiße. Wissen wir, dass er es ist?«
    Terry zuckte mit den Achseln. »Ich glaube, dein Boss checkt das gerade. Wenn hier in der Stadt im Augenblick eine Frau vermisst wird, bekommt ihr den Anruf, das weißt du ja.«
    Jennifer zog eine Grimasse. »Wenn er es ist – dann ist er höllisch schnell geworden.«
    »Sieht so aus.«
    Sie zögerte kurz. »Hörst du irgendwas auf der Straße, Terry?« Er war Streifenpolizist. In derselben Prüfung, die Jennifer glänzend bestanden hatte, war er durchgefallen. Der Schlag, den dies für sein Ego bedeutet hatte, hatte ihre Beziehung zwar nicht beendet, doch die Versetzung in einen anderen Bezirk im vergangenen Jahr hatte dies dann erledigt.
    Er legte beide Hände um seine Kaffeetasse und zog die Schultern hoch – seine nachdenkliche Haltung, durchfuhr es sie plötzlich. »Eigentlich nicht.«
    »Eigentlich nicht? Also hast du etwas gehört – aber du bist dir nicht sicher, was es bedeutet?«
    Er lächelte schief. »Du liest immer noch in mir wie in einem Buch. Ja, da war eine Sache. Ich wollte dich schon anrufen, aber … verdammt, Jenn, es klingt so abgedreht.«
    »Wenn es nur das ist«, versetzte sie trocken, »Abgedrehtes scheint neuerdings an der Tagesordnung zu sein, Terry. Was war es denn?«
    »Tja, wir haben da vorgestern einen Obdachlosen aufgelesen, weil er vor einem Geschäft die öffentliche Ordnung gestört hatte. Du kennst das ja. Jedenfalls, der Kerl war ziemlich betrunken und hat nicht viel Sinnvolles von sich gegeben, aber etwas, das er gesagt hat, hat meine Aufmerksamkeit erregt.«
    »Und zwar?«
    »Er meinte, er hätte ein Gespenst gesehen.«
    »Ach, komm schon, Terry – er war betrunken und hat dummes Zeug gebrabbelt. Wahrscheinlich Delirium tremens.«
    Terry nickte. »Ja, das dachte ich mir auch. Aber sieh mal, da waren schon ein paar Sachen merkwürdig. Zum Beispiel klang er irgendwie nicht so verrückt, wie er hätte klingen müssen. Und es stellte sich heraus, dass der Kerl mal irgendsoein Computer-Ass gewesen ist. Anscheinend hatte er zu viele Probleme, weil er manisch-depressiv war, er konnte seinen Job nicht halten und ist auf der Straße gelandet.«
    »Traurig«, lautete ihr Kommentar. »Aber traurigerweise nicht sehr ungewöhnlich.«
    »Nein. Aber hier ist noch was Merkwürdiges. Wir fanden ihn etwa zwei Blocks von der Stelle entfernt, wo man das letzte Opfer des Vergewaltigers gefunden hatte – Hollis Templeton? Und er starrte zu eben dem Gebäude rüber, während er davon plapperte, dass er vor ein paar Wochen einen Geist gesehen hätte. Und da bin ich eben ins Grübeln gekommen.«
    Jennifer kam ebenfalls ins Grübeln. »Terry … ist er wieder raus?«
    Er verzog das Gesicht. »Leider ja. Ich vermute aber, dass er immer noch in der Gegend herumhängt. Ganz da in der Nähe, wo wir ihn aufgegabelt haben, gibt es ein Obdachlosenasyl, wo Typen wie er ein Bett und eine Mahlzeit bekommen. Da könntest du es versuchen. Ich habe nicht viel, was ich dir an Beschreibung geben kann – er war so verdreckt, dass es schwer zu sagen war, wie er aussieht. Männlicher Weißer, vielleicht vierzig, ein Meter achtzig, vielleicht etwas mehr als siebzig Kilo, braune Haare, braune Augen.« Er holte sein Notizbuch hervor,

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