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Die Augen

Die Augen

Titel: Die Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hooper
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impressionistischen Stil, das ihm vage vertraut vorkam.
    »Nett haben Sie es hier«, lautete sein Kommentar.
    »Danke.« Maggie streifte ihr Flanellhemd ab und warf es über einen Stuhl. Darunter kam ein eng anliegender schwarzer Pullover zum Vorschein. Verblüfft nahm er erneut zur Kenntnis, was für eine zarte Person sie war.
    Er kam zu dem Schluss, dass das viele Haar und die verschiedenen Bekleidungsschichten, die sie immer übereinander trug, ein trügerisches Bild ergaben.
    Und er hatte ganz stark das Gefühl, dass sie sich absichtlich so tarnte.
    »Ich könnte einen Kaffee vertragen«, sagte sie und schob ihr Haar in einer geistesabwesenden Geste mit beiden Händen aus dem Gesicht. Sie war immer noch zu blass und sichtlich erschöpft. »Und Sie? Ich würde Ihnen ja gerne etwas Stärkeres anbieten, aber ich trinke normalerweise nichts, deshalb habe ich nichts da.«
    »Kaffee ist wunderbar.« John wusste, er sollte sie jetzt allein lassen, damit sie sich ausruhen konnte, doch er mochte sie nicht verlassen.
    »Kommt gleich. Fühlen Sie sich wie zu Hause.« Sie entfernte sich in Richtung Küche.
    John ging ihr nach. »Was dagegen, wenn ich Ihnen Gesellschaft leiste?«
    »Nein, überhaupt nicht.« Sie deutete auf drei breite, bequem und stabil wirkende Hocker auf einer Seite der großen Arbeitsinsel in der Mitte der Küche und ging zur Spüle auf der anderen Seite. »Setzen Sie sich. Als ich hier eingezogen bin, habe ich das ehemalige Esszimmer als Teil meines Studios umgebaut. Ein Studio brauche ich. Ein Esszimmer ist vergeudeter Platz.«
    »Ihre Gäste landen wahrscheinlich sowieso immer hier«, sagte er, zog seine Lederjacke aus und hängte sie über die Rückenlehne eines Hockers, während er sich gründlich in der hellen geräumigen französischen Landhausküche umsah.
    »Normalerweise schon«, stimmte sie zu.
    Er setzte sich. »Wundert mich gar nicht. Das ist ein wunderbarer Raum.«
    Sie beäugte ihn, während sie frisch gemahlenen Kaffee in einen Kaffeefilter füllte. »Ich hätte Ihnen eher einen anderen Stil zugeordnet. Strengere Linien vielleicht.«
    Das überraschte ihn kaum. Sie war schließlich Künstlerin und neigte zweifellos dazu, den persönlichen Stil eines Menschen relativ schnell einzuschätzen. »Ganz allgemein ist das auch eher mein Stil. Aber ich mag eine Menge von dem, was jetzt modern ist. Wie diesen Raum – französischer Landhausstil, aber mehr französisch als Landhaus.«
    Maggie lächelte. »Ich habe nicht allzu viel übrig für Hähne oder Sonnenblumen, von Chintz ganz zu schweigen. Mir gefällt es so.«
    John betrachtete sie eindringlicher, als ihm klar war; er wollte diese Zeit nutzen, um Maggie besser zu verstehen. Das wurde ihm immer wichtiger, aber er mochte jetzt nicht darüber nachdenken, wieso das so war.
    Als der Kaffee durchzulaufen begann, holte sie Milch aus dem Kühlschrank und stellte sie auf die Arbeitsinsel. Dann nahm sie zwei Tassen aus dem Schrank und sagte unvermittelt: »Als Sie auf der Polizeiwache Quentin und Kendra über den grünen Klee gelobt haben, haben Sie ihre hellseherischen Fähigkeiten nicht erwähnt.«
    »Stimmt.«
    »Immer noch ein Ungläubiger?«, fragte sie halb spöttisch.
    »Ich glaube, das war es gar nicht. Vielleicht wollte ich nur alles … fest verankert wissen.«
    »In der Realität verankert?«
    »Nein. Einfach in der Normalität verankert. Im zu Erwartenden. Andy ist sehr aufgeschlossen, er hat nicht mal geblinzelt, als er das über Sie herausgefunden hat, aber ich war mir nicht so sicher, was Scott und Jennifer angeht.«
    Maggie verstand ihn. Trotz seiner Sehnsucht nach einer »Verankerung« der Dinge spürte sie Zweifel und Ungewissheit in ihm … und die ersten widerstrebend aufkeimenden Samen des Glaubens. Einiges davon hatte sie bereits zuvor aufgefangen, weshalb sie auch beschlossen hatte, mit ihm zu reden, wenigstens über einige Punkte. Ihm vielleicht das Bild zu zeigen …
    Langsam sagte sie: »Aber das ist der springende Punkt, nicht wahr?«
    »Was meinen Sie?«
    »Sie sagen, Sie wollen diese Ermittlungen verankert wissen. Im Normalen, zu Erwartenden verankert. Aber da sind sie nicht verankert. Ganz und gar nicht.«

12
    »Maggie …«
    »Denken Sie darüber nach. Ganz normale Ermittlungen, ja? Die beste Spur, die wir bisher haben, was die Kriterien angeht, nach denen diese Bestie ihre Opfer aussucht, stammt aus Polizeiakten, die fast siebzig Jahre alt sind. Ist das das Normale, das zu Erwartende?«
    »Nein«, gab er zu.
    »Sie

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