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Die Augen

Die Augen

Titel: Die Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hooper
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ein Albtraum, das ist alles. Ich habe nicht gut geschlafen.«
    John hatte das Gefühl, dass sie dem Thema auswich und ihn dennoch nicht richtig angelogen hatte. Das machte ihn noch neugieriger auf die ganze Wahrheit. Doch er sagte nur: »Sie haben Ihren Skizzenblock heute gar nicht dabei. Zum ersten Mal.«
    »Na und? Ich trage ihn nicht überall mit mir herum.«
    »Ich glaube, normalerweise schon, besonders während einer laufenden Ermittlung.«
    Maggie zuckte mit den Achseln. »Normalerweise, nicht immer.«
    »Und warum heute nicht?«
    »Vielleicht habe ich ihn vergessen.«
    »Ist das so?«
    »Nein.«
    »Also dann?«
    Sie sah ihn kurz an, dann schüttelte sie den Kopf. »Egal. Das einzige, woran ich im Augenblick denke, ist die Frage, ob Tara Jameson das sechste Opfer ist oder nicht.«
    John ging hinter ihr her zum Lastenaufzug. »Sie könnten doch einfach sagen, dass mich das nichts angeht«, merkte er halbherzig an.
    »Ich schätze, das könnte ich tun«, murmelte sie.
    Er beschloss, es darauf ankommen zu lassen und ihr ein kleines bisschen zuzusetzen. »Außer natürlich, es geht mich was an. Ich glaube, Sie sind zu ehrlich, als dass Sie da lügen würden. Also, geht es mich etwas an, Maggie? Gibt es da etwas, von dem Sie nicht recht wissen, ob Sie es mir sagen sollen?«
    Sie sah ihn kurz an, atmete tief durch und sagte ganz ruhig: »Sogar mehreres. Aber nicht hier und nicht jetzt. Okay?«
    John dachte an Quentins Warnung, bekam seine Neugier in den Griff und nickte. »Okay.«
    Ein Hauch von Dankbarkeit huschte über ihr Gesicht, und er war froh, dass er nachgegeben hatte. Umso mehr fragte er sich allerdings, was sie so aus der Fassung gebracht haben mochte. Sie freute sich ja offensichtlich nicht gerade darauf ihm davon zu erzählen.
    Maggie blieb wenige Schritte vor dem Lastenaufzug im Korridor stehen und wappnete sich sichtlich.
    John neigte wohl kaum zu Vorahnungen, doch aus einem spontanen Unbehagen heraus sagte er: »Vielleicht ist es doch keine gute Idee.«
    Ernst blickte sie ihn an. »Warum nicht? Weil ich mir vielleicht etwas Entsetzliches einbilde? Aber meine eigene Einbildung kann mich nicht verletzen, oder, John?«
    Er wählte seine Worte mit Bedacht. »Nach dem, was ich im Haus der Mitchells mit angesehen habe, weiß ich, dass es mehr ist als Einbildung, Maggie. Ich will nur … Ich will nicht, dass Ihnen wieder so wehgetan wird.«
    Maggie hätte ihn beinahe berührt, sie wollte ihn beruhigen, verspürte das Bedürfnis danach, doch sie hielt sich zurück und hoffte, ihr sei nicht anzumerken, wie schwer ihr das fiel. Gleichmütig sagte sie: »Wenn Tara Jameson das sechste Opfer ist, dann wird ihr jetzt in diesem Augenblick wehgetan. Was immer ich auch fühlen werde … es wird vorübergehen.«
    »Das heißt nicht, dass es weniger wehtut.«
    Anstatt dies zu leugnen, sagte sie lediglich: »Es wird schon gehen.« Sie gab ihm keine Möglichkeit zu weiteren Einwänden, sondern ging zum Lastenaufzug und drückte auf den Knopf.
    Beinahe unverzüglich öffneten sich die Türen. Ehe sie den Aufzug betrat, gestattete Maggie sich vorsichtig, die unverfänglich wirkende Kabine mit ihren inneren Sensoren abzutasten.
    Der Aufzug wurde viel genutzt, und zunächst empfing sie nur einen Wirrwarr von Bildern und blitzartig aufscheinenden Gefühlen, zumeist Wut- und Angstgefühle auf niedrigem Niveau. Nicht ungewöhnlich, wie sie wusste, für ein Gebäude, in dem häufig gequälte, gestresste Menschen lebten und arbeiteten.
    Dann spürte sie ganz am Rande ihrer Wahrnehmung etwas … Fremdartiges.
    Dunkel. Hungrig. Kalt. So kalt …
    Es wurde stärker, drang auf Maggie ein, bis es ihr schwer fiel zu atmen. Die Dunkelheit war schwarz, klebrig, glitschig wie ein Ölfilm, sie hüllte den Hunger ein, der kalt und grotesk war in seiner krankhaften Intensität.
    »Maggie?«
    Sie blinzelte und sah John an, auf seine Hand, die ihren Arm gepackt hielt, und fragte sich vage, was ihr Gesicht ausdrücken mochte, das ihm solche Sorgen einflößte. Als hätte sich eine Tür geschlossen – oder geöffnet –, spürte sie jetzt nur noch ihn, seine Sorge um sie, und andere, unklarere, aber nicht weniger starke Gefühle. »Mir geht’s gut«, murmelte sie.
    »Ach ja? Warum haben Sie das dann gesagt?«
    »Was gesagt?« Sie erinnerte sich nicht, etwas gesagt zu haben.
    »Sie haben gesagt: ›erlöse uns von dem Bösen.‹ Als ob Sie ein Gebet gesprochen hätten.«
    Nach kurzem Zögern entzog Maggie ihm sanft ihren Arm. »Komisch. Ich bin

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