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Die Augen

Die Augen

Titel: Die Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hooper
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abgestellt, der sie auffangen sollte. Dann hat er sie rausgebracht.«
    »So hat er es gemacht. Aber mir ist immer noch nicht klar, warum die Kameras ihn nicht gefilmt haben.« Sie schwankte leicht und spürte, wie John sie am Arm nahm. »Entschuldigung. Ich bin wohl ein bisschen müde.«
    »Ich fahre Sie nach Hause.«
    »Aber ich muss noch …«
    »Maggie, haben Sie irgendwelche Zweifel daran, dass Tara Jameson das sechste Opfer ist?«
    »Nein.«
    »Dann müssen Sie auch nicht in diese Wohnung.«
    »Doch, das muss ich. John, was, wenn ich da drin mehr von ihm spüren kann? Was, wenn ich etwas aufschnappen kann, das uns sagen könnte, wer er ist?«
    »Das konnten Sie bisher auch nicht.«
    »Nein – nicht bis zu diesem Aufzug. Bisher nicht. Also muss ich es versuchen.«
    John fluchte leise, versuchte jedoch nicht, sie aufzuhalten, als sie auf die Wohnung zuging. Nur ihren Arm ließ er nicht los.
    Andy hatte die Wohnungstür für sie offen gelassen, und sobald sie die Schwelle überschritten hatten, hörten sie ihn jenseits des Flurs mit Tara Jamesons Verlobtem sprechen.
    Maggie befreite ihren Arm sanft aus Johns Griff und entfernte sich einen Schritt von ihm. Sie versuchte, sich zu konzentrieren, zu fokussieren. Diesmal traf es sie völlig unvermittelt und mit einer Heftigkeit, die ihr den Atem benahm: Eine Welle des Grauens überrollte sie, Arme hielten sie mit eisernem Griff von hinten umfasst, der stechende Geruch des Chloroforms. Und noch etwas.
    Dieser kalte, krankhafte Hunger. Und … Vertrautheit.
    »Maggie?«
    Erneut merkte sie, dass John sie stützte. Seine Berührung holte sie da heraus und hüllte sie ein in seine Wärme und Sorge um sie. Mit seltsam zugeschnürter Kehle brachte Maggie hervor: »Er kennt sie, John. Er kennt sie.«
     
    Hollis?
    Sie erwachte plötzlich, stand den üblichen ersten Augenblick der Panik durch, in dem sie sich fragte, warum es dunkel war und was das Gewicht auf ihren Augen verursachte. Dann war sie wach, bei vollem Bewusstsein. Sie war auf ihrem Stuhl am Fenster eingeschlafen.
    Hollis.
    »Ja, ich bin wach. Warum bin ich wach?«
    Hollis, uns läuft die Zeit davon. Ich habe es versucht, aber ich kann es nicht – sie lässt mich nicht ein.
    »Wer? Von wem redest du?«
    Hollis, hör mir zu. Und vertrau mir. Du musst mir vertrauen.
    »Ich weiß nicht einmal, wie du heißt.«
    Ist das wichtig?
    »Nun – ja, ich glaube schon. Wenn ich dich weiter Fantasieprodukt nenne, wird mich noch jemand hören, wie ich mit dir rede, und mich wegsperren. Mit einem richtigen Namen kann ich wenigstens behaupten, ich rede mit einer erfundenen Freundin. Das bist du ja wahrscheinlich sowieso.«
    In Ordnung, Hollis. Ich – ich heiße Annie.
    »Annie. Das ist ein schöner Name. Okay, Annie – warum sollte ich dir also vertrauen?«
    Weil du die Einzige bist, die ich klar und deutlich erreichen kann. Und weil du mir helfen musst.
    »Helfen wobei?«
    Helfen, sie zu retten. Und uns bleibt nicht viel Zeit. Er hat sie jetzt gesehen. Er hat sie gesehen, und er will sie auch.
    Hollis spürte, wie ein kalter Schauder ihr den Rücken hinaufkroch. »Meinst du – meinst du den Mann, der mich überfallen hat?«
    Ja. Wir müssen sie retten, Hollis. Ich kann sie nicht erreichen. Aber du kannst es. Du musst sie warnen.
    Eine Weile saß Hollis einfach nur da und umklammerte die Armlehnen ihres Stuhls. Dann schluckte sie und sagte: »Ich bin eine blinde Frau, Annie. Was kann ich schon tun?«
    Wirst du mir helfen?
    »Sag … sag mir einfach, was ich tun muss.«
     
    Die Fahrt zu Maggies kleinem Haus in einem ruhigen Vorort der Stadt dauerte kaum mehr als eine Viertelstunde. Da es bei ihrer Ankunft bereits dunkel war, versuchte John gar nicht erst, einen Außeneindruck vom Haus zu gewinnen, sondern folgte ihr einfach hinein.
    Sobald sie die Schwelle überschritten hatten, sah er, dass sich die Haltung ihrer Schultern ganz leicht veränderte, als würde sie eine Bürde abstreifen, und er dachte: Quentin hat wieder einmal Recht. Dieser Ort ist ihre Zufluchtsstätte.
    Das Wohnzimmer, das sie nun betraten, war ganz Maggie, dachte er. Nichts Ausgefallenes, aber offensichtlich gute Qualität, die Möbel waren bequem und schlicht, ein gewisses Maß an Büchern und Zeitschriften, die im Raum verstreut lagen, verliehen diesem zusammen mit zahlreichen zügellos wachsenden Grünpflanzen eine Atmosphäre von Gemütlichkeit und Wohnlichkeit. An den Wänden hingen mehrere gerahmte Drucke, und auf dem Kaminsims stand ein Gemälde im

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