Die Augen
davon. Aber falls Sie sich jetzt Vorwürfe machen, weil Sie das nicht gewusst haben – lassen Sie’s. Wenn keine Schusswaffe da gewesen wäre, hätte er es einfach anders gemacht.«
»Woher zum Teufel wissen Sie das, Maggie? Wenn alle Beweise das Gegenteil behaupten, woher wollen Sie dann wissen , dass Christina sich nicht umgebracht hat?«
»Ich habe Ihnen doch gesagt, zwischen uns bestand eine Verbindung, ein geistiges Band.« Maggie sah nach vorne und bemühte sich um eine ruhige und gelassene Stimme. »In der Nacht, in der sie starb, bin ich aufgewacht … ich habe sie in meinem Kopf schreien gehört. Ihren Schmerz gespürt. Es war nur ein kurzes Aufblitzen, aber ganz deutlich. So klar und deutlich, dass ich es mein Lebtag nicht vergessen werde. Sie schrie vor Entsetzen – und aus Protest. Sie wollte nicht sterben. Die Waffe in ihrer Hand, deren Lauf an ihre Schläfe gepresst war, stand nicht unter ihrer Kontrolle.«
Jennifer war allein im Konferenzraum und las den Bericht über die Festnahme von David Robson, den sie bei der Polizeiwache des Bezirks Zentrum angefordert hatte. Da kam Andy herein, er wirkte gequält und erschöpft.
»Asyl«, murmelte er. »Ein Königreich für ein, zwei Stunden Asyl.«
»Ich würde es dir gewähren, wenn ich könnte«, sagte sie mitfühlend. »Aber du weißt doch, wenn die Zentrale dich nicht an deinem Schreibtisch erreicht, klingeln zwei Sekunden später hier die Telefone.«
»Ja, ich weiß ja.« Er setzte sich seufzend. »Du solltest zu Hause sein. Wie viele Überstunden hast du heute gemacht?«
»Ich habe ausgecheckt.«
»Danach habe ich nicht gefragt.«
Jennifer zuckte mit den Achseln. »Sieh mal, ich wollte nicht nach Hause gehen, und da habe ich mir gedacht, dann kann ich mich genauso gut hier nützlich machen.«
Andy grunzte. »Wo ist Scott?«
»Pizza holen. Wir hatten Hunger, und er wollte frische Luft.« Sie betrachtete ihn, die Schatten unter seinen Augen und die grimmig aufeinander gepressten Lippen bereiteten ihr Sorgen. »Ich schätze, du hast nichts von Maggie gehört? Ich meine, über ihr Gespräch mit Hollis Templeton?«
»Nein, noch nicht. Und was sie zu sagen hat, kann genauso gut irrelevant sein.«
»Glaubst du das wirklich?«
»Ach, Quatsch.«
»Eben. Unsere gesamte Welt scheint nur noch aus diesem Fall zu bestehen, oder?«
»Könnte man meinen.« Er seufzte erneut. »Der Gerichtsmediziner hat versprochen, sich sobald wie möglich an Samantha Mitchell zu begeben, aber niemand glaubt, dass er was Neues finden wird. Ein Blick hat ihm gesagt, was er uns auch gesagt hat: Sie hat noch gelebt, als er ihr die Kehle durchgeschnitten hat, und ist am Blutverlust gestorben.«
»Dann hat er das mit dem Baby also erst … danach getan?«
Andys Lippen wurden noch schmaler. »Etwa ein, zwei Minuten danach, glaubt der Doc. Das Baby hat wahrscheinlich noch gelebt.«
Darauf war Jennifer nicht gefasst gewesen – ebenso wenig wie auf den Schock, den ihr diese Neuigkeit versetzte. »O Gott!«
»Ich brauche dir wohl nicht zu sagen, dass wir diese Info vor den Medien geheim halten wollen.«
»Weiß Mitchell das?«
»Nein, und wenn ich mich durchsetze, wird er es auch nie erfahren.«
Sie starrte auf den Bericht über Robsons Festnahme. »Andy, gibt es da etwas, das uns entgeht? Etwas, das wir hätten tun sollen, aber nicht getan haben?«
»Nicht dass ich wüsste. Mach dich deswegen nicht selbst fertig, Jenn. Wir haben praktisch keinerlei Spuren, keine Zeugen, die uns eine Beschreibung geben können, und kein vorhersehbares Muster bei den Überfällen – jedenfalls bis jetzt. Das, was einer Spur noch am nächsten kommt, verdanken wir dir und Scott.«
»Tolle Spur«, sagte Jennifer und klang genauso entmutigt, wie sie sich fühlte. »Wir haben ein paar Skizzen und Fotos von Opfern einer Mordserie aus dem Jahre 1934, und vielleicht hat unser Mann irgendwie Zugang dazu, aber das einzige, wovon wir halbwegs sicher ausgehen können, ist, dass er sich Doppelgängerinnen sucht.«
Ehe Andy antworten konnte, klingelte das Telefon, und er nahm mit resignierter Miene ab.
»Ja?« Er hörte eine Minute zu und betrachtete dabei geistesabwesend Jennifer, die vor ihm weiter in der Akte blätterte, dann sagte er: »Okay. Sagen Sie ihm, ich bin unterwegs.«
Als er auflegte, fragte Jennifer: »Wieder mal unser Luke?«
Andy stemmte sich am Tisch hoch. »Ja, verdammt!«
»Er weigert sich immer noch, das FBI um Hilfe zu bitten?«
»Er würde sich weigern zu schreien, wenn
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