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Die Augen

Die Augen

Titel: Die Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hooper
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richtig erkennen. »Sie hat von der Gesichts-OP gesprochen?«
    »Ja. Sie sah das ganz realistisch. Sie wusste, nichts konnte sie wieder so aussehen lassen wie vorher. Aber die Säure hatte eine solche Zerstörung angerichtet – sie wollte einfach so normal wie möglich aussehen. Sie sagte … sie wollte nicht die Kinder erschrecken, wenn sie ausging.«
    John schwieg einen Augenblick, dann sagte er: »Das ist einer der Gründe, weshalb ich so sicher bin, dass sie sich nicht umgebracht hat. Sie wollte leben, Maggie, das weiß ich. Sie wollte gesund werden und ihr Leben fortsetzen. Sie war stark.«
    »Ja, das war sie. Stärker als Sie wissen.«
    »Wie meinen Sie das?«
    Maggie holte tief Luft. »Sobald sie wieder zu Hause war, stand ihr dieser aufwändige Computer zur Verfügung, den ihr Ehemann installiert hatte, und das neue Spracherkennungs- und Leseprogramm, das Sie ihr eingerichtet hatten, weil sie ja den Bildschirm nicht sehen konnte.«
    »Ja. Ich wollte nicht, dass sie sich von allem abgeschnitten fühlt, auch wenn sie noch nicht so weit war, sich wieder in die Öffentlichkeit hinauszuwagen. Wollen Sie sagen, sie hätte das System für etwas anderes benutzt?«
    »Es sollte Sie eigentlich nicht überraschen«, sagte Maggie. »Schließlich war sie Ihre Schwester. Sie wollte Antworten, John.«
    »Antworten? Wollen Sie sagen, sie hat versucht, den Mann zu finden, der sie überfallen hatte?«
    »Sie hatte alle Informationen, die sie über Laura Hughes hatte finden können, und natürlich kannte sie ihre eigene Situation und Ihren Hintergrund besser als jeder andere. Sie war überzeugt, dass es da irgendwo eine Verbindung gab, dass wir anderen … geblendet waren von der Vielzahl der Details, sodass wir nicht sehen konnten, was tatsächlich da war.«
    »Und sie dachte, dass sie es könnte? Blind und praktisch allein in dieser Wohnung, dachte sie, sie könnte etwas finden, das alle anderen übersehen hatten?«
    »Sie hatte einen einzigartigen Blickwinkel auf den Fall. Und sie hat Stunden über Stunden damit verbracht, darüber nachzudenken. Sie konnte an nicht viel anderes denken.« Maggie seufzte. »Bitte glauben Sie mir, wenn ich auch nur den leisesten Verdacht gehabt hätte, dass das, was sie da tat, sie in Gefahr bringen würde …«
    Unvermittelt lenkte John den Wagen an den Straßenrand und hielt an. Er wandte sich Maggie zu. »Wollen Sie damit sagen, es hat sie in Gefahr gebracht? Maggie – hat Christina sich umgebracht?«
    »Nein.«
    »Nein? Und warum zum Teufel haben Sie mir das nicht schon früher gesagt? Himmel, es irgendjemandem gesagt …«
    »Weil ich es nicht beweisen kann, John.« Sie sprach gleichmütig. »Jedes einzelne Beweisfitzelchen in dieser Wohnung belegt, dass sie sich umgebracht hat. Andy und seine Leute haben die Wohnung mit der Lupe abgesucht, das wissen Sie. Sie haben sie sogar zwei Mal durchsucht, weil Sie sie darum gebeten hatten. Sie selbst haben sich ihre Computerdateien angesehen, hat Andy gesagt. Haben Sie etwas gefunden?«
    »Nein«, erwiderte er langsam. »Zumindest nichts Ungewöhnliches. Nichts Unerwartetes. Da war nichts über die Ermittlungen, über das andere Opfer. Überhaupt kein Hinweis darauf, dass sie versucht hat, eigene Ermittlungen anzustellen.«
    »Das hat Andy gesagt. Auf meine Bitte hin hat er sogar den Computerfachmann der Abteilung drangesetzt, aber da war nichts. Falls es vor ihrem Tod irgendwelche Beweise gab – hinterher waren sie jedenfalls weg. Niemand hat irgendwas gefunden, das auf einen Einbrecher oder auch nur auf einen Besucher hingewiesen hätte. In den Aufzeichnungen des Wachdienstes für diese Nacht finden sich keinerlei Hinweise darauf, dass jemand die Wohnung betreten hätte, und sogar die Tatsache, dass sie der Krankenschwester für diesen Tag und die Nacht freigegeben hatte, scheint auf Selbstmord hinzudeuten. Der Gerichtsmediziner war völlig sicher, dass es Selbstmord war, ohne jeden Vorbehalt. Ich habe seinen Bericht gelesen. Sie haben seinen Bericht gelesen. Nach allem, was man gefunden hat, hat Christina diese Abschiedsnotiz auf ihrem Computer geschrieben, dann hat sie sich die Waffe an den Kopf gehalten und abgedrückt.«
    John atmete tief durch. »Ich wusste bis dahin nicht mal, dass sie diese Waffe hatte.«
    »Das wundert mich nicht, denn der Registrierung zufolge hatte sie die schon vor Jahren gekauft, als sie ganz allein in L.A. lebte, zur Verteidigung. Und weil sie nicht in Seattle registriert wurde, wusste vorher auch keiner von uns

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