Die Auserwaehlte
Sie nickte liebenswürdig, als sich der junge Flötenspieler verbeugte und floh; beinahe stolperte er in seiner Eile, den Weg für den nächsten Auftritt frei zu machen. Mara lächelte dem verlegenen Vater und seiner Frau zu, und sie begriff, daß sie zwar die Langeweile solcher Musik hatte ertragen müssen, dafür aber den Händler und seine Familie jederzeit um einen Gefallen würde bitten können.
Pantomimen, ein Mann mit dressierten Hunden, ein singender Liendi-Vogel und zwei weitere Poeten – die Herrin zeigte keine Ungeduld. Sie belohnte den zweiten Poeten mit einer Blume, die sie geschickt in seinen Hut warf. Dann trat ein Maler auf, der sie mit seinen komischen Zeichnungen von Needra-Bullen, die es auf Krieger abgesehen hatten, zum Lachen brachte. Als sie in der zweiten Pause die Dienerinnen beauftragte, ihr äußeres Gewand fortzunehmen, um es sich in der Mittagshitze bequemer zu machen, murmelte auch der rangniederste Gast, daß diese Lady von einer im Kaiserreich bisher unbekannten Großzügigkeit wäre. Die Darsteller spürten ihr Interesse und hauchten ihren Darbietungen neues Leben ein. Als die Herrin schließlich Bedienstete beauftragte, Erfrischungen zu verteilen und unter den bereits Angehörten kleine Dankesgaben zu verteilen, gaben sich die Anwesenden weit weniger steif. Der Wein machte sich bemerkbar, und kühnere Zungen flüsterten, daß die Lady in Ordnung wäre und die Ehre ihrer Ahnen verdiente.
Mara schnappte einige dieser Bemerkungen auf und lächelte sanft. Als die dritte Pause begann, bat sie ihre Dienerinnen, den beengenden Kranz fortzunehmen und die langen Haare frei über den Rücken fallen zu lassen. Während der Hochzeitskranz auf ihren Knien verwelkte, lehnte sie sich zurück, um die nächste Runde anzuschauen, und zur Freude all derer, die ihr zum Vergnügen etwas vorführten, auch die übernächste. Als der Nachmittag sich in die Länge zog, nahm die Hitze in der Halle zu; jetzt kamen auch andere Gäste herbei, um nachzusehen, was die Lady der Acoma solange festhielt.
Bei Sonnenuntergang tauchte der Bräutigam auf; sein Schritt war etwas unsicher und seine Stimme viel zu laut. Mit durchdringender Fahne von dem vielen San-Wein trat er auf das Podest und verlangte Auskunft von seiner Frau, weshalb sie so lange in dieser Halle herumtrödelte; der Kriegsherr und andere Gäste feierten bereits, und es sah doch ganz sicherlich so aus, als würde sie diese meiden, wenn sie statt dessen gewöhnliche Sänger und Darsteller niederen Ranges angaffte!
Mara neigte ihren Kopf in unterwürfigem Schweigen; dann blickte sie ihrem Ehemann in die Augen. Er roch nach Alkohol und Schweiß, aber dennoch brachte sie ein Lächeln zustande. »Mylord, als nächster wird der Poet Camichiro etwas vortragen, und wenn auch sein Werk noch zu neu ist, um bekannt zu sein, so eilt dem Lord der Teshiro doch der Ruf voraus, Genies frühzeitig erkennen zu können. Warum bleibt Ihr nicht und feiert die Entdeckung eines neuen Talents mit uns?«
Bunto straffte sich. Er kreuzte die Arme, ungeachtet der Weinflecken auf seiner linken Manschette. Er grunzte. Nicht nur stand er einer sich unschuldig gebenden Frau gegenüber, deren Kleidung jede Sicht auf das verhinderte, was darunter lag, sondern er wurde auch von dem deutlich aufwallenden Stolz Camichiros und Lord Teshiros überrumpelt. Dem Lob seiner Frau zu widersprechen wäre ziemlich schlechter Stil gewesen. Er war nüchtern genug, um sich zusammenzureißen, bevor er das Risiko einging, in seinen Pflichten als Gastgeber zu fehlen, und verneigte sich ebenfalls. »Ich werde für die schönen Künste später noch Zeit finden. Andere Gäste haben das Spiel Chiro begonnen, und ich habe auf den Gewinner gesetzt.«
Der Lord der Acoma verließ die Halle. Seine Braut rief Bedienstete herbei, um eine neue Runde Wein für die Darsteller bringen zu lassen. Indem sie gegen den ausdrücklichen Wunsch ihres Bräutigams noch dort blieb, gewann sie die Bewunderung ihrer unwichtigsten Gäste. Am lautesten lobten sie der Händler und sein Sohn, der unbeholfene Flötenspieler, dicht gefolgt von der überschwenglich bemalten Frau des Poeten Camichiro. Unter den Gewöhnlichen in Sulan-Qu war es kein Geheimnis, daß sie die Geliebte von Lord Teshiro und der Schutz ihrer Familie allein ihrem frechen Charme zu verdanken war.
Der Sonnenuntergang brach an, und die Shatra-Vögel erhoben sich in die Lüfte. Die Versammlung der Hochzeitsgäste zog sich bis zum nächsten Tag zurück, während
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