Die Auserwaehlte
die Köche exotische Gerichte zubereiteten und mit Glückssymbolen aus Papier schmückten. Laternen wurden entzündet, Musiker spielten, und bei Einbruch der Nacht führten Jongleure Kunststücke mit Feuer vor. Mara saß an der Seite ihres Ehemannes, bis er händeklatschend einige Sklavenmädchen aufforderte, einen Schleiertanz aufzuführen. Diese Gelegenheit nutzte die Lady der Acoma, um sich erschöpft in ein eigens dafür errichtetes Hochzeitszelt aus bemaltem Papier zurückzuziehen, wo sie sich entkleidete, badete und eine lange Zeit wach in ihrem Bett lag.
Der Morgen dämmerte staubig und trocken, und kein Lüftchen wehte. Die Bediensteten hatten die ganze Nacht hindurch mit den Vorbereitungen zu einem weiteren Festtag verbracht, und die frisch gewässerten Akasi-Blumen blühten, während die Gärtner jetzt in Kitteln das Gemüse für die Köche schnitten. Mara stand auf und hörte durch die dünne Papierwand, die ihre Hochzeitshütte trennte, ihren Ehemann grunzen. Sie erkannte, daß er einen Kater hatte, und befahl ihrem hübschen Sklavenmädchen, sich um ihn zu kümmern; dann ließ sie sich Chocha bringen. Sie machte einen Spaziergang, solange die frische Kühle des Morgens noch über dem Land lag. Schon bald würden die neue Königin der Cho-ja und ihr Schwarm auf dem Gebiet der Acoma ankommen. Die Verteidigung der Domäne wäre dann nicht mehr so problematisch. Dieser Gedanke beruhigte sie ein wenig. Zudem lag das Vermögen der Acoma bei Jican in fähigen Händen, und die Ländereien selbst waren abgesichert. So würde sie all ihre Kraft darauf richten können, wie sie mit dem Lord verfahren mußte, den sie geheiratet hatte. Erinnerungen stiegen in ihr auf, und sie dachte an das helle Lachen einer Frau und an Buntos mißmutig fordernde Stimme, ehe sie gegen Morgendämmerung in ein lautes Schnarchen übergegangen war. Mit gerunzelter Stirn und einem entschlossenen Zug um die Lippen betete Mara zu Lashima und bat um Kraft.
Sie unterbrach ihre Meditation gerade rechtzeitig, um jemanden aus ihrem Haushalt mit einer Fahne eine kleine Gruppe in die große Halle führen zu sehen. Der zweite Tag der Hochzeitsdarbietungen begann, und allem bisherigen zum Trotz ließ Mara sich eine Sänfte bringen. Sie würde sich die Darbietungen bis zuletzt ansehen, und wenn auch bis zum späten Nachmittag kein Gast von gleichem oder höherem Rang an der Reihe wäre, so würde sie doch dafür sorgen, daß keine der vorherigen Aufführungen unbelohnt bliebe. Mit Buntokapi als Herrscher würden die Acoma jedes bißchen Wohlwollen benötigen, das Mara erlangen konnte.
Am Nachmittag des folgenden Tages kam Wind auf; Wolkenschatten rasten über die Needra-Weiden, und der Himmel im Osten sah bedrohlich nach Regen aus. Trotz der Gefahr, daß das Finale ein nasses Ende finden könnte, saßen die Gäste der Acoma draußen und betrachteten den letzten Akt.
Zum Erstaunen aller Anwesenden hatte der Kriegsherr aus seinem Privatvermögen eine Aufführung des Kaiserlichen Jojan-Theaters bezahlt. Jojan war das Theater für die Edlen, während die Gewöhnlichen die rauheren und deftigeren Darbietungen des Segumi-Theaters vorzogen. Aber die Kaiserlichen Jojan waren die besten Schauspieler der Welt, denn aus ihren Reihen wurden die Mitglieder der Kaiserlichen Shalotobaku-Truppe erwählt, die nur dem Kaiser und seiner Familie vorspielte. Die Aufführung hieß Lord Tedero und die Sagunjan, eines der zehn klassischen Sobatu, im wahrsten Sinne des Wortes »großes Drama« in Form einer alten Oper.
Mara aalte sich in der kühlen Brise und genoß jeden Augenblick, den sie es hinauszögern konnte, ihrem Ehemann ins Hochzeitsbett folgen zu müssen. Sie konzentrierte sich auf das bevorstehende Finale. Die Schauspieler waren hervorragend und spielten mit einer außerordentlichen Gelassenheit, obwohl die Brise die Federbüsche ihrer Kostüme in Unordnung brachte. Das vorgeführte Stück war jedoch schändlich überfrachtet, dachte die Lady. Sie mochte Sobatu eigentlich nicht, sondern bevorzugte Grand Do; und das Bühnenbild war selbst für tsuranische Augen auffällig bunt.
Dann, auf dem Höhepunkt der Oper, als Lord Tedero die Höhle betrat, um Neshka aus den Fängen des bedrohlichen Sagunjan zu befreien, betraten zwei Gestalten in schwarzen Umhängen die Halle. Die Gegenwart der Erhabenen wäre schon für sich allein eine Besonderheit gewesen, doch die beiden Magier schufen zusätzlich Illusionen. Statt dem üblichen Papiersagunjan, in dem sich ein
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