Die Auserwaehlte
Sänger und verschiedene Arbeiter versteckten, erzeugten sie eine Erscheinung von verwirrender Eindringlichkeit. Ein Sagunjan trat aus einem als Höhle bemalten Gang; seine Schulterhöhe mochte vier Meter betragen, er war mit goldenen Schuppen bedeckt und spie rote Flammen. Eine wundervolle Baßstimme entfuhr den fürchterlichen Fängen, und obwohl alle in der Halle wußten, daß nur der Sänger sich bewegte, konnte ihn keiner sehen. Selbst Mara war entzückt von dem Anblick und vergaß all ihre Sorgen. Dann zischte Tederos Schwert durch die Luft, und die Illusion des Sagunjan verflüchtigte sich erst zu einem Nebel und löste sich dann in nichts auf. Gewöhnlich endete ein Sobatu mit der formellen Verbeugung der Schauspieler beim höflichen Applaus der Zuschauer; doch der Höhepunkt dieser Oper rief lauten Jubel hervor und wildes Händeklatschen, das eigentlich eher dem Straßentheater entsprach. Und alle konnten sehen, daß sich eines der seltenen Lächeln auf das Gesicht des Kriegsherrn stahl; er badete in dem Ruhm, der von seiner Theatergruppe und den Magierfreunden auch auf ihn fiel. Mara seufzte leise; sie war traurig, als die Darsteller sich zum letzten Mal verbeugt hatten. Als die paillettenbesetzten Vorhänge raschelnd zugezogen wurden beziehungsweise es zumindest versucht wurde, da die Brise mittlerweile in starke Böen übergegangen war, fügte sie sich in das Unvermeidliche. »Nun, meine Gemahlin«, flüsterte Buntokapi ihr ins Ohr. »Es ist an der Zeit, daß wir uns zurückziehen.«
Mara versteifte sich instinktiv, und das der Situation angemessene Lächeln gefror auf ihrem Gesicht. »Wie Ihr wünscht, mein Gemahl.«
Doch selbst ein blinder Mann hätte ihren Widerwillen gespürt. Buntokapi lachte. Mit einem trunkenen Triumphschrei nahm er sie in die Arme und hob sie hoch.
Die Gäste jubelten. Mara dachte an die unachtsame Kraft in den Armen, die sie umfaßten, und versuchte ihr rasendes Herz zu beruhigen. Sie würde es ertragen, würde es ertragen müssen, um das Weiterleben des Namens der Acoma zu garantieren. Sie barg ihren Kopf am schweißnassen Kragen ihres Mannes und erlaubte ihm, sie vom Podest hinunterzutragen. Papierne Fruchtbarkeitsfiguren regneten auf sie hinab, während er sie durch die Menge der ihnen Glück Wünschenden hindurch und den Pfad entlang auf die mit leuchtenden Farben bemalte Hochzeitshütte zutrug.
Keyoke und Papewaio standen als Ehrenwache am Ende des Pfades. Buntokapi schritt an ihnen vorbei, als wären es gewöhnliche Diener, und trat über die Schwelle in das silbrige Zwielicht, das durch die Wände aus Schilfrohrpapier und Latten fiel. Ein Diener und eine Dienerin verneigten sich tief, als ihr Herr und ihre Herrin erschienen. Buntokapi ließ Mara hinunter. Grunzend gab er ein paar Worte von sich, woraufhin das Dienstmädchen aufstand und den Eingang schloß. Der Diener blieb reglos in der Ecke sitzen und wartete auf Anweisungen seines Herrn.
Die Hütte war während des Tages umgestaltet worden; Bedienstete hatten die Papierbahnen entfernt, die bisher die Bettstätten von Ehefrau und Ehemann getrennt hatten. Statt dessen lag eine breite Schlafmatratze mit Laken aus feiner Seide vor der gen Osten gerichteten Wand, da der Sonnenaufgang den Anfang symbolisierte. In der Mitte des Raumes war neben einem niedrigen, leeren Tisch eine Reihe von Sitzkissen verteilt. Mara tat einen zittrigen Schritt nach vorn und setzte sich auf einige der Kissen vor dem Tisch. Sie hielt ihre Augen gesenkt, als Bunto sich ihr gegenüber niederließ.
»Schick nach dem Priester Chochocans«, verlangte der Lord der Acoma. Er betrachtete Mara erregt und intensiv, während der Diener in der Ecke aufsprang, um den Befehl auszuführen.
Der Priester trat allein ein; er hielt ein Tablett in den Händen, auf dem eine Karaffe mit goldfarbenem Tura-Wein stand, zwei Pokale aus Kristall und eine Kerze in einem juwelenbesetzten Ständer. Er hob das Tablett gen Himmel, sprach eine Segnung aus und stellte es auf den Tisch zwischen Mann und Frau. Mit einem beinahe sorgenvollen Blick schaute er sie beide an, die Lady, deren Hände jenseits ihrer Kontrolle zitterten, den jungen Lord, dessen Ungeduld greifbar im Raum hing. Dann zündete er resigniert die Kerze an. »Möge die Weisheit Chochocans Euch erleuchten.« Mit Kreide malte er ein Symbol um den Kerzenständer und hob den Wein hoch, während er ihn segnete. Er füllte die beiden Pokale und stellte sie vor der Braut und dem Bräutigam ab. »Möge der Segen
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