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Die Auserwaehlte

Die Auserwaehlte

Titel: Die Auserwaehlte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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Chochacans Eure Herzen erfüllen.« Er schrieb noch weitere Kreidesymbole um die beiden Pokale und die halbleere Karaffe.
    »Trinkt, Ihr Kinder Gottes, und lernet Euch kennen, wie Eure Herrn im Himmel es bestimmt haben.« Der Priester verneigte sich mit einem letzten Segen und verließ sichtlich erleichtert die Hochzeitshütte.
    Buntokapi winkte dem Diener mit einer knappen Handbewegung hinaus, und die Papiertür fiel mit einem leichten Geräusch zu. Er war allein mit seiner Braut in der Unterkunft, die unter den böigen Windstößen erbebte.
    Mit seinen dunklen Augen sah er Mara an. »Jetzt endlich, meine Gemahlin, gehört Ihr mir.« Er hob seinen Pokal ein wenig zu schnell, der Wein schwappte über und zerstörte eines der Symbole. »Seht mich an, Mylady. Der Priester würde es bevorzugen, wenn wir zusammen trinken.«
    Ein Windstoß rüttelte an den Läden, ließ das Papier in den Holzrahmen rascheln. Mara fuhr zusammen; dann schien sie sich wieder unter Kontrolle zu haben. Sie streckte die Hand aus und griff nach ihrem eigenen Pokal. »Auf unsere Hochzeit, Buntokapi.«
    Sie nahm einen kleinen Schluck, während ihr Herr den Wein bis zur Neige leerte. Dann goß er den Rest der Karaffe in sein Glas und trank auch den aus. Die ersten Regentropfen platschten gegen das mit eingeölten Stoffen gedeckte Dach der Hochzeitshütte, als er das Glas und die Karaffe wieder absetzte.
    »Gemahlin, holt mir noch mehr Wein.«
    Mara stellte ihren Pokal auf den Tisch, mitten in die Kalkmarkierungen des Priesters. Donner grollte in der Ferne, und der Wind machte einem stürmischen Regen Platz. »Wie Ihr wünscht, mein Gemahl«, sagte sie sanft und hob dann den Kopf, um nach dem Diener zu rufen.
    Bunto sprang auf. Der Tisch wackelte, und Wein spritzte aus ihrem umgefallenen Glas. Ihr Ruf wurde zu einem Schrei, als die schwere Faust ihres Ehemanns in ihrem Gesicht landete.
    Sie fiel rücklings zwischen die Kissen und blieb dort benommen liegen; der Regen trommelte so heftig auf das Dach wie das Blut in ihren Ohren. Alles um sie herum drehte sich, und Schmerz vernebelte ihre Sinne. Mara war blind vor Wut, doch sie behielt ihren Stolz. Schwer atmend lag sie auf der Erde, als der Schatten ihres Mannes über sie fiel.
    Er beugte sich ein wenig vor, und seine Gestalt verdeckte das Licht hinter ihm. Er deutete auf Mara. »Ich habe gesagt, Ihr sollt ihn holen.« Seine Stimme war leise und bedrohlich. »Versteht mich richtig, Frau. Wenn ich Euch bitte, Wein zu holen, so holt Ihr ihn. Nie wieder legt Ihr diese Aufgabe oder irgendeine andere ohne meine Erlaubnis in die Hände irgendwelcher Bediensteten. Wenn ich irgend etwas von Euch verlange, Lady, dann tut Ihr es.«
    Er setzte sich wieder hin. In dem Zwielicht wirkten seine Gesichtszüge noch brutaler als sonst. »Ihr haltet mich für dumm.« Sein Ton enthüllte langgehegte Vorbehalte. »Ihr alle denkt, ich bin dumm, meine Brüder, mein Vater und jetzt auch Ihr. Nun, ich bin es nicht. Neben Halesko und besonders neben Jiro war es allerdings nicht schwer, dumm zu wirken.« Er lachte düster und bitter auf. »Aber jetzt muß ich mich nicht mehr dumm stellen, ha! Durch die Heirat mit Euch bin ich in einen höheren Rang aufgestiegen. Ich bin der Lord der Acoma. Vergeßt das niemals, Frau. Und jetzt holt mir endlich den Wein!«
    Mara schloß die Augen. »Ja, mein Gemahl.« Sie zwang sich, ihre Stimme fest klingen zu lassen.
    »Steht auf!« Bunto stieß sie mit seiner Fußspitze an.
    Mara widerstand dem Drang, ihre geschwollene und gerötete Wange zu berühren, und gehorchte. Sie hielt den Kopf in der vollkommenen Haltung des unterwürfigen Weibes nach unten geneigt, doch in ihren Augen blitzte etwas ganz anderes auf, als sie sich vor Buntokapis Füßen verneigte. Dann riß sie sich noch mehr zusammen, als es bei der Übergabe der Rechte als Herrscherin der Acoma notwendig gewesen war, stand auf und holte Wein von einer Kommode neben der Tür.
    Buntokapi sah, wie sie den Tisch wieder herrichtete, das Glas wieder darauf stellte und nachfüllte. Jung und voller Vorfreude auf den Anblick konzentriert, als er sah, wie Maras Brüste sich unter dem dünnen Stoff ihrer Tagesrobe hoben und senkten, bemerkte er nicht den Haß in ihren Augen, während er trank. Dann hatte er den Wein auch schon hinuntergestürzt und den Pokal zur Seite geworfen. Er legte seine schweißigen Hände auf den Seidenstoff, den er als unerträglich behindernd empfand. Viel zu betrunken und erregt, um irgend etwas anderes

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