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Die Auserwaehlte

Die Auserwaehlte

Titel: Die Auserwaehlte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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»Mutter meines Herzens, das Verhalten der Männer ist mir fremd. Ich brauche dringend Euren Rat.«
    Nacoya antwortete mit einem Lächeln, das frei von jedem Triumph war. Sie neigte den Kopf etwas zur Seite, und nachdem sie einen Augenblick nachgedacht hatte, zog sie die Haarnadeln und begann sorgfältig, die Haare neu festzubinden. Der Anblick der gewöhnlichen, sogar vertrauten Bewegungen der faltigen Hände brachte Mara etwas Entspannung. Der Tag folgte immer der Nacht, unabhängig davon, wie dunkel die Wolken waren, die den Mond bedeckten. Sie hörte zu, als Nacoya leise zu sprechen begann, damit nur sie es hören konnte.
    »Kind, das Kaiserreich ist riesig, und es gibt viele Herren, deren Herzen durch ihre Zielstrebigkeit grausam geworden sind. Unglückliche Bedienstete leiden oft unter der Herrschaft solcher Männer. Doch aus solcher Not entspringt Weisheit. Die Bediensteten haben gelernt, wie auch Ihr lernen werdet, daß der Ehrenkodex ein zweischneidiges Schwert ist. Jedes Wort hat zwei Bedeutungen und jede Tat viele Konsequenzen. Auch ohne die Treue oder Ehre zu gefährden kann ein Diener einem grausamen Herrn das Leben zur Hölle machen.«
    Mara betrachtete die Blätter des Ulo-Baumes, zwischen deren dunklen, gezackten Formen kleine Stücke des Himmels hindurchschimmerten. »Wie du, Keyoke und Jican an dem Tag, als Papewaio mich vor dem Homoi Tong rettete«, murmelte sie schläfrig.
    Darauf zu antworten wäre beinahe einem Verrat gleichgekommen. Mit steinernem Gesicht verbeugte Nacoya sich wortlos. Dann meinte sie: »Ich werde die Hebamme für Euch holen lassen, Lady. Sie kennt die Weisheiten der Erde und wird Euch erklären, wie Ihr so schnell wie möglich empfangen könnt. Dann wird der Lord Euren Schlaf nicht mehr mit seiner Lust stören, und der Name der Acoma ist durch einen Erben gesichert.«
    Mara richtete sich in den Kissen auf. »Ich danke dir, Nacoya.« Sie tätschelte leicht die Hand der alten Frau und stand auf. Doch bevor sie sich zum Gehen wandte, blickte die Amme tief in die Augen des Mädchens. Sie sah Schmerz und auch Furcht; aber sie bemerkte darüber hinaus den hellen Funken der Berechnung, den sie seit dem Tod von Lord Sezu schon öfter in Maras Augen wahrgenommen hatte. Sie verneigte sich, um ein aufwallendes Gefühl zu verbergen; und als sie Mara mit aufrechtem Gang auf ihre Gemächer zugehen sah, zwinkerte Nacoya mit den Augen und weinte.

    Die Asche der verbrannten Hochzeitshütte kühlte ab und verteilte sich im Wind. Staub wirbelte auf, denn es war jetzt trocken und heiß geworden. Die Tage wurden länger, bis der Sommer seinen Höhepunkt überschritten hatte.
    Needras wurden für das Fest Chochocans geschlachtet, und die freien Arbeiter zogen ihre beste Kleidung für die Segnung auf den Feldern an, während die Priester Papierbildnisse verbrannten, symbolische Opfer für eine reiche Ernte. Buntokapi blieb während der Zeremonie nüchtern, zum größten Teil deshalb, weil Mara die Bediensteten angewiesen hatte, seinen Wein mit Wasser zu mischen. Die Gesellschaft ihres lauten Ehemannes mochte ihr zusetzen, doch sie zeigte nichts davon in ihrem Verhalten. Nur ihre eigenen Zofen wußten, daß die dunklen Ringe um ihre Augen von Schminke verdeckt waren und die Kleidung ihres schlanken Körpers manchmal blaue Flecken verbarg.
    Die Lehren der Schwestern Lashimas hielten ihren Geist aufrecht. Sie zog Trost aus dem Rat der Hebamme und lernte Wege kennen, wie sie sich einen Teil der Unannehmlichkeiten ersparen konnte, wenn ihr Mann sie zu sich ins Bett rief. Irgendwann zwischen dem Mittsommerfest und dem nächsten Vollmond wurde sie von Kelesha, der Göttin der Bräute, gesegnet, denn sie empfing. Buntokapis Unkenntnis über die Frauen kam ihr zugute, denn er war sofort einverstanden, als er hörte, daß sie nicht länger als Mann und Frau zusammenkommen könnten, ehe nicht das Baby geboren wäre. Er nörgelte ein bißchen, ließ sie dann jedoch in jene Gemächer ziehen, die früher ihre Mutter bewohnt hatte. Die Räume waren ruhig und von Gärten umgeben, und Buntokapis laute Stimme drang nicht dorthin. Dies war um so besser, da ihr jeden Tag mehrere Stunden übel war und sie zu den merkwürdigsten Zeiten schlief.
    Die Hebamme lächelte breit und rieb Maras Bauch und Brüste mit süßlichem Öl ein, um die Haut weich zu machen für die Zeit, da sie sich wegen des Kindes dehnen würde. »Ihr tragt einen Sohn in Euch, Mylady, ich schwöre es bei den Gebeinen meiner Mutter.«
    Mara lächelte

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