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Die Auserwaehlte

Die Auserwaehlte

Titel: Die Auserwaehlte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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geringer als seine, was bedeutet hätte, daß sie seiner Macht zu belohnen oder zu bestrafen unterstand.
    Doch das Mädchen auf der Sänfte reagierte, ohne auch nur einen Augenblick zu zögern. Sie antwortete auf eine Weise, in der gewöhnlich geschäftliche Aufträge mit Händlern besprochen wurden. »Ich bin erfreut, daß Ihr keine Schwierigkeiten hattet, unseren Wünschen nachzukommen, Lord Tecuma.«
    Der Lord der Anasati richtete sich leicht auf. Dieses Mädchen besaß einen scharfen Verstand und ließ sich von seiner Begrüßung nicht aus der Ruhe bringen. Doch es war ein langer und heißer Tag, und je eher diese lächerliche Angelegenheit hinter ihm lag, desto früher konnte er zu einem der kühlen Teiche aufbrechen und dort baden, vielleicht mit etwas Musik im Hintergrund. Aber auch gegenüber einem erklärten Feind mußte er die Formen der Höflichkeit wahren. Ungeduldig gestikulierte er mit seinem Amtsstab.
    Chumaka antwortete mit einem salbungsvollen Lächeln und einer kaum wahrnehmbaren Verbeugung. »Was also bietet die Lady der Acoma?« Wäre Maras Vater noch am Leben, hätte Lord Sezu die Verhandlungen über die Vermählung seines Sohnes oder seiner Tochter geführt. Als Herrscherin war sie es jetzt, die sämtliche Eheschließungen innerhalb ihres Hauses in die Wege leiten mußte, eingeschlossen ihrer eigenen – von der Anstellung eines Heiratsmaklers, der für den ersten Kontakt gesorgt hatte, bis zum offiziellen Treffen mit dem Lord der Anasati.
    Nacoya verneigte sich, doch so oberflächlich, daß niemand die Beleidigung darin übersehen konnte. »Die Lady der Acoma sucht –«
    »Einen Ehemann«, unterbrach Mara.
    Eine Welle der Unruhe lief durch den Raum, wich aber rasch einem Zustand höchster Aufmerksamkeit. Niemand hatte daran gezweifelt, daß diese unverschämte Herrscherin der Acoma einen Gatten verlangen würde, einen, der laut Gesetz nicht an ihrer Herrschaft beteiligt sein würde.
    »Einen Ehemann?« Chumaka wölbte die Brauen; er war sichtlich neugierig geworden angesichts dieser unerwarteten Entwicklung. Augenscheinlich war auch die Erste Beraterin der Acoma von diesem Angebot überrascht worden, denn die alte Frau warf einen verblüfften Blick auf das Mädchen, bevor sie ihre Fassung wiedererlangte. Chumaka meinte erkennen zu können, wohin die unerwartete Wendung führen würde, doch er war sich nicht ganz sicher, und das verursachte ihm ein Unbehagen ähnlich einer unerreichbaren juckenden Stelle.
    Mara antwortete jetzt selbst; ihre Stimme klang dünn in der gewaltigen Halle der Anasati: »Ich bin zu jung für die gewichtige Verantwortung des Herrschens, Mylord. Ich stand kurz davor, als Schwester dem Orden Lashimas beizutreten, als ich von dieser furchtbaren Ehre überrascht wurde. Mein Unwissen darf nicht zu einer Gefahr für die Acoma werden. Im vollen Bewußtsein dessen, was ich tue, suche ich einen Sohn der Anasati, der mit mir zurückkehrt. Wenn wir verheiratet sind, wird er Herrscher der Acoma sein.«
    Der Lord der Anasati war sprachlos. Von allen möglichen Forderungen hatten sie diese nicht in Betracht gezogen. Dieses Mädchen hatte nicht nur in einem Atemzug den Platz der Macht geräumt, sondern auch nocht wirkungsvoll die Kontrolle über ihr Haus in die Hände der Anasati gegeben – der Familie, die zu den ältesten politischen Feinden ihres Vaters gehörte. Dieses Anliegen kam so unerwartet, daß viele der in der Halle Versammelten aufgeregt zu flüstern begannen. Der Lord der Anasati erlangte jedoch schnell seine Fassung wieder und bedeutete seinen Höflingen mit scharfem Blick und einer nur angedeuteten Bewegung seines Stabs zu schweigen.
    Er starrte angestrengt auf das Gesicht dieses Mädchens, das um die Hand eines seiner Söhne gebeten hatte. »Ihr seid bestrebt, Eure Ehre meinem Haus anzutragen, Lady Darf ich fragen, warum?« fragte er freiheraus.
    Die Höflinge warteten reglos auf ihre Antwort; die einzigen Bewegungen rührten von den jäh aufblitzenden Spiegelungen des Sonnenlichts, das durch die Tür hindurch auf die edelsteinbesetzten Gewänder fiel. Mara beachtete das blendende Licht nicht und senkte ihre Augen, als wäre sie beschämt. »Meine Position ist schwach, Lord Tecuma. Die Güter der Acoma sind noch immer fruchtbar und reich, aber ich bin nur ein Mädchen mit wenig Möglichkeiten. Wenn mein Haus schon an Macht verlieren muß, dann möchte ich wenigstens Verbündete suchen. Der größte Feind meines Vaters war der Lord der Minwanabi. Dies ist kein

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