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Die Auserwählte: Roman (German Edition)

Die Auserwählte: Roman (German Edition)

Titel: Die Auserwählte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Bosworth
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lassen, weil ich sie in den vergangenen vier Wochen, in denen sie ihm dreimal täglich in der Stunde des Lichts beim Missionieren zugesehen hatte, in einem drogenumnebelten, traumartigen Zustand gehalten hatte.
    O Gott, dachte ich. Es ist meine Schuld. Es ist tatsächlich meine Schuld.
    Es ist meine Schuld, dass es Mom erst jetzt wieder besser geht.
    Es ist meine Schuld, dass sie von Prophet besessen ist.
    »Mia?«, fragte Mom und runzelte die Stirn, als sie mir in die Augen sah, die plötzlich zu schwimmen begannen. Oder zu ertrinken. »Alles in Ordnung mit dir?«
    Ich schluckte hinunter, was sich wie eine Glasscherbe in meinem Hals anfühlte, und brachte mit Mühe ein »Hm« heraus. Dann drehte ich mich abrupt weg. »Ich wollte nur schnell …« – ich erblickte den übervollen Abfalleimer in der Küche – »… den Müll rausbringen.« Das war eine dumme Ausrede, um die Flucht ergreifen zu können. Unsere Mülltonne war seit dem Beben nicht mehr geleert worden. Moms Auto passte kaum noch in die Garage, so viele Müllsäcke stapelten sich darin, und es fing dort langsam an, richtig zu stinken.
    Der Staubsauger erwachte wieder dröhnend zum Leben, und ich ging von Zimmer zu Zimmer, sammelte jeweils zwei Abfalleimer ein und brachte sie in die Garage. Da uns die großen Müllsäcke ausgegangen waren, leerte ich den Abfall inzwischen direkt in die Tonne.
    Ich hielt die Luft an, als ich die stinkende Garage betrat, und öffnete die Mülltonne. Dann kippte ich den Abfalleimer aus Moms Badezimmer um und nahm wahr, wie etwas, das wie winzige weiße Pfefferminzbonbons aussah, zwischen zusammengeknüllten Taschentüchern in die Tonne regnete. Erst als die weißen Kügelchen im restlichen Müll verschwanden, wurde mir bewusst, worum es sich dabei handelte.
    Mein Gehirn setzte aus.
    »Mia?«
    Als ich mich umdrehte, sah ich Mom in der Türöffnung zur Garage stehen. Ich vergaß, die Luft anzuhalten, und atmete den fauligen Gestank aus der Tonne ein. Ich musste beinahe würgen, und das nicht wegen des Geruchs.
    »Ich wollte mich wegen heute Morgen bei dir entschuldigen«, sagte Mom, die den angewiderten Ausdruck in meinem Gesicht nicht zu bemerken schien. »Ich hätte nicht von dir verlangen sollen, dass du dieses Gebet sprichst. Ich kann dich nicht zwingen, genauso zu glauben wie ich, aber ich wünsche mir, dass du es wenigstens versuchst. Vielleicht können wir uns heute Abend zusammen Die Stunde des Lichts ansehen. Oder vielleicht können wir gemeinsam zu einer Erweckung gehen, als Familie, um zu erfahren, wie das ist.«
    Ich nahm ihre Worte kaum zur Kenntnis. »Du hast sie weggeworfen. Die Tabletten …«
    Sie blinzelte verwirrt. Dann nickte sie. »Ja, das musste ich tun.«
    »Warum?«
    »Prophet sagt, dass diejenigen, die suchterzeugende Substanzen und bewusstseinsverändernde Drogen nehmen, nicht gerettet werden, wenn das Unwetter kommt. Unser Blut, unsere Gedanken und unsere Seele müssen rein sein.«
    »Hast du eigentlich irgendeine Vorstellung, was ich auf mich genommen habe, um diese Tabletten für dich zu besorgen?«
    Zwischen ihren Augenbrauen bildete sich eine tiefe Falte. Sie schüttelte den Kopf, und mir wurde klar, dass sie es nicht wissen konnte, weil ich alles getan hatte, um es vor ihr zu verheimlichen. Genauso wie ich früher alles mir Mögliche getan hatte, um vor ihr zu verheimlichen, was für eine Außenseiterin ich in der Schule war oder wie die Menschen in Lake Havasu City mich mieden und die Straßenseite wechselten, wenn sie mich kommen sahen. Ich hatte nicht gewollt, dass sie sich Sorgen macht. Ich hatte immer verhindern wollen, dass sie sich Sorgen um mich macht. Ich wollte, dass sie und Parker ein normales Leben führen konnten, obwohl ich ein Teil dieses Lebens war.
    »Warum hast du mir denn nicht gesagt, dass du sie nicht mehr nimmst?«, fragte ich.
    »Ich weiß nicht, Mia.« Mom schüttelte den Kopf. »Ich war so verwirrt.«
    »Mom, du musst aufhören, dir Die Stunde des Lichts anzuschauen. Du darfst nicht mehr auf Prophet hören. Er manipuliert deinen Verstand.«
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, Mia. Er hat mir dabei geholfen, die Dinge zum ersten Mal in meinem Leben klar zu sehen. Es geht nicht nur um das, was während des Erdbebens passiert ist. Es geht um alles. Ich habe völlig falsch gelebt.«
    »Hör dir doch mal zu! Er hat dir eine Gehirnwäsche verpasst!«
    Ihre Lippen verzogen sich zu einer harten Linie. »Pass auf, wie du mit mir sprichst.«
    Plötzlich verstand ich, wie

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