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Die Auserwählte: Roman (German Edition)

Die Auserwählte: Roman (German Edition)

Titel: Die Auserwählte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Bosworth
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das?«, fragte ich.
    »Schmeckt gut. Probier einfach.«
    Alkohol … Noch etwas, das in dieser Stadt Mangelware war. Ich hätte wetten können, dass Prophet das gefiel.
    Ich setzte den Flachmann an meine Lippen, füllte meinen Mund und schluckte. Der Geschmack des Alkohols ließ mich zusammenzucken, war aber gar nicht übel und hinterließ eine angenehm warme Spur hinunter in meinen Magen.
    Katrina starrte mich mit weit aufgerissenen Augen an, ohne auf die Straße zu achten. »Du trinkst das, als wäre es Wasser.« Sie klang verblüfft. »Du hast nicht mal gehustet!«
    Ich schüttelte den Kopf. »Hätte ich husten sollen?«
    »Das ist Weißer Blitz, Mia.«
    Ich empfand Unbehagen, wie immer, wenn in meiner Gegenwart das Wort »Blitz« fiel. »Warum heißt das Zeug so?«
    »Weil es brennt, als hätte man Feuer geschluckt, deshalb. Das ist selbst gemachter Whiskey. Schwarzgebrannt. Weißt du, was das ist?«
    »Klar, ich bin doch nicht blöd. Warum hast du behauptet, er schmeckt gut?«
    »Weil er gut schmeckt, dafür dass er schwarzgebrannt ist. Du bist viel krasser drauf, als ich dachte. Vielleicht habe ich dich unterschätzt.«
    Um ihre Aussage zu bestätigen, nahm ich noch zwei große Schlucke aus dem Flachmann. Der Alkohol floss mit jedem Schluck geschmeidiger durch meine Kehle. Ich war das Gefühl gewöhnt, Feuer in mir zu haben. Der »Weiße Blitz« war nichts gegen meine eigene spezielle Marke »Roter Blitz«. Trotzdem kam ich mir wie eine Heldin vor. Das heißt, bis der Alkohol in meinen Blutkreislauf gelangte. Anscheinend war ich nur gegen das Brennen des Alkohols immun, nicht gegen seine anderen Auswirkungen.
    Ich legte den Kopf in den Nacken, starrte das Innendach von Katrinas Auto an und fühlte mich plötzlich benommen.
    »Ich glaube, du hattest genug.« Katrina nahm mir den Flachmann aus der Hand, trank selbst einen Schluck und zog eine Grimasse.
    »Hey! Würdest du das bitte lassen? Ich habe keine Lust, heute Nacht bei einem Autounfall zu sterben.«
    »Ich vertrage das schon«, sagte sie ruhig und verstaute den Flachmann.
    »Ja, und was ist, wenn wir angehalten werden? Dieses Zeug riecht wie Wundbenzin. Die würden uns verhaften und ins Gefängnis stecken.«
    »Alle Gefängnisse sind voll. Die Polizei hat größere Probleme als zwei leicht alkoholisierte Teenager.«
    Als ob unsere Unterhaltung sie herbeigerufen hätte, raste ein Konvoi von Polizeiwagen mit Blinklicht auf der Straße an uns vorbei. Sie fuhren mit Höchstgeschwindigkeit in die entgegengesetzte Richtung und zeigten kein Interesse an uns.
    »Wie ich schon gesagt habe: Du musst dich entspannen.« Katrina warf mir einen Blick zu und lächelte. Dann bemerkte sie mein Outfit, und ihr Lächeln verschwand. »Du hast genau dasselbe an, was du schon in der Schule anhattest.«
    Ich sah an mir hinunter, doch alles verschwamm. »Oh, stimmt, das habe ich ganz vergessen. Du wolltest ja, dass ich ein bisschen Haut zeige.« Allein bei der Vorstellung hätte ich mich totlachen können. Niemand wollte meine Haut sehen.
    Katrina machte ein finsteres Gesicht. »Zieh dir einen Strumpf über den Kopf, und du könntest eine Bank ausrauben.«
    Ich starrte zum Fenster hinaus, obwohl die vorbeifliegende Stadt dafür sorgte, dass mir schwummerig wurde. »Und, welchen Gefallen soll ich dir tun? Warum brauchst du meine Hilfe?«
    Katrina schwieg eine ganze Weile, ehe sie antwortete. »Weil du den Funken wittern kannst.«
    Ich sah sie an. Sie und ihre Doppelgängerin. Verdammter Weißer Blitz. In Zukunft würde ich keinen selbst gemachten Whiskey mehr auf leeren Magen trinken.
    »Uns läuft die Zeit davon«, fuhr Katrina fort. »Prophet rekrutiert in einem Tempo, bei dem die Suchenden nicht mithalten können. Ich brauche dich, damit du mir dabei hilfst, ein wenig aufzuholen.«
    »Aber ich bin doch nicht mal eine von euch.«
    »Betrachte dich als ehrenamtliche Suchende. Nur für heute Nacht.«
    »Ich fühle mich geehrt.«
    »War das Sarkasmus?«
    »Wie scharfsinnig von dir.«
    Es herrschte kaum Verkehr, als wir in Koreatown ankamen und uns dem dunklen Fleck Nichts näherten, bei dem es sich um die Wüste handelte. Nur die helle Säule eines einzigen Wolkenkratzers stand noch und ragte als letzter sichtbarer Überrest der Innenstadt-Skyline leuchtend weiß aus der Mitte der Finsternis empor: der Tower.
    Koreatown lag mehrere Meilen westlich vom Epizentrum der Zerstörung, doch das Stadtviertel hatte schwere Schäden davongetragen. Die Außenwände vieler Gebäude, an denen

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