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Die Auserwählte: Roman (German Edition)

Die Auserwählte: Roman (German Edition)

Titel: Die Auserwählte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Bosworth
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gehen.«
    »Nicht du«, sagte ich. »Jeremy und ich. Du kannst machen, was du willst, wenn du mich nur endlich in Ruhe lässt.«
    »Was? Mia, nein! Du kannst nicht mit ihm gehen! Du weißt doch gar nichts über ihn. Er könnte ein Spion sein!«
    »Bist du ein Spion, Jeremy?«, fragte ich ihn.
    »Nein«, entgegnete er.
    »Dann wäre die Sache erledigt. Wir gehen. Folg mir nicht, Katrina.«
    »Mia, bitte …«
    »Gehen wir«, sagte ich zu Jeremy.
    Ich stieg in eine Finsternis hinab, die dick wie Farbe war, und hörte Jeremys Schritte wie das Echo meiner eigenen. Ein drittes Paar Schritte folgte nicht.
    25
    A chtundsechzig Treppen sind eine Menge, wenn man sie hinuntergehen muss. Es kam mir vor, als wären Stunden vergangen, als wir endlich im Erdgeschoss des Tower ankamen. Als wir wieder in die Wüste hinaustraten, taten mir die Beine weh, und meine Knie fühlten sich an, als hätten sie ein paar Dutzend Hammerschläge abbekommen, doch diese Schmerzen waren nichts im Vergleich zum Kribbeln der Elektrizität auf meiner Haut, das einer Schar beißender Insekten glich, die mich bei lebendigem Leib verspeisen wollten.
    Ich griff mir an die Arme, rieb sie und wünschte mir vergeblich, das Prickeln würde nachlassen.
    »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte Jeremy in besorgtem Tonfall.
    Ich konnte diese Frage nicht beantworten, da ich nicht mehr wusste, wie sich »in Ordnung« anfühlte.
    »Ich hätte auf dich hören sollen«, sagte ich. »Ich hätte nie hierherkommen dürfen.« Ich drehte mich zu ihm. »Du wirst nicht wieder versuchen, mich zu töten, oder? Kann ich aufhören, mir deshalb Sorgen zu machen?«
    »Ja«, sagte er. »Ich meine, nein, ich werde nicht versuchen, dich zu töten. Und, ja, du kannst aufhören, dir Sorgen zu machen.«
    »Und du bist wirklich kein Spion der Jünger, wie Katrina denkt?« Ich schielte auf seine weiße Hose. »Ich meine, welcher Typ besitzt schon weiße Jeans?«
    Jeremy zuckte mit den Schultern. »Die erschienen mir passend für den Rove. Außerdem, denkst du nicht, ich hätte inzwischen eine Möglichkeit gefunden, um dich zu Prophet zu bringen, wenn ich ein Spion der Jünger wäre? Gelegenheiten hätte ich ja genug gehabt.«
    Ich studierte sein Gesicht lange Zeit, bevor ich seine Erklärung akzeptierte. Als ich fertig war, hatte ich mir jedes Detail ins Gedächtnis eingeprägt.
    »Wo steht dein Motorrad?«, fragte ich.
    Jeremy hatte nicht wie Katrina am Rand der Wüste geparkt, sondern war eine der Rampen hinauf- und fast den ganzen Weg bis zum Tower gefahren. Schließlich hatte er sein Motorrad im Toy District abgestellt, östlich vom Stadtzentrum von Los Angeles und nur ein paar Querstraßen vom Tower entfernt.
    In Toy Town hatten nicht viele hohe Gebäude gestanden, aber aufgrund der Nähe des Viertels zum Epizentrum des Bebens herrschte auch hier Zerstörung in gewaltigem Ausmaß. Einige Gebäude waren vollständig eingestürzt, die meisten hatten jedoch nur Teile ihrer Außenwände eingebüßt, sodass ihr Innenleben entblößt war. Aus den Geschäften waren sämtliche Wertgegenstände geplündert worden. Verkäufer im Toy District handelten nicht nur mit Kinderspielzeug, sondern auch mit Elektrogeräten, Raubkopien von Videospielen und allen möglichen gefälschten Designerartikeln. Die Aasgeier hatten kein Interesse an billigem, zerbrechlichem Spielzeug gezeigt, das in fernen Ländern liebevoll mit Bleifarbe bemalt worden war. Der Boden war mit zerbrochenen Actionfiguren, mit kopflosen Puppen und köperlosen Puppenköpfen sowie mit zerrissenen Stofftieren übersät, die Baumwolle bluteten.
    Ich entdeckte ein schwarzes Plastik-Maschinengewehr, dessen Lauf zersplittert war und dessen Farbe abplatzte, und blieb stehen, um es aufzuheben, da ich mich sogar mit einer Spielzeugwaffe irgendwie sicherer fühlte. Ich testete den Abzug: Peng! Peng! Peng! und fuhr vor Schreck zusammen und ließ das Gewehr sofort fallen.
    »Psst!«, sagte Jeremy. »Sonst hören uns die Wachposten.«
    »Entschuldige«, erwiderte ich unterwürfig. »Ich dachte nicht, dass es funktioniert.«
    Jeremy bog in eine dunkle Gasse ein, die unheimlich gewesen wäre, wenn in der Wüste nicht jede Straße unheimlich gewesen wäre. »Hier entlang«, sagte er. »Pass auf, wohin du trittst. Da sind …«
    Mein Fuß kam auf etwas Lebendigem zu stehen, das ein Kreischen ausstieß und sich wand, bis ich ebenfalls ein Kreischen ausstieß und einen Satz machte. Die Ratte und ich stoben in entgegengesetzte Richtungen, wobei ich mit

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