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Die Auserwählte

Die Auserwählte

Titel: Die Auserwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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ein wenig Wasser aus und zog meinen Badeanzug so zurecht, daß er mich wieder etwas sittsamer verhüllte.
    »Mann!« sagte ich und strahlte die beiden an.
    »Noch mal?« fragte Morag.
    »Noch mal!« rief ich begeistert.
    *
    »In den meisten Wasserrutschen muß man sich einfach aufrecht hinsetzen, damit man langsamer rutscht«, erklärte mir Morag den Bremsvorgang. »Bei einer Rutsche wie der schwarzen hier funktioniert das allerdings nicht.« Sie kicherte. »Du kannst auch deine Arme seitwärts ausstrecken oder dich hinlegen, aber dabei deinen Rücken so durchdrücken, daß ein Vakuum zwischen dem Rücken und dem Rutschenboden entsteht. Aber wer will schon langsamer rutschen, stimmt’s?« Sie sah mich an und schüttelte den Kopf. »Wenn du schneller werden willst, dann mußt du deine Knöchel übereinanderschlagen und die Hände unter den Nacken schieben, so daß deine Schulterblätter nach unten gedrückt werden. Auf die Weise hast du nur mit einer Hacke und den beiden Schultern Bahnberührung, und das bedeutet minimale Reibung. Das allein tut’s natürlich noch nicht, wenn du wirklich Tempo draufkriegen willst; du mußt dich in die Kurven legen, verstehst du, was ich meine? Du mußt richtig mitgehen und versuchen, so wenig wie möglich irgendwo anzustoßen. Du mußt im Kopf eins werden mit der Bahn. So kriegt man wirklich schnelle Zeiten.«
    »Hast du eine Stoppuhr dabei?« fragte ich, während wir uns etappenweise die Wendeltreppe hinaufbewegten.
    »Schmuck ist hier nicht erlaubt«, erwiderte Morag und präsentierte mir ihre elegant nackten Handgelenke. Ricky war vor uns, nunmehr offensichtlich genügend überzeugt davon, daß ich doch kein so übler Kerl war. »Viele der schnellen Rutschen haben einen Knopf, den man drückt, wenn man sich abstößt; unten saust man dann durch eine Lichtschranke oder so was, und deine Zeit wird auf einer Uhr am Endbecken angezeigt. Das macht richtig Spaß.«
    »Oh.« Jemand landete in dem Planschbecken unter uns, und ich schaute über das Geländer. »Machst du so was oft?« fragte ich Morag.
    »O Gott, ja; ich habe schon alle großen Wasserrutschen in England, an der Costa del Sol und auf den Balearen ausprobiert. Letzte Woche wollten wir eigentlich auf die Kanarischen Inseln fliegen; ich habe gehört, dort soll es auch ein paar richtig tolle Anlagen geben, aber dann kam diese Sache mit Frank und der Steuerfahndung.«
    »Hmm. Ich nehme an, Allan wußte, daß du in Urlaub fahren wolltest?«
    »Ja. Er wußte Bescheid.«
    Natürlich; und wenn alles planmäßig verlaufen wäre, dann wäre ich in London angekommen, hätte schließlich herausgefunden, daß Morag im Urlaub war, und hätte – so ich nicht aus eigenem Antrieb beschlossen hätte, dort zu warten – zweifellos diesbezügliche Anweisungen aus High Easter Offerance erhalten, wenn ich mittels Telefoncode Bericht erstattet hätte. »Wie lange wolltest du fort sein?« fragte ich.
    »Einen Monat«, sagte Morag. »Aber dann mußte Frank mit den Typen von der Steuerfahndung reden, und ich dachte mir, nun, dann besuche ich eben die schottischen Wasserrutschen, nur daß mir wegen der Sache mit dir nicht ganz wohl dabei war. Ich hatte beschlossen, Stirling auszulassen; das war mir dann doch ein bißchen zu nah bei dir.«
    »Also gibt es viele Schwimmbäder mit Wasserrutschen?«
    »Du meine Güte, ja; hunderte. Ich meine, diese hier sind ja ganz okay, aber du solltest mal die Riesendinger sehen, die sie im Ausland haben, und auch noch draußen im Freien; absolut abgefahren sind die…«
    »Na, noch mal das Schwarze Loch, was?« sagte Ricky, als er das vordere Ende der Schlange erreichte.
    »Klar, Liebster«, erwiderte Morag; sie faßte ihm an die Schulter und gab ihm einen Klaps auf den Po, als er an die Reihe kam.
    »Ricky ist also dein Freund, ja?« fragte ich sie.
    »Ja«, sagte sie und strahlte stolz. »Ist er ein Prachtbursche, oder was?«
    »Oh, ein eindeutiger Prachtbursche«, pflichtete ich bei. »Wie findet er es denn, daß du… du weißt schon, in den Filmen mitspielst?«
    Sie legte den Kopf in den Nacken und lachte. »Ist er eifersüchtig? Nee; ich glaube, er ist stolz, und er guckt es sich auch gerne an. Außerdem…« Sie beugte ihren Kopf dicht an den meinen und senkte ihre Stimme. »Erzähl’s ihm nicht, ja? Aber manchmal, ja, wenn ich so einen Porno drehe – dann tue ich nur so, als würde ich was vortäuschen.«
    Sie kicherte und zwinkerte mir zu.
    Ich sah sie stirnrunzelnd an. »Du meinst, du täuscht vor, einen

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