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Die Auserwählte

Die Auserwählte

Titel: Die Auserwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Orgasmus nur vorzutäuschen?«
    »Ja«, sagte sie und stubste mich mit dem Ellenbogen an. »Aber ich will ihn schließlich nicht kränken, verstehst du?« Sie schaute sich um. »Wir sehen uns unten.«
    *
    Abermals blankes Entsetzen. Aber diesmal hielt ich meine Beine über Kreuz und vermied so, daß Wasser in meine unteren Körperöffnungen eindrang. Ich fing langsam an zu verstehen, daß das Rutschen für Morag eine erfrischende Abwechslung von ihrer Arbeit darstellen mußte.
    *
    »Wie bist du eigentlich Pornostar geworden?«
    »Ich habe ein Konzert gegeben – «
    »Auf dem Baryton?«
    »Ja, natürlich. Ich hatte sogar durchaus Erfolg, auch wenn man nicht gerade die großen Menschenmassen zu den Konzerten lockt; alles war sehr bescheiden und klein… nun, jedenfalls saß ich in der U-Bahn, auf dem Weg zum Konzert, ganz in Gedanken versunken, nehme ich an, und plötzlich steht da dieser Typ vor mir und gibt mir seine Karte und fragt, ob ich Interesse hätte, mich für ein Magazin fotografieren zu lassen. Und ich sagte: Was für eine Art Magazin? Und er sagte, ein Männermagazin, aber eins von den gehobeneren. Nun, mein Interesse war jedenfalls gleich Null, aber dann hat er erwähnt, wieviel Geld es bringen würde, und ich habe gesagt, nun, ich würde es mir durch den Kopf gehen lassen. Ich hab es mir durch den Kopf gehen lassen, dann habe ich ihn am nächsten Tag angerufen, hab ja gesagt, bin eine Woche später zu der Villa gefahren, wo sie die Aufnahmen gemacht haben, hab meine Klamotten ausgezogen, der Fotograf hat Frank als Manager empfohlen, und der hat mich dann in den Filmen untergebracht. So einfach war das. Ich weiß, ich hätte es euch sagen sollen, hätte euch einen Brief schreiben sollen oder so was, aber in den Briefen von der Gemeinde stand immer, wie stolz alle wären, daß ich mit dem Baryton auftrat, und ich hatte Angst, euch zu enttäuschen, und schließlich war ich ja anfangs auch wirklich mit dem Baryton aufgetreten, und ich gebe immer noch hin und wieder, so alle paar Monate, ein Konzert, und da dachte ich mir, es wäre schon in Ordnung, und irgendwie war’s ja auch Schicksal, denn wenn es das Baryton nicht gegeben hätte und ich nicht zu diesem Konzert gefahren wäre und in der U-Bahn diesen Typen kennengelernt hätte, dann wäre ich überhaupt nicht ins Pornogeschäft gekommen, oder?«
    »Hmmm«, erwiderte ich. Offensichtlich besaß ich nicht das alleinige Monopol auf das Formulieren von kunstvollen Rechtfertigungen für arglistige Täuschungen. »Macht es dir denn Spaß?« fragte ich stirnrunzelnd.
    »Was, das Pornogeschäft?«
    »Ja.«
    Sie schaute nachdenklich drein. »Weißt du was?« sagte sie schließlich und nickte mir zu. »Ich liebe es!« Sie zuckte die Achseln. »Ich kann von Sex gar nicht genug kriegen, ich werde gern bewundert, und das Geld ist auch nicht zu verachten. Es ist um Klassen besser als für seinen Lebensunterhalt schuften zu müssen.« Sie lachte. »Ich werd noch ein paar Jahre dabeibleiben, dann mache ich vielleicht meine eigene Ladenkette für erotische Dessous auf.« Sie schaute nachdenklich drein, und ihr Blick schweifte in weite Ferne. »Oder ich entwerfe Wasserrutschen.« Sie zuckte abermals die Achseln und machte sich wieder daran, ihre Nägel zu feilen. »Ich meine, das ist natürlich irre technisch und voll von Störgeräuschen, aber gleichzeitig ist es auch sehr rein.«
    Wir saßen mit nassen Haaren im Café und schauten den Schwimmern im Becken zu. Ich bin überzeugt, ich muß wie eine begossene Katze ausgesehen haben. Morag sah wie eine gerade den Wogen entstiegene, strahlende Meerjungfrau in Jeans aus. Ricky stand am Tresen Schlange, um uns etwas zu trinken zu holen.
    Wir hatten auch noch die anderen drei Rutschen ausprobiert, doch Morag und Ricky waren immer wieder zum Schwarzen Loch zurückgekehrt. Ich war ihrem Beispiel nicht gefolgt, sondern hatte statt dessen die beiden gewundenen mittleren Röhren bevorzugt, weil sie einem Zeit gaben, die Rutschtour zu genießen, statt vor Entsetzen starr die Bahn hinunterzusausen. Ich mochte sogar den breiten, flachen weißen Tunnel, den langsamsten der vier, den zwar auch Ricky und Morag – der Vollständigkeit halber – ausprobierten, von dem sie aber meinten, er sei nur was für Feiglinge und Rentner; ich persönlich fand jedoch, daß er den zusätzlichen Reiz besaß, daß man durch den ersten, halb durchsichtigen Teil der Röhre einen sehr schönen Ausblick über Salisbury Crags und Arthur’s Seat erhielt,

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