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Die Auserwählte

Die Auserwählte

Titel: Die Auserwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Büro?«
    »Ja.«
    Ich konnte noch immer gerade mal fünf Zentimeter des schwarzen Gesichts sehen, das mich durch den Türspalt anstarrte. Ich räusperte mich. »Ähm. Gut. Er scheint allerdings nicht da zu sein.«
    »Und?«
    »Wissen Sie vielleicht, wann er zurückkommt?«
    »Nein.«
    »Ach je«, sagte ich und nahm mit niedergeschlagenem Gesichtsausdruck meinen Hut ab.
    Das eine Auge der Schwarzen, das ich sehen konnte, bewegte sich, und ihr Blick wanderte über mein Haar, mein Gesicht und dann meinen Rumpf. »Was willst du denn überhaupt?« fragte sie und öffnete die Tür ein kleines Stück weiter.
    »Ich bin auf der Suche nach meiner Cousine Morag Whit… ich glaube, sie ist besser bekannt unter dem Namen, ähm, Fusillada DeBauch.«
    Das einzelne Auge klappte plötzlich weit auf. Die Tür schloß sich, und es schoß mir durch den Sinn, daß ich vielleicht etwas Falsches gesagt hätte. Nun, meine Bemühungen schienen allesamt recht fruchtlos, überlegte ich, während ich mich anschickte, meinen Hut wieder aufzusetzen. Eine Kette rasselte hinter Cimmerias Tür, und die Tür schwang auf. Die Frau trat auf den Flur heraus, schaute sich um, dann stellte sie sich mit dem Rücken zu ihrer Tür hin, die Arme vor der Brust verschränkt. Sie war klein und sehr schwarz und hatte ihr Haar zurückgebunden. Sie trug einen schwarzen Kimono, der wie Seide aussah. Sie warf ihren Kopf zurück wie ein Pferd.
    »Warum suchst du denn nach ihr? Bist du wirklich ihre Cousine?«
    »Oh, aber natürlich bin ich ihre Cousine; ihre Mutter war die Schwester meines Vaters. Wir stammen aus Schottland.«
    »Wär ich nie drauf gekommen.«
    »Tatsächlich? Ich hätte gedacht, mein Akzent würde…«
    »Das war ironisch gemeint, Kleines«, sagte die Frau und wandte einen Moment den Blick ab.
    »Oh. Verzeihung«, entschuldigte ich mich errötend. Ich war etwas verlegen, doch aus irgendeinem Grunde vertraute ich dieser Frau. Ich entschied, mich auf meinen Instinkt zu verlassen. »Nun, wie dem auch sei, um Ihre erste Frage zu beantworten, ich suche nach Morag, weil… nun, es ist kompliziert, aber wir – ich meine, ihre Verwandten – machen uns Sorgen um sie.«
    »Ach wirklich?«
    »Ja. Außerdem«, ich zögerte, dann seufzte ich. »Darf ich offen zu Ihnen sein, Miss… Cimmeria?« (Sie nickte.)
    »Nun«, sagte ich und befingerte die Krempe meines Hutes. »Die traurige Wahrheit ist, daß Morag daheim ein Mitglied unserer Kirche ist oder war und wir uns Sorgen machen, daß sie ihren Glauben verloren haben könnte. Unsere dringendste Sorge richtet sich dabei auf ein Fest, das wir Ende des Monats abhalten wollen – ein sehr wichtiges Fest, das nur alle vier Jahre stattfindet. Cousine Morag sollte unser Ehrengast sein, und jetzt, nun, wir wissen nicht, was wir tun sollen. Das Fest ist wichtig, wie ich schon sagte, aber ihre Seele ist wichtiger, und ich persönlich mache mir mehr Sorgen, daß meine Cousine in die Klauen irgendeines religiösen Scharlatans geraten sein könnte, doch ich fürchte, es ist die Frage ihrer Teilnahme am Fest, die es vorrangig zu klären gilt.«
    Cimmeria musterte mich eingehend, den Kopf leicht zur Seite geneigt. »Und was für eine Kirche ist das?«
    »Oh«, sagte ich, »es ist die Wahre Kirche von Luskentyre; die Luskentyrianer, wie man uns gemeinhin nennt. Ich erwarte nicht, daß Sie von uns gehört haben. Wir sind eine kleine, aber sehr aktive, in Schottland ansässige Glaubensgemeinschaft; wir haben eine… nun, ich vermute, Sie würden es eine Art Ashram, eine Kommune, nennen, in der Nähe von Stirling. Wir glauben an…«
    Cimmeria hielt eine Hand hoch. »Okay, okay«, sagte sie lächelnd. »Seid ihr Typen Christen?«
    »Streng genommen nein; wir betrachten Christus als einen Propheten unter vielen und die Bibel als eine heilige Schrift unter vielen; wir sind der Überzeugung, daß Wahrheit und Weisheit in allen heiligen Lehren zu finden sind. Wir glauben an Liebe und Vergebung und den Verzicht auf unnütze materielle Dinge und – «
    »Schön. Erspar mir die Einzelheiten«, fiel mir Cimmeria ins Wort und hob abermals die Hand. Sie deutete mit dem Kinn auf die Tür. »Also, du suchst nach Frank?«
    Ich erzählte ihr von unserem Besuch bei Morags altem Apartmenthaus tags zuvor. »Ist Mr. Leopold ihr Agent?« fragte ich.
    Cimmeria zuckte die Achseln. »Agent, Manager; was auch immer.«
    »Ach, ist das schön!« sagte ich strahlend. »Endlich auf der richtigen Fährte!« Ich schlug mir mit meinem Hut auf den

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