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Die Auserwählte

Die Auserwählte

Titel: Die Auserwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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suchen?«
    »Ja, natürlich«, erklärte ich.
    »Okay. Also, darf ich dir helfen?«
    »Oh, ich denke schon«, sagte ich.
    »Gut. Wir werden sehen, was wir gemeinsam erreichen können. Vielleicht taucht Morag ja doch noch auf.« Sie beugte sich vor und griff nach dem Telefon auf dem Couchtisch. »Bestellen wir uns erst mal eine Margarita.«
    »Ja«, pflichtete ich geistesabwesend bei, noch immer beunruhigt darüber, was in High Easter Offerance passiert sein könnte. »Gott gibt immer, wenn man es am nötigsten braucht.«
    »Ja, hallo; ich brauche einen Krug Margarita und zwei Gläser. Und vergessen Sie nicht das Salz, okay? Auf einer Untertasse oder wie auch immer. Ja, genau. Und eine frische, ich wiederhole: eine frische Zitrone und ein scharfes Messer. Das wäre alles. Danke.« Sie legte den Hörer auf.
    »Du hast wirklich keine Ahnung, was in der Gemeinde passiert sein könnte?« fragte ich meine Großmutter.
    »Nicht die leiseste, Darling. Ich hatte nur so das Gefühl, daß sie irgendwie sauer auf dich wären.« Sie ergriff meine Hand. »Aber ich könnte mich auch irren.«
    »Herrje«, sagte ich und kaute an meiner Unterlippe.
    Yolanda nahm mich in den Arm. »Zerbrich dir nicht den Kopf darüber. He, komm schon; was willst du? Soll ich diesen Gesundheitsladen anrufen und mich mit… Fusillada verbinden lassen?« fragte sie grinsend und wackelte mit dem Kopf.
    »Ich weiß nicht«, erwiderte ich und spielte mit dem Gürtel meines Bademantels. »Ich habe den Eindruck gewonnen, sie könnte mir willentlich aus dem Weg gehen. Vielleicht… ach, weiß der Himmel!« Ich riß frustriert die Hände hoch, dann klemmte ich sie in meine Achselhöhlen.
    »Nun, warum fahren wir nicht einfach mal hin?«
    »Was, jetzt?«
    »Sobald wir unsere Margaritas getrunken haben, und sobald wir etwas zum Anziehen für dich gefunden haben; ich vermute, die Hotelreinigung wird wenigstens bis morgen früh brauchen, um deine Klamotten sauber zu kriegen.«
    Ich hatte meine Kleidung zum Wechseln bereits aufgebraucht - in London schien Kleidung sehr schnell schmutzig zu werden – und hatte es nicht geschafft, den Rest zu waschen. Ich fand, daß ich die Sachen, die ich derzeit trug, sehr gut noch ein, zwei weitere Tage tragen könnte, aber meine Großmutter sah es anders, und sie gehört nicht zu den Leuten, denen man in dergleichen Angelegenheiten widerspricht. Also brauchte ich neue Sachen. Yolandas Methode des Einkaufens bestand darin, das Geschäft zu uns kommen zu lassen; sie rief eine Bekleidungsboutique in der Stadt an und wies sie an, die Kleidungsstücke zu liefern, um die ich gebeten hatte: Strümpfe, Unterwäsche, weiße Hemden, schwarze Hosen und schwarze Jacken (mein Hut würde seiner Aufgabe noch Genüge tun). Da ich nicht wußte, welche Größe ich hatte, ließ Yolanda eine Auswahl bringen.
    Ein oder zwei Stunden später war ich ein wenig benebelt von den drei Margaritas, die ich getrunken hatte, und von Kopf bis Fuß neu eingekleidet. Ich glaube, weder Yolanda noch ich waren wirklich zufrieden; ich empfand die Kleider als zu elegant und auffällig, während meine Großmutter fand, daß sie schon allein ob ihrer Farbe zu trist seien.
    »Dann also zu den Stiefeln«, sagte sie und stapfte durch die Berge von achtlos beiseite geworfenen Kleidungsstücken, Schachteln und bauschigem Einwickelpapier, die auf dem Fußboden verstreut lagen; sie musterte mich von oben bis unten. »Finden Sie diese Stiefel nicht auch einfach abscheulich, Sam?« fragte Yolanda den Verkäufer.
    »Sie sind ein wenig…«
    »Rustikal«, half Yolanda ihm aus.
    »Ja. Rustikal. Ja.«
    »Ich nehme das als Lob«, bemerkte ich.
    »So ist es nicht gemeint, Darling«, erwiderte Yolanda kopfschüttelnd. »Warum suchen wir nicht einen Laden, der anständige Stiefel führt, wie diese hier!« Sie hob einen ihrer Füße, um mir ihre Alligatorenstiefel zu zeigen.
    »Cowboystiefel?« rief ich. (Selbst Sam sah schockiert aus, fand ich.)
    »Na klar!« erwiderte Yolanda. »Richtige Stiefel, mit einem Absatz. Ich weiß nicht, wie du diese Dinger da tragen kannst; du mußt dir ja die ganze Zeit vorkommen, als würdest du bergauf gehen.«
    »Entschuldige bitte, aber diese Stiefel sind sehr gut«, erklärte ich kühl. »Diese Stiefel und ich sind aneinander gewöhnt. Ich werde mich nicht von ihnen trennen.«
    »Trotzkopf. Bist du sicher, daß du nicht doch mal die rote Samtjacke anprobieren willst?«
    »Ganz sicher.«
    »Den schwarzen Rock?«
    »Auf keinen Fall.«
    »Das

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