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Die Auserwählten - Im Labyrinth (German Edition)

Die Auserwählten - Im Labyrinth (German Edition)

Titel: Die Auserwählten - Im Labyrinth (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Dashner
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verkrüppelten Bäume am Rand des Waldes fiel er auf die Knie, übergab sich und würgte auch noch das letzte bisschen Galle aus seinem Magen hoch. Es schüttelte ihn nur so, als ob er nie mehr aufhören könnte.
    Dann schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf, der so fies schien, dass ihm war, als ob sein Hirn sich über ihn lustig machen wollte.
    Er war jetzt seit ungefähr vierundzwanzig Stunden auf der Lichtung. Einen ganzen Tag. Mehr nicht. Was in dieser Zeit alles passiert war. Wie viele schreckliche Dinge.
    Jetzt konnte es ja nur noch besser werden.
    In dieser Nacht lag Thomas da, starrte hoch in den klaren Sternenhimmel und fragte sich, ob er je wieder Schlaf finden würde. Sobald er die Augen schloss, sah er wieder das grausige Bild von Ben vor sich, wie er sich auf ihn stürzte, und das wahnsinnige Gesicht des Jungen. Augen offen oder geschlossen, er hätte schwören können, dass er das schmatzende Phonk des Pfeils immer und immer wieder hörte, der sich in Bens Gesicht bohrte.
    Thomas wusste, dass er nie in der Lage sein würde, diese schrecklichen Minuten auf dem Friedhof zu vergessen.
    »Sag doch was«, bettelte Chuck zum fünften Mal, seit sie in die Schlafsäcke gekrochen waren.
    »Nein«, gab Thomas genau wie vorher gereizt zurück.
    »Weiß doch eh jeder, was los war. Ein oder zwei Mal ist es schon passiert – irgendein vom Griewer gestochener Strunk ist ausgeflippt und hat sich auf jemanden gestürzt. Glaub bloß nicht, dass du was Besonderes bist.«
    Zum ersten Mal fand Thomas, dass Chuck nicht nur leicht nervend, sondern ernsthaft unerträglich war. »Sei bloß froh, Chuck, dass ich jetzt nicht Albys Bogen in der Hand habe.«
    »Ich mache doch nur –«
    »Halt einfach die Klappe, Chuck. Schlaf jetzt.« Thomas konnte ihn kaum noch ertragen.
    Schließlich war sein Kumpel endlich eingeschlafen, und den Schnarch-Orgien auf der ganzen Lichtung nach zu schließen alle anderen auch. Stunden später, mitten in der Nacht, war Thomas immer noch als Einziger wach. Er hätte gern geweint, tat es aber nicht. Er wollte Alby suchen und ihm eine reinhauen, ohne besonderen Grund, tat aber auch das nicht. Er wollte schreien und um sich treten und spucken und die Box aufreißen und in das Schwarz des Schachts springen. Aber er tat es nicht.
    Er schloss die Augen und zwang die Gedanken und dunklen Bilder zum Verschwinden und schlief schließlich doch ein.
    Am Morgen musste Chuck Thomas aus dem Schlafsack werfen und zu den Duschen und in die Umkleide zerren. Thomas fühlte sich die ganze Zeit über so bematscht, als sei er gar nicht richtig anwesend, sein Kopf tat weh, sein Körper schrie nach Schlaf. Vom Frühstück bekam er kaum etwas mit, eine Stunde nachdem es vorbei war, wusste Thomas nicht mehr, was er gegessen hatte. Er war schrecklich müde und in seinem Kopf fühlte es sich an, als hätte ihm jemand das Hirn von innen an den Schädel getackert. Sodbrennen wütete in seiner Kehle.
    Aber Mittagsschläfchen hier auf dem Riesenbauernhof namens Lichtung waren nicht gut angesehen.
    Er stand mit Newt zusammen vor der Scheune am Bluthaus und wartete auf seine erste Ausbildung bei einem Hüter. Trotz des unschönen Morgens freute er sich richtig darauf, etwas Neues zu lernen und sich von Ben und dem Friedhof ablenken zu lassen. Kühe muhten, Schafe mähten, Schweine quiekten. Irgendwo in der Nähe bellte ein Hund, was Thomas hoffen ließ, dass Bratpfanne dem Wort Hotdog keine neue Bedeutung verleihen würde. Hotdog, dachte er. Wann habe ich zum letzten Mal einen Hotdog gegessen? Und mit wem?
    »Tommy, hörst du mir überhaupt zu?«
    Thomas wachte aus seiner Benommenheit auf und versuchte sich auf Newt zu konzentrieren, der schon weiß Gott wie lange mit ihm redete. Thomas hatte kein Wort davon mitbekommen. »Äh, sorry. Ich konnte heute Nacht nicht schlafen.«
    Newt versuchte sich an einem mitfühlenden Lächeln. »Na, das kann man dir nicht übel nehmen. Bist voll durch die Mangel gedreht worden, du armes Schwein. Denkst wohl, ich bin ein echter Schrumpfkopf, dass ich dich hier zum Arbeiten schicke nach so einer Sache wie gestern.«
    Thomas zuckte die Achseln. »Arbeit ist wahrscheinlich das Beste. Irgendwas, Hauptsache, ich brauche nicht mehr dran zu denken.«
    Newt nickte und lächelte ihn aufrichtig an. »Du bist so schlau, wie du aussiehst, Tommy. Das ist ein Grund, warum wir hier alle schön sauber und ordentlich schuften. Wenn man faul ist, dann wird man traurig. Und wenn man traurig wird, dann will man

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