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Die Auserwählten - Im Labyrinth (German Edition)

Die Auserwählten - Im Labyrinth (German Edition)

Titel: Die Auserwählten - Im Labyrinth (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Dashner
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aufgeben. So einfach ist das.«
    Thomas kickte geistesabwesend einen Stein über den staubigen, gesprungenen Steinboden der Lichtung. »Und was gibt’s Neues von dem Mädchen von gestern?« Wenn irgendetwas an diesem Morgen seine Umnebelung durchbrochen hatte, dann der Gedanke an sie. Er wollte mehr über sie wissen und die seltsame Verbundenheit mit ihr verstehen, die er empfand.
    »Liegt immer noch im Koma und schläft. Die Sanis füttern sie mit allem an Suppe, was Bratpfanne rausrückt, überprüfen den Herzschlag und so. Ihr scheint eigentlich nichts zu fehlen, sie kriegt bloß momentan nichts mit.«
    »Das war echt schräg.« Wenn nicht die ganze Sache mit Ben und dem Friedhof gewesen wäre, hätte Thomas womöglich die ganze Nacht über an sie gedacht. Hätte ihretwegen vielleicht sogar noch weniger schlafen können. Er wollte wissen, wer sie war und ob er sie wirklich von irgendwoher kannte.
    »Kannst du laut sagen«, meinte Newt. »Total schräg – ich weiß nicht, wie man es sonst nennen sollte.«
    Thomas blickte über Newts Schulter zu der großen blassroten Scheune und verscheuchte die Gedanken an das Mädchen aus seinem Kopf. »Und, was kommt als Erstes? Kühe melken oder ein paar arme kleine Schweine abmetzeln?«
    Newt lachte, ein Geräusch, das Thomas nicht sehr häufig seit seiner Ankunft gehört hatte, wie er jetzt merkte. »Wir lassen die Frischlinge immer bei unseren Freunden, den Schlitzern, anfangen. Keine Sorge, du brauchst nur Bratpfannes Fleischtöpfe zu beliefern. Die Schlitzer machen alles, was mit den lieben Vierbeinern zu tun hat.«
    »Schade, dass ich mich nicht an mein Leben erinnern kann. Vielleicht steche ich ja unheimlich gern süße Tierchen ab.« Es sollte ein Witz sein, aber Newt ging nicht darauf ein.
    Er nickte in Richtung Scheune. »Keine Sorge, wenn heute Abend die Sonne untergeht, dann weißt du das ganz genau. Komm, wir suchen Winston – er ist der Hüter hier.«
    Winston war ein pickliger, nicht sehr großer, aber kräftiger Junge, der seinen Job gernzuhaben schien. Vielleicht ist der hierhergeschickt worden, weil er ein Massenmörder ist , dachte Thomas.
    Die erste Stunde lang zeigte Winston Thomas alles: welche Tiere in welchem Verschlag standen, wo die Hühner- und Putenställe waren, was in der Scheune wo hingehörte. Der Hund, ein anhänglicher Labrador namens Wau, heftete sich sofort an Thomas’ Fersen und wich ihm nicht mehr von der Seite. Thomas fragte, woher der Hund kam, und Winston sagte, Wau sei immer schon da gewesen. Sein Name schien ein Witz zu sein, da er fast nie bellte.
    In der zweiten Stunde musste Thomas schon mehr mitarbeiten – die Tiere füttern, aufräumen, einen Zaun reparieren, Klonk wegmachen. Klonk. Thomas merkte, dass er immer häufiger die Worte der Lichter benutzte.
    In der dritten Stunde wurde es am schwierigsten für ihn. Er musste zusehen, wie Winston ein Schwein schlachtete und die einzelnen Teile für den späteren Verzehr zubereitete. Als er zur Mittagspause ging, schwor Thomas sich zwei Dinge. Erstens würde er keine Karriere bei den Viechern einschlagen und zweitens würde er nie wieder etwas essen, das von einem Schwein stammte.
    Winston hatte gesagt, er sollte allein losgehen, er würde die Pause über beim Bluthaus bleiben, was Thomas nur recht war. Während er in Richtung Osttor ging, stellte er sich vor, wie Winston in einer dunklen Scheunenecke saß und auf rohen Schweinshaxen herumkaute. Der Typ verursachte ihm Gänsehaut.
    Thomas ging auf der Höhe der Box vorbei, als er zu seinem Erstaunen jemanden aus dem Labyrinth zum Westtor hereinrennen sah – einen jungen Asiaten mit kräftigen Armen und kurzen schwarzen Haaren, der ein bisschen älter als Thomas zu sein schien. Drei Schritte hinter dem Tor blieb der Läufer stehen, beugte sich vor und stützte sich verzweifelt nach Luft ringend auf den Knien ab. Er sah so rot, durchgeschwitzt und erschöpft aus, als wäre er gerade einen Marathon gelaufen.
    Neugierig starrte Thomas ihn an – er hatte noch keinen Läufer von nahem gesehen oder einen gesprochen. Außerdem war dieser Läufer viele Stunden zu früh wieder da, wenn man von den letzten Tagen ausging. Thomas machte einen Schritt auf ihn zu, weil er ihn unbedingt kennenlernen und ihm Fragen stellen wollte.
    Aber bevor er ihm irgendetwas zurufen konnte, brach der Junge auf dem Boden zusammen.

 
     
    Einige Sekunden lang rührte Thomas sich nicht von der Stelle. Der Junge lag wie eine zerbrochene Puppe auf dem Boden

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