Die Auserwählten - In der Brandwüste (German Edition)
Brandwüste hatte ich kaum eine Wahl. Wir mussten dich herschaffen, um die Prüfungen zu bestehen. Entweder du oder wir .«
Teresa schwieg eine Sekunde, und ihre Augen glänzten merkwürdig. »Aris ist mein bester Freund, Tom«, sagte sie seelenruhig.
Und da rastete Thomas endgültig aus. »Das … ist … mir … scheiß…egal!«, brüllte er, obwohl das mit der Wahrheit wenig zu tun hatte.
»Ich wollte nur sagen, wenn dir etwas an mir liegt, dann kannst du wahrscheinlich nachvollziehen, warum ich alles tun würde, um das hier zu überstehen und ihn zu schützen. Hättest du nicht dasselbe für mich getan?«
Thomas konnte kaum glauben, wie fern er sich plötzlich diesem Mädchen fühlte, das er einst für seine beste Freundin gehalten hatte. Sogar in seinen Erinnerungen waren sie immer zu zweit. »Was soll das? Versuchst du, alle nur denkbaren Möglichkeiten, mir wehzutun, auf einmal auszuprobieren? Halt endlich den Mund und zieh durch, wofür ihr mich hergebracht habt!« Er atmete schwer, und sein Herz raste vor Wut.
»Gut«, erwiderte sie. »Aris, mach die Tür auf. Zeit für Tom, sich von der Welt zu verabschieden.«
Vom Reden hatte Thomas jetzt genug. Aber kampflos aufgeben wollte er auch nicht. Er beschloss, eine gute Gelegenheit abzuwarten und dann zuzuschlagen.
Aris hielt das Messer immer noch auf ihn gerichtet, während Teresa zu dem großen Rechteck aus strahlend grünem Glas ging. Thomas schaute wie gebannt auf das leuchtende Fenster.
Teresa trat in den Lichtschein, und ihr Körper wurde von seinem fahlen Schimmer umhüllt. Ihre Umrisse verschwammen, als würde sie sich jeden Augenblick in Luft auflösen. Sie ging weiter zum anderen Ende der Höhle und ließ den Lichtstreifen hinter sich. Dann berührte sie die Felswand und tippte auf einer Tastatur Zahlen ein.
Als sie fertig war, kam sie zurück.
»Mal sehen, ob das wirklich funktioniert«, sagte Aris.
»Es wird todsicher klappen«, antwortete Teresa.
Ein lautes Plopp war zu hören, gefolgt von einem scharfen Zischen. Thomas sah, dass die rechte Seite der Glasscheibe wie eine Tür nach außen schwang. Dabei entwichen aus dem Inneren weiße Nebelschwaden, die sich fast sofort in Luft auflösten. Wie bei einer vergessenen Kühltruhe, die nach einer Ewigkeit wieder geöffnet wird und ihre kalte Luft in die Hitze der Nacht entlässt. Das Innere lag im Dunkeln, obwohl die Glasscheibe weiter ihren eigenartigen grünen Schein abgab.
Also ist das gar kein Fenster , dachte Thomas. Bloß eine grüne Tür. Radioaktiver Sondermüll würde ihm also erst mal erspart bleiben. Hoffentlich.
Die Tür schlug mit einem schauderhaften Knall gegen die schroffe Felswand. Wo vorher die Tür gewesen war, befand sich nun ein schwarzes Loch – das grünliche Licht reichte nicht aus, um den Innenraum zu erhellen. Thomas’ Nerven waren zum Zerreißen gespannt.
»Hast du mal was zum Leuchten?«, fragte Aris.
Teresa legte den Speer hin, setzte ihren Rucksack ab und durchwühlte ihn. Sie zog eine Taschenlampe hervor und knipste sie an.
Aris deutete mit dem Kopf zu der Öffnung. »Schau’s dir an. Ich pass auf ihn auf. Mach keinen Scheiß, Thomas. Ich bin mir sicher, was sie mit dir vorhaben, ist angenehmer, als von einem Messer durchbohrt zu werden.«
Thomas antwortete nicht. Er überlegte nur, wie er Aris das Messer abnehmen könnte.
Teresa war direkt neben die Öffnung getreten und leuchtete mit ihrer Taschenlampe hinein. Sie schwenkte sie hoch und runter, nach links und nach rechts. Eine feine Nebelwolke war im Lichtstreifen sichtbar, doch der Dampf war so transparent, dass man das Innere gut erkennen konnte.
Die Kammer war klein, nur einen knappen Meter tief. Die Wände bestanden aus einem silbrigen Metall mit kleinen, zwei Zentimeter weit herausragenden Erhebungen, an deren Spitze ein schwarzes Loch war. Diese Düsen waren im Abstand von zehn Zentimetern regelmäßig angeordnet und zogen sich wie ein Gitter über die Wände.
Teresa dreht sich zu Aris um und schaltete die Taschenlampe aus. »Das muss es wohl sein«, sagte sie.
Aris schaute zu Thomas, der so gebannt auf die merkwürdige Kammer starrte, dass er wieder die Gelegenheit verpasst hatte, etwas zu unternehmen. »Genau, wie sie es beschrieben haben.«
»Dann … war’s das wohl, oder?«, fragte Teresa.
Aris nickte. Er nahm das Messer in die andere Hand und hielt es so fest, dass die Adern hervortraten. »Jetzt ist es so weit, Thomas. Sei ein braver Junge und geh rein. Wer weiß, vielleicht
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