Die Auserwählten - In der Brandwüste (German Edition)
ist das alles bloß ein großer Test, und sobald du drin bist, lassen sie dich wieder frei. Dann können wir alle unser glückliches Wiedersehen feiern.«
»Halt den Mund, Aris«, sagte Teresa und sah ihn durchdringend an. Das war das erste Mal seit langem, dass sie etwas gesagt hatte, wofür Thomas ihr nicht am liebsten eine runtergehauen hätte. Sie sah zu Thomas, wich aber seinem Blick aus. »Bringen wir’s hinter uns.«
Aris deutete mit dem Messer auf die Öffnung. »Komm schon. Sonst muss ich dich reinzerren.«
Thomas versuchte eine ausdruckslose Miene aufzusetzen, doch seine Gedanken rasten. Panik kochte in ihm hoch. Jetzt oder nie. Kämpfen oder sterben.
Er blickte starr geradeaus und ging langsam auf die Tür zu. Nach drei Schritten hatte er schon den halben Weg hinter sich. Teresa stand aufrecht mit angespannten Muskeln da, bereit, sich auf ihn zu stürzen, falls er Probleme machen würde. Aris hielt das Messer weiter auf Thomas’ Nacken gerichtet.
Noch ein Schritt. Und noch einer. Jetzt stand Aris links neben ihm, nur einen knappen Meter entfernt. Teresa war hinter ihm, und die Öffnung zu der merkwürdigen glänzenden Kammer mit den Löchern in den Wänden lag direkt vor Thomas.
Er blieb stehen und sah Aris von der Seite an. »Wie sah Rachel aus, als sie verblutet ist?«, fragte er ihn aus heiterem Himmel, um ihn aus der Fassung zu bringen.
Aris erstarrte, und das gab Thomas die Gelegenheit, auf die er gewartet hatte.
Er machte einen Satz auf den Jungen zu und schlug ihm in hohem Bogen das Messer aus der Hand. Es fiel klirrend auf den Felsboden. Sofort rammte Thomas die Faust in Aris’ Magen, der ging zu Boden und rang verzweifelt nach Luft.
Das Geräusch von Metall auf Stein hielt Thomas davon ab, den Jungen am Boden zu treten. Ein Blick nach vorn zeigte ihm, dass Teresa den Speer aufgehoben hatte. Ihre Blicke trafen sich für einen Moment, dann ging sie auf ihn los. Thomas versuchte zu spät, ihren Schlag mit den Händen abzuwehren – das stumpfe Ende des Speers schoss durch die Luft und traf ihn mit voller Wucht seitlich am Kopf. Vor seinen Augen tanzten die Sterne, als er zu Boden ging. Er kämpfte gegen die Bewusstlosigkeit an. Er wollte sich sofort wieder aufrappeln, um sich auf Händen und Knien in Sicherheit zu bringen.
Doch Teresa stieß einen Schrei aus, und eine Sekunde später krachte die Holzlanze gegen seinen Schädel. Thomas sackte wieder zusammen. Er spürte Flüssigkeit durch sein Haar sickern und an den Schläfen heruntertropfen. Ein fürchterlicher Schmerz durchschnitt seinen Schädel, als wäre ihm eine Axt ins Gehirn gejagt worden. Sein ganzer Körper schmerzte, und ihm wurde übel. Er schaffte es irgendwie, sich vom Boden hochzuwuchten, und fiel auf den Rücken. Teresa stand mit erhobener Waffe da.
»Geh da rein, Thomas«, sagte sie, unterbrochen von schweren Atemzügen. »Geh in die Kammer, oder ich schlage dich zu Brei. Ich schwör’s dir, ich mache dich so lange fertig, bis du bewusstlos oder verblutet bist.«
Aris hatte sich auch wieder aufgerappelt und stand mit dem Messer in der Hand direkt neben ihr.
Thomas zog die Beine an und trat beide mit voller Wucht ins Knie. Sie schrien auf und fielen übereinander. Die Anstrengung entfachte in Thomas’ Körper eine neue Schmerzexplosion. Vor seinen Augen drehte sich alles, und grelle Blitze blendeten ihn. Stöhnend versuchte er sich aufzurichten, rollte sich auf den Bauch, schob die Hände unter den Körper und versuchte loszurobben. Kaum hatte er sich ein paar Zentimeter hochgestemmt, landete Aris auf seinem Rücken und nahm Thomas in den Schwitzkasten.
»Du gehst jetzt sterben«, spuckte ihm Aris ins Ohr. »Hilf mir, Teresa!«
Thomas hatte keine Kraft mehr zu kämpfen. Die zwei Schläge auf den Kopf hatten ihn ausgelaugt. Seine Muskeln waren erschlafft. Anscheinend fehlte seinem Gehirn die Energie, sie zu aktivieren. Teresa griff seine Arme und zerrte ihn zu der Öffnung, Aris schob ihn von hinten. Thomas trat kraftlos um sich. Steine zerschürften seine Haut.
»Tut das nicht«, flüsterte er verzweifelt. Bei jedem Wort schossen Schmerzen durch seinen Körper. »Bitte …« Er sah nichts als Schwarz, durchzuckt von weißen Blitzen. Eine Gehirnerschütterung, dachte er. Seine Exfreundin hatte ihm eine verdammte Gehirnerschütterung verpasst.
Dass sein Körper über die Schwelle geschleift und gegen die kühle, metallene Rückwand gelehnt wurde, Teresa über ihn stieg und Aris half, seine Beine hochzuheben und
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