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Die Auserwählten - In der Brandwüste (German Edition)

Die Auserwählten - In der Brandwüste (German Edition)

Titel: Die Auserwählten - In der Brandwüste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Dashner
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Köpfen wieder aus.
    Thomas blieb zwei Stunden lang an Ort und Stelle sitzen und beobachtete den Regen. Völlig ausgelaugt lehnte er an einer Wand und versuchte sich zu zwingen, wieder etwas zu hören. Es schien zu funktionieren – der Druck auf seinen pochenden Ohren ließ allmählich nach, und das Pfeifen war verschwunden. Wenn er hustete, schien er mehr als nur Vibrationen in sich zu spüren. Er hörte das trockene Geräusch ein klein wenig. Und von ganz weit weg, wie von der anderen Seite eines Traums, kam das unablässige Trommeln des Regens. Vielleicht war er doch nicht taub geworden.
    Das schwache graue Licht, das zu den Fensterscheiben einfiel, konnte die kalte Düsternis in dem Gebäude nicht erhellen. Die anderen Lichter hockten in der Halle verstreut da oder lagen auf der Seite. Minho hatte sich zu Thomas Füßen zusammengekrümmt und bewegte sich kaum. Er machte den Eindruck, als würde jede Bewegung brennende Schmerzen durch seine Nervenbahnen jagen. Newt war in seiner Nähe, Bratpfanne auch. Niemand redete oder versuchte, etwas zu organisieren. Keiner zählte die Lichter durch oder versuchte festzustellen, wer alles fehlte. Sie saßen und lagen so leblos da wie Thomas, alle wahrscheinlich mit demselben Gedanken beschäftigt: In was für einer zerstörten Welt konnte so ein Gewitter möglich sein?
    Das Plätschern des Regens wurde lauter, bis Thomas keinen Zweifel mehr hatte – er konnte es tatsächlich hören. Es war trotz allem ein beruhigendes Geräusch, und er schlief schließlich erschöpft ein.
    Als er aufwachte, fühlte er sich so steif, als wäre er über Nacht zum Stein mutiert. Aber wenigstens funktionierte sein Gehör wieder normal. Er hörte die tiefen Atemzüge der schlafenden Lichter, das Wimmern von Minho, die Sintflut, die draußen auf das Pflaster prasselte.
    Aber es war dunkel, völlig dunkel. Es war Nacht geworden.
    Er versuchte, nicht an seine unbequeme Lage zu denken, legte den Kopf auf das Bein eines anderen und ließ sich von neuem von Erschöpfung und Schlaf übermannen.
    Zwei Dinge weckten ihn endgültig auf: die strahlende Helligkeit des Sonnenaufgangs und die plötzliche Stille. Das Gewitter war vorbei, er hatte die ganze Nacht geschlafen. Doch noch bevor er wie erwartet merkte, dass ihm alles wehtat, verspürte er etwas viel Nagenderes: Das Ungeheuer, das ihn zuletzt in der Herberge gequält hatte, erwachte.
    Hunger.
    Das Licht kam zu den kaputten Fenstern herein und tanzte auf dem Boden. Er blickte nach oben und sah eine Ruine: In sämtlichen Stockwerken des Hochhauses waren riesige Löcher, Dutzende von Etagen nach oben bis zum Himmel. Es sah aus, als hindere nur die Stahlstruktur das ganze Ding am Einstürzen. Er konnte sich nicht ausmalen, was hier passiert sein mochte. Doch über ihnen war schartig blauer Himmel zu sehen, ein Anblick, der vor kurzem noch unvorstellbar gewesen war. Man wusste nicht, welche Klimakatastrophen auf der Erde etwas so Grauenhaftes wie dieses Gewitter heraufbeschwören konnten, aber damit war es fürs Erste vorbei.
    Sein knurrender Magen schrie nach Essbarem und tat vor lauter Hunger richtig weh. Er blickte um sich, sah, dass die meisten Lichter noch schliefen, aber Newt lehnte mit dem Oberkörper an der Wand und starrte traurig ins Leere.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Thomas. Sogar sein Kiefer schien eingerostet zu sein.
    Newt wandte ihm langsam den Kopf zu, blickte aber immer noch in weite Fernen, bis er endlich den Blick auf Thomas richtete. »In Ordnung? Ja, wahrscheinlich fehlt mir nichts. Ich lebe noch – das ist mittlerweile wahrscheinlich das Einzige, worüber man sich freuen darf.« Seine Stimme hätte nicht bitterer klingen können.
    »Manchmal fragt man sich ja wirklich«, murmelte Thomas.
    »Was?«
    »Ob es überhaupt was bringt, noch weiterzuleben. Ob es nicht einfacher wäre, tot zu sein.« Thomas sah unter sich.
    »Komm, hör auf. Ich glaube keine Sekunde, dass du das ernst meinst.«
    Thomas sah Newt aufgebracht an, als er das sagte. Doch dann lächelte er, und das fühlte sich gut an. »Du hast ja Recht. Ich versuche nur, so deprimäßig zu klingen wie du.«
    Newt machte eine müde Handbewegung in Minhos Richtung. »Was zum Henker ist denn mit dem passiert?«
    »Blitzschlag, und seine Klamotten sind in Brand geraten. Wie das möglich war, ohne dass ihm das Gehirn weggeschmort ist, keine Ahnung. Aber wir konnten die Flammen zusammen löschen, bevor sie Schlimmeres anrichten konnten.«
    »Bevor sie Schlimmeres anrichten

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