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Die Auserwählten - In der Brandwüste (German Edition)

Die Auserwählten - In der Brandwüste (German Edition)

Titel: Die Auserwählten - In der Brandwüste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Dashner
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Und dann sah er das Feuer.
    Sein Gehirn brauchte eine Sekunde, bis es verarbeitet hatte, was er da vor sich hatte. Wie von Zauberhand durch die Luft tanzende Flammen, die vom Wind heiß nach rechts geblasen wurden. Dann brach das Ganze in einem Haufen zuckender Flammen auf dem Boden zusammen. Thomas verstand augenblicklich, als er näher kam.
    Es war Minho. Seine Kleider brannten.
    Mit einem tierischen Schrei, von dem ihm der Kopf nur so dröhnte, ließ er sich neben seinem Freund zu Boden fallen. Er grub beide Hände in die Erde und schaufelte sie mit rasend schnellen Bewegungen über Minho. Er zielte auf die hellsten Flammen, und Minho half ebenfalls mit, wälzte sich auf dem Boden und schlug mit den Händen auf seinen Oberkörper ein.
    Innerhalb von Sekunden war das Feuer gelöscht, hinterließ aber verkohlte Kleidung und zahllose schlimme Brandwunden. Thomas war fast froh, dass er das Schmerzensgeheul nicht hören konnte, das von Minho kommen musste. Er wusste, dass sie nicht genug Zeit zum Anhalten hatten, also packte Thomas ihren Anführer an den Schultern und richtete ihn auf.
    »Komm weiter!«, brüllte Thomas, auch wenn ihm die Worte wie geräuschloses Pochen innerhalb seines Schädels vorkamen.
    Minho hustete, zuckte zusammen, nickte aber dann und hielt sich mit einem Arm an Thomas’ Nacken fest. Zusammen humpelten sie, so schnell es ging, auf den Wolkenkratzer zu.
    Auf allen Seiten schlugen die Blitze um sie ein wie Pfeile aus weißem Feuer. Thomas spürte die Elektrizitätsentladungen im Schädel und in sämtlichen Knochen. Überall Lichtblitze. Hinter dem Gebäude, auf das sie mit letzter Kraft zustrauchelten, waren Brände entstanden. Zwei oder drei Mal sah Thomas, wie ein Blitz oben in ein Gebäude einschlug und Stein und Glas hinunter auf die Straße regnen ließ.
    Die Finsternis nahm eine andere Färbung an, mehr grau als braun, und Thomas begriff, dass die Gewitterwolken so dick und schwer geworden sein mussten, dass sie jetzt ganz dicht über der Erde hingen und Staub und Nebel vertrieben. Der Wind hatte ein wenig nachgelassen, aber die Blitze schienen schrecklicher denn je zu sein.
    Links und rechts von ihnen hasteten ihre Freunde, alle in dieselbe Richtung. Sie schienen weniger geworden zu sein. Er sichtete Newt, dann Bratpfanne. Und Aris. Alle sahen so angsterfüllt aus, wie er sich fühlte, die Augen auf das nun nicht mehr weit entfernte Ziel geheftet.
    Minho strauchelte, verlor den Halt an Thomas’ Nacken und fiel. Thomas stoppte, drehte sich um, zog den Jungen mit seinen Verbrennungen auf die Füße und legte sich Minhos Arm wieder über die Schulter. Er fasste ihn mit beiden Armen am Rumpf und zog ihn halb, halb trug er ihn. Ein gleißend heller Lichtbogen zuckte direkt über ihre Köpfe hinweg und schlug hinter ihnen in die Erde ein. Thomas sah nicht hin, sondern machte weiter. Links von ihm ging einer der Lichter zu Boden; er konnte nicht erkennen, wer es war, konnte den Schrei nicht hören, der sicher erklungen war. Rechts von ihm stürzte ein anderer Junge, richtete sich aber wieder auf. Ein Blitzschlag direkt rechts vor ihnen. Einer zu ihrer Linken. Einer schlug direkt vor ihnen ein. Thomas musste anhalten und so lange blinzeln, bis er etwas erkennen konnte. Er setzte sich wieder in Bewegung und zerrte Minho mit.
    Und dann waren sie da. Am ersten Gebäude am Stadtrand.
    In der brodelnden Dunkelheit des Gewittersturms schien alles an dem Hochhaus grau. Massive Steinquader, ein Bogen aus kleineren Steinen, zersplitterte Fensterscheiben. Aris war als Erster an der Tür, gab sich aber nicht die Mühe, sie zu öffnen. Das meiste an der Glastür war sowieso schon verschwunden, so dass er nur noch die verbleibenden Scherben mit dem Ellbogen herausstoßen musste. Er winkte ein paar Lichter an sich vorbei, dann ging er selbst hinein und wurde vom Gebäude verschluckt.
    Thomas gelangte zur gleichen Zeit wie Newt zum Eingang und signalisierte ihm, dass er seine Hilfe brauchte. Newt und ein anderer Junge nahmen ihm Minho ab und schleppten ihn vorsichtig rückwärts über die Schwelle der kaputten Tür.
    Und dann folgte Thomas seinen Freunden, immer noch geschockt über die Macht von Blitz und Donner, und betrat das Halbdunkel.
    Als er zurückschaute, sah er es draußen losregnen, als hätte das Gewitter sich endlich entschlossen, vor Scham über das, was es ihnen angetan hatte, zu weinen.

Es goss wie aus Kübeln, als hätte Gott den Ozean eingeatmet und spuckte ihn jetzt voller Zorn über ihren

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