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Die Auserwählten - In der Brandwüste (German Edition)

Die Auserwählten - In der Brandwüste (German Edition)

Titel: Die Auserwählten - In der Brandwüste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Dashner
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könnten jeden Augenblick Haare und Kleider weggerissen werden. Die Bettlaken der Lichter flogen davon, flatterten über den Boden und durch die Luft wie eine Armee von Gespenstern. Das Essen verteilte sich in alle Himmelsrichtungen.
    Thomas rappelte sich auf, was fast unmöglich war, da der Wind ihn ständig wieder umwerfen wollte. Er stolperte ein paar Schritte vorwärts und lehnte sich dann gegen den Wind, der ihn wie mit unsichtbaren Händen hielt.
    Minho stand in der Nähe und schwenkte wild mit den Armen, um die Aufmerksamkeit der Gruppe auf sich zu ziehen. Die meisten bemerkten es und drängten sich um ihn, auch Thomas, der die Panik zu unterdrücken versuchte, die in ihm aufstieg. Es war doch nur ein Gewitter. Tausend Mal besser als Griewer oder Cranks mit Schlachtermessern.
    Der Wind hatte dem Alten die Decken geraubt, und er lag jetzt zusammengekrümmt wie ein Embryo da, die dünnen Beine ganz dicht an die Brust gezogen, Augen geschlossen. Thomas kam der Gedanke, dass sie ihn retten und an einen sicheren Ort schleppen sollten, weil er wenigstens versucht hatte, sie vor dem Gewitter zu warnen. Aber er verwarf den Gedanken gleich wieder; etwas sagte ihm, dass der Mann sich mit Händen und Füßen dagegen wehren würde, wenn sie ihn berühren oder hochheben würden.
    Alle Lichter standen dicht beieinander. Minho zeigte auf die Stadt. Das nächststehende Hochhaus war, wenn sie rannten, weniger als eine halbe Stunde entfernt. So, wie der Wind an ihnen zerrte, wie sich die Wolken über ihnen zusammenballten, über den Himmel jagten, dunkelviolett und bleigrau wurden, wie Staub und Erdbrocken durch die Luft flogen, schien ein Sprint hin zu dem Hochhaus die einzig sinnvolle Möglichkeit.
    Minho rannte los. Die anderen folgten, Thomas wartete, um das Schlusslicht zu bilden, weil er wusste, dass Minho das vermutlich so wollte. Schließlich joggte er ebenfalls los und war nur froh, dass sie den Wind nicht direkt im Gesicht hatten. Erst da wurden ihm die letzten Worte so richtig bewusst, die der Greis geflüstert hatte. Angstschweiß brach ihm aus, der schnell verdunstete und seine Haut trocken und salzig werden ließ.
    Bleibt weg. Schlechte Menschen.

Je näher sie der Stadt kamen, desto schwieriger wurde es, sie zu sehen. Mittlerweile war so viel Staub in der Luft, dass es ein brauner Nebel war, der jeden Atemzug schwierig machte. Thomas’ Augen waren verkrustet und tränten, und die Tränen verwandelten den Staub in Schmiere, die er sich ständig aus den Augen wischen musste. Das große Gebäude, das sie ansteuerten, war zu einem drohenden Schatten hinter der Staubwolke geworden, der wie ein wachsender Riese immer höher und höher aufragte.
    Der Wind war rau und grausam geworden und bombardierte ihn jetzt schmerzhaft mit Sand und Kieseln. Ab und an kam ein größerer Gegenstand durch die Luft geflogen, der ihn halb zu Tode erschreckte. Ein Ast. Etwas, das wie eine Maus aussah. Ein Dachziegel. Unmengen von Papierschnipseln, die durch die Luft wirbelten wie Schneeflocken.
    Und dann kamen die Blitze.
    Sie hatten die Hälfte des Weges bis zum Hochhaus zurückgelegt – vielleicht sogar mehr –, als das Gewitter losging und alles um sie herum in grellen Lichtblitzen und Donnerschlägen versank.
    Wie weiße Lichtbalken zuckten die Blitze vom Himmel und schlugen in den Boden ein, wo sie die verbrannte Erde hochschleuderten. Die dröhnenden Donnerschläge waren nicht auszuhalten und so laut, dass Thomas taub auf den Ohren wurde und den grauenvollen Lärm nur noch als Hintergrundgeräusch wahrnahm.
    Fast blind hastete er weiter, konnte nichts mehr hören und kaum noch das Gebäude vor sich erkennen. Leute strauchelten und rappelten sich wieder auf. Thomas stolperte, fing sich aber wieder. Im Weiterlaufen half er erst Newt auf die Beine, dann Bratpfanne. Es war nur eine Frage der Zeit, bis jemand von einem der fürchterlichen Blitze getroffen und zu einem Stück Kohle verbrannt wurde. Trotz des peitschenden Windes standen ihm die Haare von der elektrischen Spannung in der Luft zu Berge, die ihm ständig Schläge versetzte wie fliegende Nadeln.
    Thomas hätte am liebsten laut losgeschrien, nur um seine eigene Stimme zu hören, auch wenn er sie wahrscheinlich nur als dumpfen Nachhall in seinem Schädel wahrgenommen hätte. Aber er wusste, dass er an der staubigen Luft ersticken konnte; selbst das flache, schnelle Atmen durch die Nase war schwierig genug. Die Blitze zuckten überall um ihn herum und versengten die Luft, die

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