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Die Auserwählten

Die Auserwählten

Titel: Die Auserwählten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Kazinski
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Untersuchungen zum Thema Nahtoderlebnisse durch. Diese Untersuchungen zeigten zu seiner Überraschung, dass an die sechzig Prozent der wiederbelebten Patienten in der Herzklinik, in der er arbeitete, tatsächlich von Nahtoderlebnissen berichten konnten. In bestimmten Fällen sogar ganz detailliert.«
    Sie sah zu Hannah, bevor sie fortfuhr: »Aber es gibt auch eine biologische Erklärung, die darauf abzielt, dass sich die Pupillen sehr stark weiten, wenn der Körper im Sterben liegt. Dass wir es also mit einem ganz realen Sinneseindruck zu tun haben. Man könnte es als eine Spielart einer reichlich abgehobenen Sinnestäuschung bezeichnen. Eine andere dieser physischen Erklärungen gründet sich darauf, dass der Körper im Augenblick des Todes eine Art Kohlendioxydvergiftung erfährt. Es ist bekannt, dass Kohlendioxidvergiftungen das Gefühl wecken, durch einen Tunnel gezogen zu werden. Andere wiederum sind der Ansicht, dass es sich um bloße Halluzinationen handelt, um eine Art mentalen Verteidigungsmechanismus.«
    Agnes Davidsen zuckte mit ihren schmalen Schultern. »Vielleicht ist etwas dran, dass das Unterbewusstsein mancher Menschen versucht, die Tatsache zu verschleiern, dass sie im Sterben liegen, und ihnen stattdessen etwas weniger Schlimmes vorgaukelt. Zum Beispiel, dass sie sich auf einen Ort des Lichts, der Wärme und der Zuneigung zubewegen. Aber das erklärt nicht alles.«
    »Ich dachte mir schon, dass Sie so etwas sagen würden.«
    »Es gibt Beispiele dafür, dass Menschen, die tot waren, nach ihrer Rückkehr ins Leben von der Begegnung mit Menschen gesprochen haben, von denen sie zu diesem Zeitpunkt unmöglich wissen konnten, dass sie tot waren. Ist das nicht faszinierend? Und jetzt sind sogar die Vereinten Nationen neugierig geworden.«
    »Wie meinen Sie das denn?«
    Agnes schob Hannah durch eine Tür, drehte das Bett und stellte die Bremse fest.
    »2008 wurde unter Leitung der UN eine große Konferenz über Nahtoderlebnisse abgehalten. Endlich konnten Forschende sich öffentlich über ihre Zweifel an unserer Auffassung des Bewusstseins unterhalten und über die vielen Erlebnisse, die wir nicht erklären können, ohne belächelt zu werden.«
    »Die Wissenschaft ist manchmal gnadenlos.«
    »Ja. Und aus exakt dem Grund haben einige Ärzte im Jahr darauf eine wissenschaftliche Untersuchung begonnen. Eine Nahtoduntersuchung.«
    »Ich vermute, es ist nicht so einfach, glaubwürdige Fakten zu finden.«
    »Ja und nein. Ein englischer Arzt hat eine ziemlich simple, fast schon lächerliche Methode erarbeitet.«
    »Und die wäre?«
    »Auf den Intensivstationen und in den traumatologischen Zentren mehrerer Länder hat man hoch oben an der Wand kleine Regalbretter montiert. Ganz oben, so dass kein Mensch sehen kann, was auf den Brettern liegt. Dort hat man kleine Illustrationen platziert.«
    Endlich begann Hannah zu verstehen, warum sie hier war. Sie blickte nach oben, sah aber nichts, doch als ihr Blick zur anderen Seite des Raumes glitt, nahm sie ganz oben, zehn Zentimeter unter der Zimmerdecke, ein kleines, schwarzes Brett wahr.
    Agnes musterte sie.
    »Niemand weiß, was für eine Illustration dort oben liegt. Nicht einmal ich. Die kam in einem versiegelten Umschlag aus dem federführenden Forschungszentrum in London.«
    Hannahs Mund wurde trocken, und sie spürte ihr Herz klopfen. Sie wollte raus hier.

7.
    7.
    Intensivstation, Rigshospital Die Krankenschwester betrat das Zimmer.
    »Jetzt wird’s interessant, Niels.« Sie hielt ein Buch in der Hand. »Dieser Dermatologe, der hier bei Ihnen war, wie hieß der doch gleich?«
    »Jørgen Wass?«
    Sie lächelte. »Sie haben ja ein gutes Namensgedächtnis.«
    »Ich bin Polizist.«
    Sie reichte ihm ein Buch. »Das hat er für Sie rausgesucht. Er hat irgendwo ein Zeichen reingelegt und lässt ausrichten, dass er nach Weihnachten kommt, um Sie zu untersuchen.«
    Niels betrachtete das Buch. Es hatte einen schwarzen Ledereinband.
    »Ich glaube, es geht um Hautkrankheiten.«
    Ein kleiner, gelber Zettel ragte aus den Seiten heraus.
    »Er wollte Ihnen etwas zeigen.«
    Sie sagte noch mehr, aber Niels hörte sie nicht mehr. Er starrte auf eine alte Schwarz-Weiß-Fotografie eines Rückens.
    »Was ist das?« Sie konnte ihre Neugier kaum verbergen. »Eine Tätowierung?« Niels antwortete nicht. Einen Moment lang stockte ihm der Atem. Der Rücken auf dem Foto sah Niels’ Rücken zum Verwechseln ähnlich. Sechsunddreißig. Die Zahl sechsunddreißig in einer Unzahl von

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