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Die Auserwählten

Die Auserwählten

Titel: Die Auserwählten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Kazinski
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über ihre eigenen Erlebnisse zu reden. Es wirkte.
    »›Plötzlich hörte ich unter mir eine enorme Explosion. Eine Explosion aus Licht, die mein ganzes Blickfeld einnahm. Ich war im Zentrum des Lichts, und der Nebel war wie weggeblasen. Ich konnte das ganze Universum sehen. Unendliche Schichten, die sich überlagerten. Das war die Ewigkeit, die sich vor mir präsentierte. Das Licht war kräftiger als hundert Sonnen, aber ich verbrannte mich trotzdem nicht. Ich hatte nie zuvor Gott gesehen, aber dieses Licht erkannte ich als Gottes Licht. Ich verstand es, obgleich ich keine Worte dafür hatte. Wir kommunizierten nicht auf Englisch oder in irgendeiner anderen Sprache. Die Kommunikation fand auf einer ganz anderen Ebene statt, sie basierte nicht auf etwas derart Banalem wie Sprache. Es war eher wie Musik oder Mathematik.‹«
    Hannah hob unter Mühen den Kopf vom Kissen. »Steht das da wirklich?«
    »Ja.«
    Agnes sah sie an. Zögernd. Dann las sie weiter: »›Eine nicht-verbale Sprache. Und plötzlich kannte ich die Antworten auf all die wichtigen Fragen; Fragen, die das reinste Klischee tangieren: Warum sind wir hier? Um zu lernen. Was ist der Sinn des Lebens? Die Liebe. Es war fast so, als würde ich an etwas erinnert, das ich eigentlich schon wusste, aber vergessen hatte. Dann erkannte ich, dass es an der Zeit war, zurückzukehren.‹«
    Sie machte eine kleine Pause. Musste erst zu Atem kommen.
    »Kimberly Clark Sharp schließt so: ›Ich konnte den Gedanken kaum ertragen. Sollte ich wirklich – nachdem ich all das gesehen hatte; nachdem ich Gott begegnet war – in die alte Welt zurückkehren? Aber ich konnte nichts tun. Ich musste. In diesem Moment sah ich meinen Körper zum ersten Mal und erkannte, dass ich vollkommen losgelöst von ihm war. Es gab keine direkte Verbindung mehr. In diesem Moment habe ich verstanden, dass das Selbst kein Teil des Körpers ist. Mein Bewusstsein, meine Persönlichkeit, meine Erfahrungen und Erinnerungen waren an einem ganz anderen Ort, nicht in diesem Gefängnis aus Fleisch.‹«
    Agnes hob den Kopf.
    »Geht es noch weiter?«, fragte Hannah.
    »Das war ihre Geschichte. Hier ist ein Bild von ihr.«
    Sie reichte Hannah das Notizbuch und zeigte auf das Bild einer typischen, amerikanischen Hausfrau, wie herausgepflückt aus der Oprah-Winfrey-Show.
    »Der Körper als Gefängnis.« Hannah dachte laut.
    »Das ist ein recht übliches Gefühl bei diesen Nahtoderlebnissen. Die Trennung von Körper und Seele. Kommen Sie mit mir nach Indien?«
    »Was?«
    »Nahtoderlebnisse gibt es in allen Religionen und Kulturen. Es gibt da eins, das ich noch nicht aufgeschrieben habe, an das ich mich aber gut erinnere. Der Inder Vasudev Pandey. Als Zehnjähriger bekam er eine seltsame Krankheit, an der er gestorben ist.«
    »Ich bin immer ein bisschen misstrauisch, wenn eine Geschichte mit einer seltsamen Krankheit beginnt.«
    »Er selbst hat sein Leiden als Paratyphoid Disease bezeichnet. Wie übersetzt man das? Auf jeden Fall ist er daran gestorben. Nachdem man seinen Tod festgestellt hatte, wurde sein Leichnam ins Krematorium gebracht, doch dort angekommen, zeigte er plötzlich schwache Lebenszeichen. Es gab einen großen Aufruhr. Stellen Sie sich einen toten Jungen vor, der plötzlich Lebenszeichen zeigt. Pandey kam sofort ins Krankenhaus und wurde von verschiedenen Ärzten untersucht. Sie haben dabei unter anderem versucht, ihn mit Hilfe von Injektionen wiederzubeleben. Zu guter Letzt gelang es den Ärzten, sein Herz wieder zum Schlagen zu bringen, aber er war noch immer bewusstlos. Erst nach drei Tagen im Koma kam er wieder zu sich.«
    »Was hatte er erlebt?«, fragte Hannah.
    »Sehen Sie.« Die alte Frau lächelte. »Jetzt sind Sie neugierig geworden. Wenn ich Vorträge über dieses Thema halte, sage ich immer, dass einem diese Nahtoderlebnisse unter die Haut gehen. Das mag vielleicht lächerlich klingen, aber es stimmt. Vasudev Pandey hat danach sein Erlebnis beschrieben oder besser das Gefühl, dass zwei Personen ihm aufgeholfen und ihn mitgenommen haben. Pandey wurde schnell müde, so dass diese Personen ihn schließlich tragen mussten. Bald darauf begegnete er einem unangenehmen Mann.«
    Hannah lachte: »Einem unangenehmen Mann?«
    »Das klingt ein bisschen komisch, ich weiß. Aber so hat er es beschrieben. Und der unangenehme Mann war wütend und hat die beiden, die Pandey mitgenommen haben, ausgeschimpft. ›Ich habe um den Gärtner Pandey gebeten‹, sagte er. ›Seht euch doch um, ich

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