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Die Auserwählten

Die Auserwählten

Titel: Die Auserwählten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Kazinski
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Kontrolle. Und auch ihre Herzkontusion.«
    »Die alte Frau hat gesagt, ich sei tot gewesen?«
    »Ich habe herauszufinden versucht, wo die Lücke in der Kommunikation war. Es sieht so aus, als müssten wir in Stressphasen etwas genauer auf die Übergabe achten.«
    »Stimmt das?«, unterbrach Hannah ihn. »War ich tot?«
    Er holte tief Luft, als wäre es seine Schuld gewesen, dass ihr Herz zu schlagen aufgehört hatte: »Ja. Aber das hätten Sie viel früher erfahren müssen. Es tut mir leid. Ihr Herz hat zu schlagen aufgehört. Sogar zweimal. Beim ersten Mal haben wir Ihr Herz schon nach wenigen Minuten wieder stimulieren können. Aber als wir Sie auf dem Tisch hatten …«
    »Tisch?«
    »Im OP. Da hat Ihr Herz wieder ausgesetzt. Wirklich …«
    Er lächelte und schüttelte den Kopf. »Wir dachten wirklich, dass Sie tot sind.«
    »Wie lange?«
    »Fast neun Minuten. Das ist sehr ungewöhnlich.«
    Stille. »Ich war neun Minuten tot?«
    Er räusperte sich. Sah auf die Uhr. »Agnes ist in Ordnung. Wenn Sie Lust haben, mit ihr zu reden? Wenn nicht, bitten Sie sie einfach zu gehen. Sie hat die ganze Zeit hier draußen auf dem Gang gesessen und darauf gewartet, dass Sie aufwachen.«
    »Welchen Tag haben wir heute?«
    »Heiligabend. Immer noch.«
    Ein mitleidiges Lächeln. »Sonderlich weihnachtlich wird es aber wohl nicht werden. Auch wenn sie sich in der Küche besondere Mühe geben.«
    »Wie lange muss ich hier liegen?«
    »Wir müssen abwarten, wie es vorangeht.«
    Er stand auf und versuchte sich an einer seltsamen Grimasse. Bestimmt sollte das ein Lächeln sein.

5.
    5.
    Intensivstation, Rigshospital
    »Niels.«
    Niels schrak aus dem Schlaf auf und sah sich verwirrt um. Diese Schwester hatte er noch nie gesehen.
    »Wie geht es Ihnen?«, fragte sie.
    »Wer sind Sie? Welcher Tag ist heute?«
    »Ich heiße Randi. Ich arbeite auf der Kardiologie, wo Ihre Freundin liegt. Hannah.«
    »Wie geht es ihr?«
    »Sie wird wieder. Sie fragt nach Ihnen. Vielleicht hätten Sie Lust, sie anzurufen?«
    »Was ist heute für ein Tag?«
    Randi versuchte, freundlich zu lächeln. »Danach fragen Sie beide immer wieder. Müssen Sie irgendwo hin?«
    Niels versuchte, sich im Bett aufzurichten, aber die Schmerzen in Hüfte und Brust waren so stark, dass er den Versuch aufgeben musste.
    »Bleiben Sie liegen. Ich hole ein Telefon. Zwei Sekunden.« Sie verließ das Zimmer.
    Niels versuchte noch einmal sich aufzusetzen. Er musste seinen Körper unter Kontrolle bringen und herausfinden, wie er die restlichen Gliedmaßen bewegen konnte, wenn er hier raus wollte. Raus aus dem Krankenhaus. Er dachte an die Teilnehmer der Paralympics. Ihnen fehlten Arme und Beine, und trotzdem erbrachten sie die unglaublichsten Leistungen. Dann sollte es doch auch ihm irgendwie möglich sein, seine Hülle nach unten in ein Taxi zu schleppen.
    Randi kam mit einem Telefon zurück. »So, jetzt wären wir so weit.« Sie lächelte, während sie die Nummer wählte. »Hier ist Randi. Ich stehe am Bett von Hannahs Freund. Ist sie wach? Wie weg? Mit wem?« Randi hörte besorgt zu. »Okay.«
    Sie unterbrach die Verbindung und sah Niels an. »Jemand scheint mit ihr unterwegs zu sein.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Ich auch nicht. Außer es ist ihr wieder schlechter gegangen.«
    »Wie, schlechter?«
    Randi verließ das Zimmer mit dem Versprechen, bald wieder zurückzukehren. Draußen auf dem Flur hörte Niels eine Stimme, die er nur zu gut kannte. Selbstsicher, hart, charmant, je nachdem. Niels schloss die Augen und tat, als schliefe er. Was ihm nicht schwerfiel. Schritte näherten sich. Hugo Boss. Aftershave. Und der Hauch eines weiblichen Parfüms, das sich im Stoff seiner Jacke verfangen hatte.
    »Bentzon?« Sommersted flüsterte. »Bentzon. Können Sie mich hören? Nicht. Nein, es sieht wirklich nicht gut aus mit Ihnen.«
    Sommersted saß ein paar Minuten still da. Niels tat, als wäre er weit weg.
    »Nun, dann komme ich morgen wieder, Niels. Ich hoffe, Sie werden wieder gesund. Ich …« Sommersted unterbrach sich. Dann beugte er sich vor und flüsterte: »Sie hatten wohl Recht. Mit Venedig. Ich weiß nicht, wie Sie das wissen konnten. Aber Sie hatten Recht.«
    Sommersted stand auf und murmelte, dass nun der nächste Ort das Rigshospital sei, dass er das ja gesagt hätte. Dann wurde es still. Niels war sicher, dass er gegangen war; wenn nicht auch ihn der Schlaf übermannt hatte.

6.
    6.
    Weiße Flure, Rigshospital
    Ob sie wirklich keinen anderen Ort hatte, an dem sie sich

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