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Die Auserwählten

Die Auserwählten

Titel: Die Auserwählten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Kazinski
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gern sehen.«
    Dann hatte Hannah eine Idee: »Versuch mal, deine Lampe zum Fenster zu drehen. Geht das? Kannst du deine Arme bewegen?«
    »Ja.«
    »Dann mache ich das auch.«
    Niels drehte die kleine Lampe zum Fenster und richtete den Lichtkegel auf den Schnee. Im gleichen Augenblick sah er auf der anderen Seite ein Licht aus dem Fenster scheinen, es lag auf der gleichen Höhe. »Kannst du mein Licht sehen?«
    »Ja.«
    Schweigen.
    »Niels, ich bin so froh, dass ich dich getroffen habe. Auch wenn wir jetzt hier liegen.«
    Niels unterbrach sie: »Du, Hannah, es hat schon einmal so einen Fall gegeben.«
    »Was für einen Fall?«
    »Hier im Krankenhaus. 1943. Ich habe ein Bild von ihm gesehen. Thorkild Worning. Er hatte exakt das gleiche Mal auf dem Rücken. Die sechsunddreißig. Ein Dermatologe hat mir das gezeigt.«
    Die Tür hinter ihm ging wieder auf, und Randi sagte: »Sie sollten jetzt langsam zum Schluss kommen.«
    »Hannah! Hörst du? Er hat überlebt. Es ist nicht sicher, dass das morgen so endet.«
    Die Krankenschwester trat ans Bett.
    »Noch zwei Minuten!«
    Sie schüttelte den Kopf und ging wieder nach draußen.
    »Kannst du gehen, Hannah?«
    Ein Knistern war im Telefon zu hören, als wäre es ihr aus der Hand gefallen, dann war die Leitung tot. Er wartete darauf, wieder angerufen zu werden, aber es geschah nichts, außer dass die Krankenschwester kam, ihm das Telefon abnahm und wieder verschwand.
    Niels nahm die Lampe. Schaltete sie zweimal ein und aus. Kurz darauf erwiderte die Lampe auf der anderen Seite das exakt gleiche Signal. Niels und Hannah.

12.
    12.
    Freitag, 25. Dezember 2009
    Niels versuchte, seine Beine zu bewegen. Es tat weh, aber nach einer Weile hatte er die Macht über seine Füße zurückgewonnen. Seine Oberschenkelmuskeln hingegen spürte er nicht. Er kämpfte damit, wieder Leben in sie zu bekommen. Zuerst ohne Resultat. Aber langsam, ganz langsam, konnte er seine Beine eine Spur anheben.
    Die Frage war nur, ob das ausreichte, um bis nach unten ins Archiv zu kommen.
    00.12 Uhr – 15 Stunden, 40 Minuten bis Sonnenuntergang
    Niels erstarrte, als er einen Schrei hörte. Sogleich dachte er an Hannah, aber sie konnte es nicht gewesen sein. Sie war viel zu weit weg.
    Er bewegte sich wirklich wie ein alter Mann. Die Schmerzen in seinem Knöchel zwangen ihn zu ganz kleinen Schritten, und sein Kopf war so schwer, dass er ihn kaum auf dem Hals halten konnte und ihn am liebsten abgenommen und unter den Arm geklemmt hätte. Er hatte einen Körper, den man zerlegen und erst einmal ins Regal einsortieren sollte, bis wieder bessere Zeiten kamen.
    Er wartete eine Ewigkeit auf den Fahrstuhl, und als er kam, begegnete ihm der Blick eines müden Pflegers, der sich aber nicht im mindesten zu wundern schien, dass ein verletzter Patient aus dem Bett aufgestanden war.
    Der Fahrstuhl stoppte fast ungebremst auf der Kelleretage, so dass Niels beinahe das Gleichgewicht verloren hätte.
    Er trat auf den Flur und sah sich um. »Zutritt nur für autorisiertes Personal«, stand auf einem Schild. In einer Ecke stapelten sich folierte Matratzen. Etwas weiter hinten erahnte Niels die Konturen eines Reinigungswagens, der auf dem Flur stand. Eine Reihe alter Metallschränke an der Wand erinnerte ihn an eine amerikanische Highschool. Und dann waren dort Türen. Eine schier endlose Reihe von Türen auf beiden Flurseiten. Niels drückte ein paar Klinken hinunter, aber die Türen waren verschlossen. Der einzige Raum, zu dem er Zutritt hatte, war eine Art Werkstatt; vermutlich hatte einfach jemand vergessen, sie abzuschließen. Trotz der sparsamen Beleuchtung erkannte er Werkzeugkästen, Hobelbänke, Sägen, Hämmer und Schraubenzieher. Niels ging zurück auf den Flur. War er überhaupt in der Nähe des Archivs? Er versuchte, sich zu erinnern – es war erst eine Woche her, dass er durch dieses Krankenhaus gelaufen war. Hatte er damals das Archiv gesehen?
    Stimmen.
    Aus seinem Versteck hinter einer Matratze, die hochkant an der Wand lehnte, hörte Niels zwei Männer vorbeigehen. Der eine – er hatte eine helle Stimme – beklagte sich, dass seine Frau regelrecht Angst vor Sex hätte. Der andere lachte. Dann verschwanden sie in den Fahrstuhl. Niels wartete einen Augenblick, bis er in die andere Richtung davonhumpelte. Jede Bewegung schmerzte, so dass er nur langsam vorwärtskam, aber er gewöhnte sich an die Schmerzen. Vor allem die Rippen meldeten sich. Seine Knöchel waren wieder gefühllos. Er lehnte sich an die

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