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Die Auserwählten

Die Auserwählten

Titel: Die Auserwählten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Kazinski
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Wand.
    »Zentralarchiv.«
    Das Schild und der Pfeil verliehen ihm neue Energie. Er schleppte sich weiter, lief um eine Ecke und stand vor einer Tür. Kein Schild deutete darauf hin, dass dies die Tür zum Archiv war, aber sie lag in der Richtung des Pfeils und war die einzige Tür in diesem Teil des Kellers. Sie war verschlossen. Natürlich. Was nun? Konnte er sie aufbrechen? Vielleicht, wäre er in Form gewesen. Aber nicht in seinem jetzigen Zustand. Außerdem würde das Lärm machen. Dann kam ihm die Werkstatt in den Sinn.
    Niels’ Beine handelten, bevor sein Hirn Befehle gab, und führten ihn zurück zu der noch immer offen stehenden Tür. Er trat ein, setzte alles auf eine Karte und schaltete das Licht ein. An der Wand hingen Poster von nackten Mädchen, und über dem Stuhl hing ein FC-Kopenhagen-Halstuch. Niels öffnete eine Schublade und nahm einen großen Schraubenzieher heraus. Der Hammer lag auf zwei Haken an der Wand. Irgendjemand hatte sogar den Umriss des Hammers auf die Wand gezeichnet. Niels musste sofort an einen Tatort denken, an die Linien, die die Kriminaltechniker auf den Boden zeichneten, um die Position einer Leiche festzuhalten.
    Die Spitze des Schraubenziehers passte über dem Schloss in den schmalen Spalt zwischen Tür und Rahmen. Niels schlug mit dem Hammer zu und wusste bereits nach dem ersten Schlag, dass die Tür bald nachgeben würde. Der Schraubenzieher grub sich Millimeter für Millimeter tiefer in den Spalt, und zehn Schläge später rutschte das Metallschloss aus seiner Fassung. Einen Augenblick lang musste Niels stehen bleiben und sich sammeln. Er atmete tief ein und versuchte zu fokussieren.
    Dann betrat er das Zentralarchiv unter dem Rigshospital.
    ***
    Fünfzehn Kilometer Mappen und Aufzeichnungen . Niels erinnerte sich an die Worte der Krankenschwester.
    Wie viele Krankenakten waren das? Hunderttausende? Millionen? Unterlagen über Männer, Frauen und Kinder jeden Alters. Jeder, der im Lauf der letzten siebzig Jahre im Rigshospital behandelt worden war, sollte in diesen Akten zu finden sein.
    Es roch schwach nach Salmiak. Niels blieb still stehen und lauschte, er hörte aber nur das leise, konstant surrende Geräusch der elektrischen Installationen und Rohrsysteme. Als er das Licht einschaltete und die schier endlosen Reihen von Archivschränken, Schubladensystemen und Regalen erblickte, stockte sein Atem. Wenn der Archivar, dieser Bjarne, jemals in Pension gehen wollte, musste er rechtzeitig einen Nachfolger einstellen, um ihn noch einarbeiten zu können.
    Niels hörte einen Laut und schaltete das Licht aus.
    Stimmen. Vielleicht hatte jemand bemerkt, dass die Tür offen stand, oder das Licht gesehen und sich gewundert, dass jemand um diese Uhrzeit noch im Archiv war. Oder bildete er sich das alles nur ein? War das eine Folge der Paranoia, die seine Gedanken immer mehr einnahm? Niels entschloss sich zu vollem Risiko, schaltete das Licht wieder ein und machte weiter. Er schlich durch die Reihen mit Regalen und Archivschränken. Er war sich nicht sicher, hatte aber das Gefühl, dass er das Archiv von der Hinterseite betreten hatte. Vielleicht war es leichter, das Ganze zu überblicken, wenn er seine Suche auf der anderen Seite begann. Als er die Tür auf der gegenüberliegenden Seite erreichte, stieß er auf einen alten, abgenutzten Schreibtisch aus Metall mit rostigen Beinen. Kaffeetassen, ein halbvolles Wasserglas, eine Schachtel Tabletten. Niels sah sich um. Es musste ein System geben, irgendwie musste man sich einen Überblick verschaffen können.
    Sein Blick fiel auf in Leder gebundene Bücher, die nebeneinander auf dem untersten Regalbrett standen. Auch auf den Regalen daneben waren diese Bücher zu finden. Niels nahm eines heraus. »Bestandsliste Archiv«, stand auf dem Titelblatt. Er hielt das Buch für Oktober-November 1971 in der Hand. Das konnte er nicht gebrauchen. 1966. 1965. Er ging auf die andere Seite des Ganges, 1952. 1951. Vierziger Jahre. Niels’ Herz begann, schneller zu schlagen. 1946. 1945. 1944. Endlich: 1943. Es waren mehrere Bücher. Er blätterte durch eines von ihnen. Die Seiten war dünn wie Pergamentpapier und klebten fast zusammen: Diese Bücher waren viele Jahre nicht mehr geöffnet worden. Er schlug unter ›W‹ nach. Worning. Fand aber nichts. Warum? Waren die Namen der Patienten nicht alphabetisch aufgelistet worden? Nach einigem Blättern erkannte er es: Es war eine alphabetische Ordnung, aber die Auflistung begann jeden Monat aufs Neue. Die

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