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Die Auserwählten

Die Auserwählten

Titel: Die Auserwählten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Kazinski
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kommenden Nächte ein gewisses Schaudern mitzugeben.
    »Auch wenn die Morde im höchsten Grade speziell und ausgeklügelt sind, gibt es zum jetzigen Zeitpunkt keinen Grund zur Annahme, dass Dänemark das nächste Ziel des Täters ist.« Niels lächelte der Sekretärin zu, bevor sie nach draußen ging.
    »Und warum sind Sie dann hier?«
    »Rechtzeitige Vorsorge.«
    »Wenn Sie der Meinung sind, dass ich in Gefahr bin, müssen Sie doch für meine Sicherheit sorgen.«
    »Nicht nach dem gegenwärtigen Stand der Dinge. Sollte sich das ändern, werden wir natürlich die notwendigen Vorsichtsmaßnahmen ergreifen. Bis dahin müssen Sie nur …«
    »Ruhig bleiben.«
    »Genau.« Niels sah aus dem Fenster. Sein Blick fiel in den Fælledparken. Raureif hatte sich auf Gras und Zweige gelegt, und der Park sah aus wie ein altes Gemälde, das seine Farben verloren hatte.
    Eine kurze Pause schlich sich in ihr Gespräch. Thorvaldsens Unzufriedenheit war beinahe physisch greifbar. Es war deshalb keine Überraschung für Niels, als er seufzend einen längeren Monolog begann:
    »Hören Sie. Wenn ich nicht gerade schlafe, nutze ich jede Stunde meines Lebens, um Menschen aus Notlagen zu retten. Es wird davon ausgegangen, dass allein durch unser Trinkwasserprojekt in Ostafrika im letzten Jahr Zehntausende Menschen gerettet werden konnten, ganz zu schweigen von der Aufmerksamkeit, die das Rote Kreuz durch seine Aktivitäten für …« Er kam ins Stocken. Vermutlich spürte er, dass Niels nicht bei der Sache war. »Das Wenigste, was man in so einer Situation erwarten kann, ist doch wohl ein bisschen Hilfe vonseiten der Behörden.«
    »Ich kann Ihnen meine Telefonnummer dalassen. Wie gesagt, Sie können jederzeit mit mir Kontakt aufnehmen.«
    »Danke, ich kenne die Nummer der Polizei!«
    Die Stille kam zurück. Niels stand auf.
    »Also: Sie dürfen gern anrufen. Und achten Sie ein bisschen auf Ihre Umgebung.«
    »Ja, ja, schon gut. Grüßen Sie Amundsen von Amnesty. Ich gehe davon aus, dass er der Nächste auf Ihrer Liste ist. Sie können ihn ja fragen, ob wir uns gemeinsam in seinem oder meinem Ferienhaus verstecken sollen.«
    Niels nickte und verließ das Büro.
    Immer mit der Ruhe, Thorvaldsen, dachte Niels, als er im Aufzug nach unten fuhr. Du bist nicht in Gefahr. Er nahm seine Liste zur Hand – die Liste über die guten Menschen des Königreichs, wie Thorvaldsen sie getauft hatte – und strich seinen Namen durch.

17.
    17.
    Kongens Lyngby
    Weiß Gott, wofür die diesen Platz brauchen, dachte Niels, als er in die Straße mit den prächtigen Eigenheimen einbog, die wie verwaist dalag. Nur die kleineren Wagen der Frauen standen vor den Villen, doch am Abend würden sicher die großen Autos anrollen und daneben parken.
    Auf dem Messingschild an der burgunderroten Haustür stand nur ein Name: Amundsen. Nummer zwei auf der Liste. Drinnen waren Geräusche zu hören. Jemand lief eine Treppe hinauf und wieder hinunter. Hastige, unsichere Schritte. Niels klingelte noch einmal und klopfte dann an die alte Holztür, in deren Mitte eine kräftige Kerbe war, als hätte jemand versucht, sie aufzubrechen. Niels war ungeduldig.
    Jetzt komm schon, dachte er.
    Er blickte zurück zur Straße. Keine Zeugen. Mit dem Zeigefinger drückte er den Briefkasten auf und sah gerade noch ein paar nackte, junge Frauenbeine über die Treppe nach oben verschwinden. Es wurde geflüstert, und Niels richtete sich auf, als die Tür geöffnet wurde. Amundsen hatte jugendlich helle, etwas zerzauste Haare, die ihm fast bis zur Schulter reichten. Klare blaue Augen.
    »Ja bitte?«
    »Christian Amundsen?«
    »Ja?«
    »Niels Bentzon. Polizei Kopenhagen. Ich habe versucht, Sie im Büro von Amnesty zu erreichen, aber man sagte mir dort, Sie seien krank.«
    Amundsen blickte sich verwirrt um, bevor er antwortete. »Krank, na ja, man muss sich schließlich auch mal einen Tag freinehmen dürfen. Ist was mit dem Auto?«
    »Auch telefonisch konnte ich Sie nicht erreichen. Darf ich zehn Minuten hereinkommen?«
    »Worum geht es?«
    ***
    Niels betrachtete die gerahmten Fotografien an den Wänden: Amundsen in Afrika, in enger Umarmung mit zwei entlassenen Gefangenen. Amundsen in Asien, vor einem Gefängnis umringt von glücklichen Menschen.
    »Das Foto wurde in Myanmar aufgenommen.« Amundsen trat hinzu.
    »Burma?«
    »Politische Gefangene. Ich habe drei Jahre gebraucht, um sie aus dem Insein-Gefängnis zu holen. Eines der abscheulichsten Gefängnisse der Welt.«
    »Das muss für Sie ein

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