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Die Auserwählten

Die Auserwählten

Titel: Die Auserwählten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Kazinski
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1,5. Das Preisschild hing noch immer am Gestell. Sie betrachtete das Foto. »Und Sie sind sich sicher, dass das alle auf dem Rücken hatten?«
    »Ja. Hier ist ein anderes Beispiel. Der Rücken von Maria Saywa aus Peru. Ermordet am 29. Mai dieses Jahres.«
    Er legte das Bild von Maria Saywa neben das von Vladimir Zjirkov. Die Fotos waren zu dunkel, aber trotzdem war das Mal deutlich zu erkennen.
    Hannah hatte jetzt eine Lupe in der Hand. Sie hatte ihr Zuhause in der gleichen Schublade wie die Brille gehabt und roch unverkennbar nach Hasch.
    Niels musterte sie. Den leichten Aufwärtsbogen, den ihre Nase beschrieb. Die kleinen, fast unsichtbaren Härchen in ihrem Nacken. Niels’ Blick wanderte, und Hannahs freie Hand lief an ihrem Hals herab, als spürte sie seinen Blick. Sekunden vergingen. Vielleicht auch Minuten. Niels rutschte ungeduldig auf seinem Stuhl herum. Draußen auf dem See riefen ein paar Schwäne.
    »Sehen Sie was?«
    »Das ist total verrückt.« Sie sah ihn nicht an, sondern zündete sich wie automatisch eine Zigarette an.
    »Was?«
    »Wer hat das gemacht?« Sie blies den Rauch über den Tisch. »Der Mörder?«
    Niels rutschte näher. »Was ist das?«
    Sie ignorierte die Frage. Offenbar musste man sich qualifizieren, um eine Antwort zu erhalten. Niels wollte seine Frage gerade wiederholen, als sie zu murmeln begann: »Hebräisch, arabisch-indisch, urdu, devanagari …«
    Niels starrte sie an. Sie fuhr fort: »Mesopotamisch, Vigesimalsystem, keltische Zahlen, Hieroglyphen, hieratische Zahlen, babylonische …«
    »Hannah.« Niels erhob seine Stimme. »Was ist los?«
    »Das sind Zahlen. Zahlen über Zahlen. Bloß Zahlen.«
    »Wo?«
    »Er hat Recht. Ich meine, der, mit dem ich gesprochen habe.«
    »Tommaso?«
    »Ja. Das sind Zahlen. Die Einunddreißig. Vladimir Zjirkov.«
    »Einunddreißig?«
    »Das ist die Zahl einunddreißig, geschrieben in den unterschiedlichsten Zahlensystemen! Winzige Zahlen. Sie sehen fast wie kleine Blutblasen unter der Haut aus. Als hätten die Blutgefäße sich verwandelt und die Form einer einunddreißig angenommen.«
    »Wie soll denn so etwas möglich sein?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich bin keine Dermatologin. Aber …« Sie hielt inne.
    »Aber was?« Niels klang ungeduldig.
    »Ich weiß, dass es in jedem Blutgefäß eine Oberfläche gibt, die aus einem einzelligen Epithel besteht. Man nennt das Endothel.«
    »Gibt es auch irgendetwas, das Sie nicht wissen? Entschuldigung, reden Sie weiter.«
    »Wie gesagt: Ich bin keine Expertin, aber wird das Endothel beschädigt, kommt das Blut in Kontakt mit den anderen Zell-und Gewebekomponenten, außer …«
    Sie hielt wieder inne. »Nein, mehr kann ich nicht sagen, ich habe davon wirklich nicht genug Ahnung. Ich weiß nicht, wie diese Zahlen entstehen konnten.«
    »Und Sie sind sich sicher, dass da eine einunddreißig steht?«
    »Vollkommen sicher. Einige der Zahlensysteme kenne ich.«
    »Und es ist immer die gleiche Zahl? Einunddreißig?«
    Sie antwortete nicht, sondern starrte auf das Foto.
    »Hannah?«
    Endlich nickte sie. »Einunddreißig, nur die einunddreißig.«
    »Und was ist mit der anderen?«, fragte Niels. »Die aus Peru? Maria?«
    Hannah studierte den Rücken von Maria Saywa. »Da steht sechs. Die Zahl sechs, geschrieben in Hunderten verschiedenen Zahlensystemen. Systeme, die heute verwendet werden, und solche, die man vor Urzeiten in weit entfernten Teilen dieser Erde verwendete. Die Bilder sind nicht ganz scharf, so dass nicht immer alles zu erkennen ist, aber der hier …« Sie zog noch ein weiteres Bild aus dem Stapel und hielt es hoch. »… trägt die Zahl sechzehn in unzähligen Varianten. Ich erkenne die hieratische Zahl.«
    Niels sah auf das Bild und schlug dann im Fax nach. »Jonathan Miller, ein amerikanischer Wissenschaftler, der am 7. August dieses Jahres in der McMurdo-Forschungsbasis in der Antarktis gefunden worden ist. Aber …?« Niels legte Jonathan Millers Rücken weg und wusste nicht, was er sagen sollte. »Wie viele Zahlensysteme gibt es?«
    »Nun, man hat ja zu allen Zeiten und überall auf der Welt Bedarf für Zahlen gehabt. Um die Welt in ein System zu bringen und sich einen Überblick zu verschaffen. Griechen, Römer, Ägypter, Inder, Araber, Chinesen. Alle haben sie weitreichende Zahlensysteme, und das schon seit frühester Vorzeit. In einer Unzahl verschiedener Varianten. Es sind Knochen aus der Steinzeit gefunden worden, auf denen Kerben waren, die Zahlen darstellten. Die Keilschrift aus

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