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Die Auserwählten

Die Auserwählten

Titel: Die Auserwählten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Kazinski
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und drehte sich um … aber Hadi war weg.
    Niels setzte ihm nach. Über die Treppe nach unten. Er nahm zwei Stufen auf einmal. Noch eine Treppe. Hadi stand an einer Tür und fingerte an dem Schloss herum. Niels holte auf. Dann waren sie draußen. Ein paar Cafétische standen im Weg. Verdammt, wann kam endlich die Unterstützung?, dachte Niels noch, als er gegen ein Reklameschild rannte und beinahe gestürzt wäre. In die Fußgängerzone. Ein einziges Menschengewimmel, aber Hadi war der Einzige, der rannte.

40.
    40.
    Niels-Bohr-Institut, Kopenhagen
    Menschen, dachte Hannah, während sie sorgsam die Ozeane wegschnitt, so dass die Kontinente Seite an Seite auf dem Tisch lagen. Der Mythos von den sechsunddreißig Gerechten handelte von Menschen, nicht von Wasser.
    Sie legte die Weltmeere weg und starrte auf die Kontinente. Es war wie ein Puzzle. Und es erinnerte sie an Johannes. An das erste Mal, als Gustav und ihr wirklich bewusst geworden war, dass Johannes ein außergewöhnlich begabtes Kind war. Er hatte ein Puzzle, das für Erwachsene gedacht war, in Windeseile zusammengesetzt. Siebenhundert Teile, die den Eiffelturm darstellten. Mit vier Jahren. Zuerst waren sie begeistert und stolz gewesen. Doch bald war seine Begabung zum Problem geworden. Er wirkte traurig. Suchte beständig neue Herausforderungen, die es nicht immer gab. Hannah versuchte mitzuhalten – das Gegenteil von dem zu tun, was ihre eigenen Eltern getan hatten. Die hatten sie normal machen wollen. Hatten von ihr gefordert, ihre Hausaufgaben nicht so schnell zu machen und auf dem gleichen Niveau wie die anderen zu bleiben. Erreicht hatten sie damit das Gegenteil: Hannahs Entfremdung von der Welt war mit jedem Tag gewachsen. Ein Gefühl, das massiv dadurch gefördert worden war, dass sie ihren Eltern, die lieber ein normales Kind gehabt hätten, ganz offensichtlich peinlich war.
    Als Hannah als Siebzehnjährige am Niels-Bohr-Institut aufgenommen wurde, war das für sie so etwas gewesen, wie ein Zuhause zu finden. Sie erinnerte sich noch immer an das Gefühl, das sie gehabt hatte, als sie zum ersten Mal durch die Tür getreten war. Hier gehörte sie hin. Deshalb tat sie alles, damit Johannes sich nicht im Stich gelassen oder unnormal fühlte. Alles, damit seine ungewöhnliche Begabung ihn nicht von der Umwelt isolierte. Aber Johannes war nicht nur hochbegabt. Er war auch krank. Und seine Krankheit war mit jedem Tag schlimmer geworden.
    Hannah zündete sich eine Zigarette an. Eigentlich durfte man das nicht mehr. Sollte Niels Bohr jemals vom Olymp zurückkehren, würde auch er sich seine Pfeife nicht mehr anzünden dürfen. Aber das hatte keine Bedeutung. Das Einzige, was jetzt zählte, war das Puzzle aus den ausgeschnittenen Kontinenten, die vor ihr lagen.
    »Mein kleiner Johannes«, sagte sie zu sich selbst. »Es geht um Menschen.«
    Ihr ganzes Leben war es um Zahlen gegangen, um Berechnungen, um Licht aus dem Weltraum. Aber jetzt ging es um Menschen – Menschen, die einem Muster folgten, einem größeren Plan, nicht bloß dem üblichen Chaos. Das war es, was sie so faszinierte.
    Sie schob einen der ausgeschnittenen Kontinente zurecht. Menschen . Leben. Der Beginn des Lebens. Die Zeit, in der die Kontinente entstanden waren.

41.
    41.
    Innenstadt, Kopenhagen
    Terroristen waren gut vorbereitet, dachte Niels. An dieser Tatsache bissen sich die Geheimdienste immer wieder die Zähne aus. Sie unterschätzten ihre Gegner viel zu oft und vergaßen, dass die Terroristen sich und ihre Taten über Jahre hinweg vorbereitet hatten. Dass sie vorher alle möglichen Szenarien durchdacht hatten. Warum sollte der Mann auf der Flucht nicht auch an die Möglichkeit gedacht haben, dass er entdeckt werden könnte? Bestimmt hatte er sich vorher überlegt, wo er sich im Fall des Falles verstecken könnte.
    Niels rannte.
    Die Al Qaida saß oben in den Erdhöhlen im Grenzgebiet zwischen Pakistan und Afghanistan und studierte Google Earth. Sie arbeiteten mit IT-Experten zusammen, die denen im Westen in nichts nachstanden. Das wusste man. Nach jeder spektakulären Terroraktion, sei es in Madrid, London, Mumbai, Moskau oder New York, fragten sich die Geheimdienste im Nachhinein: Wie war das möglich? Aber der Fall war klar, ihre Gegner waren intelligent und gut vorbereitet. Der 11. September war das Resultat einer detaillierten Vorbereitung, die sich über Jahre erstreckt hatte. Ein logischer Geniestreich. Der Bombenanschlag auf die USS Cole im Jahr 2000 und das Massaker am

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