Die Ausgelieferten
teilgenommen hatte, was es hätte tun sollen.
Entschiedener Widerspruch. In einem Schreiben an den militärischen Befehlshaber werden die »völlig grundlosen« Beschuldigungen entschieden zurückgewiesen. Der Kameradschaftsabend könne nicht im mindesten kritisiert werden. Die Verpflegung habe aus Kaffee, den man vom Frühstück aufgehoben habe, bestanden, sowie aus Brot, das in der deutschen Kantine eingekauft worden sei; ferner sei Schwachbier (Klasse 1) getrunken worden, das ebenfalls aus der deutschen Kantine gestammt habe.
Bericht über den unterhaltenden Teil des Kameradschaftsabends. Die Unterhaltung wurde allein von den Internierten bestritten. Das Programm sah wie folgt aus:
a) Musik der Lagerkapelle
b) Chorgesang (»Heimatlieder«)
c) Sologesang aus Operetten
d) Aufführung eines bereits früher gezeigten Theaterstücks
e) Vortrag zweier schwedischer Lieder (»Komm kleines Schwedenmädchen, tanz mit mir« und »In meinem Garten«)
f) Auftreten von Komikern (Imitation von Tierstimmen)
g) Chorgesang.
Um 23 Uhr hielt der schwedische Kommandant eine Ansprache, in deren Verlauf er sich anerkennend über die Ausrichtung des Abends äußerte. Er mag vielleicht eine halbe Minute gesprochen haben. Das Wort »Kameraden« fiel ausschließlich in Gesprächen der Deutschen untereinander. Toasts wurden überhaupt nicht ausgebracht.
Um 24 Uhr brachte der deutsche Kompaniechef die Bitte vor, das Fest etwas ausdehnen zu dürfen, was bewilligt wurde, da die Nacht schön war und mildes Wetter herrschte. Die Darbietungen nahmen recht viel Zeit in Anspruch und amüsierten die Deutschen ungemein. Danach verabschiedete sich die Musikkapelle, und die Deutschen bedankten ich mit Hurrarufen.
Kurz nach 0.30 Uhr kam es zum allgemeinen Aufbruch, aber es dauerte natürlich einige Zeit, bis aufgeräumt war und das Licht gelöscht werden konnte.
Der Festplatz ist von zivilen Bauten in der Umgebung etwa so weit entfernt: drei kleine Gehöfte – Abstand 300 Meter. Fünf Bauernhöfe – Abstand 500 bis 1200 Meter. Havdhem – Abstand 1,5 Kilometer.
Die Anschuldigungen sind also völlig aus der Luft gegriffen.
Eintragung im Lagertagebuch. »Kameradschaftsabend der zweiten Kompanie. Gefreiter Glass trank sechs Liter (Klasse 1).« Das Fest hatte im übrigen kein Nachspiel; man kann sagen, dass es normal verlaufen ist. Im deutschen Teil des Lagers wurden wiederholt Kameradschaftsabende veranstaltet. Bei den Balten gab es so etwas niemals.
10
S ie verließen das Lager am frühen Morgen des 2. Oktober. Es war noch dunkel, als sie auf dem Hof antraten, es regnete leicht, die Scheinwerfer waren eingeschaltet, und der Regen glitzerte in ihrem Lichtschein. Um 5.50 Uhr hörte es auf zu regnen. Um 6.45 Uhr fuhr der erste mit Tarnfarben bemalte schwedische Militärbus vor. Einige Lagerinsassen stiegen sofort ein.
Zwei Tage zuvor hatte man das Lager offiziell aufgelöst. Es war wie bei einer Schulabschluss-Feier: Rückschau und Ansprachen. Insgesamt waren 155.000 Arbeitsstunden geleistet worden, man hatte einen Sportplatz in Ordnung gebracht, ein Amphitheater gebaut und vieles andere mehr. Am Nachmittag war ein Abendmahlsgottesdienst abgehalten worden, danach eine kurze Gesangstunde auf dem Festplatz. Die Soldaten hatten überall aufgeräumt, gepackt, sich bereit gemacht.
Der Sommer war vorbei.
Sie kamen kurz vor acht in Burgsvik an, es war schon hell, und sie entdeckten das Schiff sofort. Es lag draußen auf der Reede vor Burgsvik. Das Schiff hieß »Regin« und sollte für mehr als sechshundert Mann Platz haben, was vielleicht gerade noch möglich war. Die Einschiffung begann um neun; ein Wachboot brachte sie zum Schiff hinaus, gegen zwei Uhr nachmittags waren alle an Bord.
Das Schiff lief planmäßig um 14.15 Uhr aus.
Kurz bevor sie an Bord des Wachbootes gegangen waren, hatte Eichfuss noch einige der Letten um sich versammelt.
Er stellte sich auf einen steinernen Poller und hielt mit leiser Stimme eine kurze Ansprache, auf Lettisch.
– Jetzt gehen wir an Bord, sagte er. Da draußen liegt das Schiff. Sie sagen, dass sie uns zum schwedischen Festland bringen wollen. Aber was ist, wenn sie uns hereinlegen? Stellt euch vor, dies ist eine Falle. Vielleicht liefern sie uns an die Russen aus. Was dann? Was geschieht, wenn das Schiff plötzlich Kurs nach Osten nimmt? Was sollen wir dann tun? Müssen wir nicht einen Plan ausarbeiten? Einen Coup zur Übernahme des Schiffes vorbereiten?
Er sprach leise und sehr eindringlich. Jemand
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