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Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Titel: Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joelle Charbonneau
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einen Schrei höre. Dieses Mal ist es Roman, der blutet, aber weder umklammert er seinen verletzten Arm, noch macht er Anstalten zu fliehen. Mit einem wütenden Knurren senkt er den Kopf, rammt Tomas damit und wirft ihn so zu Boden. Ein hysterisches Kreischen löst sich aus meiner Kehle, als sein Messer nur um Millimeter Tomas’ Hals verfehlt. Einen Moment lang bin ich wie paralysiert und sehe zu, wie die beiden darum ringen, die Oberhand zu gewinnen. Roman siegt. Er drückt Tomas zu Boden und hebt sein Messer, gerade als ich meine Pistole aus der Tasche ziehe und ziele.
    Ein Schuss ertönt, und Blut quillt aus Romans rechter Schläfe. Sein Mund ist jetzt nicht mehr höhnisch verzogen. Stattdessen liegt ein überraschter Ausdruck auf seinem Gesicht und dann schließlich Leere, als ihm das Messer aus der Hand rutscht und er nach vorn umkippt. Er ist tot.
    Tomas presst eine Hand auf seine Taille, kriecht unter dem toten Rivalen hervor und stöhnt erleichtert auf.
    Doch wir sind keineswegs in Sicherheit. Tomas weiß nicht, was ich weiß. Ich bin nicht rechtzeitig genug bereit gewesen. Nicht ich habe den tödlichen Schuss abgegeben.

Kapitel 19
    »Runter«, schreie ich und sehe mich hektisch um. Mein ganzer Körper bebt vor Anspannung und Furcht. »Ich habe gar nicht geschossen. Da ist noch jemand anders mit einer Waffe.«
    »Das wäre dann wohl ich.«
    Ich wirble herum, ziele und spanne den Finger am Abzug. Erst dann dämmert mir, dass die Stimme irgendwie vertraut klingt. Der großspurige Ton passt nur zu einer einzigen Person hier draußen.
    Will.
    Ich lasse die Waffe sinken und blicke ihm entgegen, als er auf uns zugeschlendert kommt und seine Pistole dabei lässig um den Finger kreiseln lässt. Und obwohl es Tomas so stört, dass ich Will mag und ihm vertraue, kann ich nicht anders, als ihm um den Hals zu fallen. »Du hast ja keine Ahnung, wie froh ich bin, dich zu sehen«, sprudelt es aus mir hervor. »Ich weiß nicht, ob ich es rechtzeitig geschafft hätte, Tomas zu retten. Danke.«
    Ich bin mir nicht sicher, ob ich ihm dankbar bin, weil er Tomas das Leben gerettet hat oder weil er mich davor bewahrt hat, einen anderen Menschen zu erschießen. Vermutlich beides.
    Will tritt einen Schritt zurück und schiebt die Pistole in seine Tasche. »Ich bin mir sicher, ihr wärt auch ohne mich klargekommen. In gewisser Weise ist es gut, dass dieser Blödmann dumm genug war, euch anzugreifen. Ohne den ganzen Lärm hätte ich euch nie gefunden. Ich suche schon seit Tagen nach euch beiden und habe mir inzwischen gedacht, ihr habt es längst über die Ziellinie geschafft.«
    »Leider nicht.« Tomas stöhnt und hält sich die Seite.
    »Verstehe.« Will wirft Tomas ein kühles Lächeln zu. »Ich weiß, dass du gehofft hast, du wärst mich hier draußen los. Schätze, ich habe dir gerade bewiesen, dass du mir sehr wohl vertrauen kannst.«
    Eine Minute lang starren sich Will und Tomas in die Augen. Tomas wendet den Blick als Erster ab und sagt leise: »Ja, schätze ich auch.«
    »Gut.« Will lacht. »Also warum lassen wir Cia nicht einen Blick auf deine Verletzung werfen, ehe du uns hier noch verblutest? Wenn du jetzt stirbst, kann ich mich ja gar nicht meiner Heldentat rühmen, was ziemlich schade wäre, oder?«
    Die Erwähnung von Tomas’ Wunde bringt mich dazu, an die Seite meines Freundes zu hasten und sie mir anzusehen. Nur mit Mühe gelingt es mir, Romans leblosen Körper zu ignorieren, der zusammengekrümmt auf dem Boden liegt. Der Messerschnitt an Tomas’ Bauch ist lang, aber nicht sehr tief, und er muss nicht genäht werden. Das ist gut so, denn nach den letzten Tagen weiß ich nicht, ob meine Finger ruhig genug dafür wären. Will bietet mir seine eigene Erste-Hilfe-Tasche an, und ich säubere rasch die Wunde, versorge sie mit Salbe und wickle einen Verband darum.
    Als ich fertig bin, gebe ich Will seine restlichen medizinischen Vorräte zurück und sage: »Du hast uns eingeholt. Das bedeutet, dass du irgendetwas mit Rädern darunter gefunden haben musst, richtig?«
    »Nein, nichts mit Rädern.« Will strahlt mich an. »Ich habe etwas viel Besseres aufgetrieben. Willst du es mal sehen?«
    Nicht weit von der Straße entfernt wartet ein kleiner offener Ein-Personen-Gleiter, der wie die fliegende Version eines Scooters aussieht. Mein Vater hat drei davon und setzt sie für leichte Feldarbeit ein. Um kurze Distanzen zu überwinden, sind sie sehr gut geeignet, aber auf weiteren Strecken überhitzen sie sich schnell, und sie

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