Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Titel: Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joelle Charbonneau
Vom Netzwerk:
tragen auch nicht viel mehr als achtzig Kilo, was ihren Nutzen ziemlich einschränkt. Mein Vater und zwei meiner vier Brüder sind zu schwer für sie, sie können mit einem solchen Ding nicht einmal vom Boden abheben. Doch für Will mit seinem schlanken Körper ist dieses Fortbewegungsmittel wie gemacht.
    »Wo hast du den denn entdeckt?«
    Ich höre den misstrauischen Unterton in Tomas’ Stimme, aber Will scheint nichts zu bemerken, sondern erklärt: »Zwei Tage nachdem wir uns getrennt hatten, bin ich an einem großen Steingebäude mit einer fetten Metalltür vorbeigekommen. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich das Schloss geknackt hatte, aber es war die Mühe allemal wert. Vier von diesen Babys waren da drin. Keines von ihnen war einsatzbereit, aber ich habe Einzelteile an dreien von ihnen abgeschraubt und das vierte damit in Gang gesetzt. Es hat den Anschein, dass das Commonwealth eine Menge Fahrzeuge und anderen Kram auf dieser zweiten Hälfte der Strecke versteckt hat. Ich habe noch ein paar andere Auslese-Kandidaten mit solchen Dingern rumfahren sehen, und einer der Jungs, mit dem ich kurz vor der letzten Stadt zusammengetroffen bin, hat noch dazu einen ganzen Haufen von automatischen Waffen in einer Hütte entdeckt. Ich denke, beim ersten Teil dieser Prüfung ging es um das nackte Überleben. Jetzt, im zweiten Teil, testen sie, wie lange wir bis zum Ziel brauchen und wie viele Konkurrenten wir unterwegs ausschalten.«
    »Und wie viele Kandidaten willst du vor dem Ende ausschalten, Will?« Tomas hat die Frage so leise gestellt, dass ich sie beinahe überhört hätte.
    Aber Will hat sie sehr genau verstanden. Mit ernster Miene antwortet er: »Die einzigen Mitstreiter, die ich umlegen werde, sind diejenigen, die eine direkte Bedrohung darstellen. So wie unser Freund hier.« Mit dem Daumen deutet er auf den Leichnam auf dem Boden. »Oder findest du, dass er es verdient hätte zu überleben?«
    Will wirft Tomas ein blasiertes, beinahe herausforderndes Lächeln zu. So viel also zu meiner Hoffnung, dass Wills Heldentat die beiden miteinander aussöhnen würde. Ich schiebe mich zwischen die zwei und sage: »Schaut mal, dem Transit-Kommunikator nach haben wir nur noch achtundachtzig Meilen vor uns. Anstatt aufeinander loszugehen, könnten wir unsere Zeit besser nutzen, indem wir frühstücken, zusammenpacken und zusehen, dass wir hier wegkommen.«
    »Tja, da hast du wohl recht, Cia.« Will wirft mir ein unbekümmertes Lächeln zu. »Ich bin bereit einzulenken, wenn Tomas ebenfalls Ruhe gibt.«
    Schweigend nickt Tomas, und ich stoße einen erleichterten Seufzer aus. Zwar bin ich nicht so naiv zu glauben, die beiden würden von nun an jedem Streit aus dem Weg gehen, aber ich hoffe inständig, dass sie ihre Zwistigkeiten auf ein Minimum beschränken.
    Während ich unser Frühstück vorbereite, durchwühlt Will Romans Tasche und findet Kleidung, zwei Wasserflaschen, einen Kompass, eine Angelausrüstung, verschiedene Werkzeuge, einen faltbaren Bogen und den dazugehörigen Köcher mit Pfeilen. Alle Gegenstände sind als Ausrüstung der Auslese markiert. Offenkundig hat der Bursche mindestens einen anderen Kandidaten angegriffen und zumindest verletzt. Wir verspeisen unsere Birnen und das Kaninchen, dann verteilen wir die neuen Habseligkeiten auf unsere Taschen. Ich behalte ein Messer, den Bogen und die Pfeile, und zwar nicht zuletzt deshalb, damit meine beiden verfeindeten Begleiter keine zusätzlichen Waffen zur Hand haben, wenn sie sich mal wieder in die Haare kriegen. Dann, als Tomas und Will gerade nicht hinschauen, entferne ich Romans Erkennungsarmband und lasse es in meine Tasche gleiten, wo sich bereits das Band des Mädchens befindet, das Tomas und ich beerdigt haben. Roman war zwar in keiner Weise vertrauenswürdig, denn er kam mit dem festen Vorsatz in diese Prüfung, um jeden Preis zu gewinnen. Doch obwohl ich verabscheue, was er getan hat, merke ich plötzlich, dass ich die Prüfer noch viel mehr hasse. Roman hatte es sicher nicht verdient, ein zukünftiger Anführer zu werden, aber der Tod scheint mir doch ein extrem hoher Preis für das zu sein, was er tat, um sein Ziel zu erreichen. Ob im Guten oder im Bösen: Sein Leben sollte in Erinnerung bleiben.
    Tomas und ich verstauen unsere Taschen auf den Gepäckträgern unserer Räder. Will geht zu seinem Gleiter, und dann treffen wir drei uns auf der Straße. Am Horizont hinter uns sind zwei Umrisse zu erkennen. Andere Kandidaten? Wenn Will recht hat, dann

Weitere Kostenlose Bücher