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Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Titel: Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)
Autoren: Joelle Charbonneau
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ist. Giftige Pflanzen und Tiere auf der Suche nach Beute sind nur ein Teil der Gefahr. Während der letzten Drei Stadien des Krieges haben gewaltige Beben die Erdoberfläche aufgerissen. Ein einsamer Wanderer, der in eine dieser Spalten fällt, kann leicht an einem gebrochenen Genick, seinen Erfrierungen oder hungers sterben, während er ausgeliefert auf dem Grund der Schlucht auf Hilfe wartet. Zum Schutz vor dem Erfrieren oder Verhungern hat Dad Zeen ein handtellergroßes Gerät geschenkt, das Transit-Kommunikator genannt wird. Die Regierung des Commonwealth hatte es ihm zugeschickt. Dieses Gerät verfügt sowohl über einen Kompass als auch über einen Taschenrechner, und das Kommunikationssystem würde es Zeen ermöglichen, sich mit dem entsprechenden Gerät in Dads Büro zu verbinden, falls es jemals ein Problem geben sollte. Ich weiß nicht, wie es funktioniert, aber ich wette, dass ich das herausfinden würde, falls es jemals nötig sein sollte.
    Wenn Zeen nicht außerhalb der Grenzen arbeitet, dann bewahrt er das Gerät auf einem Regal neben seinem Bett auf. Und tatsächlich. Mein Herz pocht, als sich meine Finger darum schließen. Ich wünschte, Zeen wäre da und würde mir erlauben, das Gerät mitzunehmen. Ich will von ihm hören, dass er es mir verzeiht, weil ich für die Auslese ausgewählt worden bin, er hingegen nicht. Wie gerne würde ich Zeen erzählen, dass unser Vater nur versucht hat, ihn zu schützen, als er gestern die Neuigkeiten über die Kartoffelzüchtung bekannt gab. Er sollte wissen, dass Dad nicht aus egoistischen Motiven heraus, sondern aus Liebe gehandelt hat.
    Ich wickele den Transit-Kommunikator in ein Paar Socken, um ihn gegen Stöße zu schützen, und schiebe ihn in meine Tasche. Währenddessen hoffe ich darauf, dass Zeen noch rechtzeitig genug zurückkommt, damit ich ihm erzählen kann, dass ich etwas von ihm mit nach Tosu-Stadt nehmen werde. Aber tief in meinem Innern weiß ich, dass er es nicht schaffen wird. Zeen ist der klügste meiner Brüder, aber auch der weichherzigste. Win, Hart und Hamin sind liebevoll und freundlich, aber sie nehmen das Leben mit einer Leichtigkeit, an der unsere Mutter manchmal schier verzweifelt. Zeen hingegen ist leidenschaftlich und temperamentvoll. Er regt sich schnell auf, doch seine Liebe ist grenzenlos. Für ihn ist die Vorstellung, jemanden zu verlieren, an dem sein Herz hängt, einfach unerträglich. Als unser Großvater starb, sagte er beinahe einen ganzen Monat lang kein einziges Wort.
    Ich setze mich auf Zeens Bett und schreibe ihm eine Nachricht, in der ich ihn bitte, mir den Kommunikator auszuleihen, und in der ich ihm noch einmal sage, wie viel er mir bedeutet. Das ist zwar nicht die Verabschiedung, die ich mir erhoffe, aber es ist besser als nichts.
    Nun, da ich meine Sachen zusammengesucht habe, steigt Panik in mir auf. Morgen schon werde ich alles, was mir lieb und teuer ist, hinter mir lassen und stattdessen einen Weg einschlagen, der unbekannt und möglicherweise gefährlich ist. Nichts auf der Welt würde ich jetzt lieber tun, als in mein Bett zu klettern und mir die Decke über den Kopf zu ziehen. Stattdessen jedoch schließe ich die Tasche, hänge sie mir über die Schulter und gehe wieder hinaus zu meiner Familie. Ich will versuchen, die letzten Stunden, die mir in ihrem Kreise noch bleiben, zu genießen.

Kapitel 4
    Meine Brüder schlafen noch in ihrem Zimmer, als mein Vater mich aus meinem unruhigen Schlaf weckt. Ich schlüpfe in meine braunen Leggings und eine hellblaue Tunika mit Kapuze, ziehe meine Stiefel an und greife mir die Tasche. Meine Mutter streckt mir einen Becher frische Milch entgegen, damit ich vor dem Aufbruch noch etwas trinke. Ihre Augen sind rot, aber jetzt weint sie nicht mehr. Stattdessen sagt sie mir, wie stolz sie auf mich sei. Als wir uns zum Abschied in die Arme nehmen, kostet es mich einige Überwindung, mich nicht an ihr festzuklammern. Plötzlich bereue ich all die vielen Male, in denen ich sauer auf sie gewesen bin, weil sie mich in meinen Träumen von der Universität nicht bestärkt hat. Inzwischen verstehe ich, warum sie solche Angst davor hatte, dass ich erfolgreich sein könnte. Doch jetzt ist es zu spät.
    Ich kämpfe meine Tränen nieder, trinke meine Milch und stecke den Apfel ein, den Mom für mich auf die Anrichte gelegt hat. Dann verspreche ich, ihr zu schreiben, sobald ich in der Stadt angekommen bin. Mein Vater wartet an der Tür auf mich. Ein letztes Mal umarme ich meine Mutter, ehe ich
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