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Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Titel: Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joelle Charbonneau
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suchen. Einige haben sogar beschlossen zu heiraten. Bei mir hingegen ist alles noch offen, obwohl mein Vater sehr deutlich gemacht hat, dass ich mit ihm und meinen Brüdern zusammenarbeiten kann, wenn ich das möchte. Für mich ist das eine eher trostlose Aussicht, denn mein Daumen ist alles andere als grün. Als ich meinem Vater das letzte Mal zur Hand gegangen bin, habe ich beinahe die Sonnenblumensetzlinge zerstört, für deren Heranziehen er Monate gebraucht hatte. Alles Mechanische kann ich mühelos reparieren, aber Pflanzen bringe ich dazu einzugehen.
    »Du wirst aus dem Bett steigen und dich dem stellen, was dann auf dich wartet, egal was es ist. Ich werde stolz auf dich sein, was auch immer der morgige Tag bringen mag.«
    »Selbst dann, wenn ich nicht für die Auslese ausgewählt werde?«
    »Ganz besonders dann, wenn man dich nicht zur Auslese zulässt.« Er lächelt und gibt mir einen sanften Stoß in den Magen. Als ich noch kleiner war, hatte diese liebevolle Geste immer ausgereicht, um mich in lautes Gelächter ausbrechen zu lassen. Selbst heute noch zaubert sie wenigstens ein kleines Lächeln auf mein Gesicht. Es ist schön zu wissen, dass es Dinge gibt, die sich niemals ändern, selbst wenn ich die leichthin gesagten Worte meines Vaters nicht recht glauben kann, denn Dad hat die Universität besucht. Dort hat er gelernt, Pflanzen und Bäume genetisch so zu verändern, dass sie auch in der verseuchten Erde überleben können. Er spricht nicht viel über seine Zeit an der Uni, auch nicht über die Kolonie, in der er aufgewachsen ist. Vermutlich will er nicht, dass wir von seiner Erfolgsgeschichte eingeschüchtert sind. Was ich aber natürlich trotzdem bin!
    »Du glaubst, ich werde nicht zur Prüfung zugelassen?«
    Mein Vater runzelt die Stirn. »Ich denke, du bist viel cleverer, als du es dir selber eingestehen willst. Man weiß nie, wen das Auswahlkomitee herauspickt, und auch nicht, auf welcher Grundlage dies geschieht. Aus meinem Jahrgang entschied man sich für fünf Prüflinge. Die anderen vier hatten viel bessere Noten als ich gehabt, aber ich war der Einzige, den man auf die Universität schickte. Die Auswahl für die Auslese ist nicht immer fair und auch nicht immer richtig.«
    »Aber du bereust es doch nicht, dass du gegangen bist, oder? Denk doch nur an all die erstaunlichen Dinge, die du deshalb jeden einzelnen Tag tun darfst.« Die Bäume rings um uns herum sind voller Blüten, die eine gute Apfelernte in einigen Monaten verheißen. Johannisbeersträucher wachsen neben Gänseblümchen und anderen Blumen, deren Namen ich nicht kenne; doch ich weiß, dass Dad seinen Teil dazu beigetragen hat, sie zum Sprießen zu bringen. Als ich klein war, gab es all dieses Grün noch nicht, jedenfalls nicht in dieser gesunden Form, die heute überall auf den Hügeln zu sehen ist. Selbst jetzt noch kann ich mich an den dumpfen Schmerz erinnern, den ein leerer Magen beim Zubettgehen bedeutete. Es gab nur wenige Nahrungsmittel, als Dad anfing, mit den Bauern zu arbeiten und Pflanzen anzubauen. Sie hatten Erfolg. Noch heute achten wir in der Five-Lakes-Kolonie darauf, nichts zu verschwenden, aber der Hunger ist nicht mehr länger unser vordringlichstes Problem, und das alles verdanken wir meinem Vater.
    »Ich kann nichts bedauern, was ich nicht beeinflussen konnte.« Seine Blicke wandern in die Ferne, während um uns herum die Vögel zwitschern. Schließlich lächelt er, aber der nachdenkliche Ausdruck in seinen Augen bleibt. Offenbar lässt sich die Erinnerung, die ihn eingeholt hat, nicht so einfach wieder loswerden. »Außerdem wäre ich ansonsten nie hierhergezogen, und deine Mutter und ich wären uns niemals begegnet, wenn ich nicht die Universität besucht hätte. Wo wäre ich dann wohl jetzt?«
    »Wahrscheinlich würdest du noch immer zu Hause bei deinen Eltern wohnen, und deine Mutter würde sich schreckliche Sorgen machen, dass du nie richtig erwachsen und selbstständig wirst.«
    Die Augen meines Dads funkeln, und die dunklen Wolken tief in ihnen sind verschwunden, als er mir liebevoll die Haare zerzaust. »Klingt nach einem Schicksal, das schlimmer als der Tod ist.« So lässt es jedenfalls meine Mutter immer klingen, wenn sie Zeen sagt, dass er sein Leben an sich vorbeiziehen lasse. »Und jetzt komm. Wenn wir uns nicht beeilen, wird sich deine Mutter noch schrecklich aufregen. Ich will nur, dass du eines weißt: Ich glaube an dich. Egal was passiert.«
    Arm in Arm steigen wir das letzte Stück den

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